FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
Ich glaube nicht, dass wir eine weiche Landung hinbekommen. Es wird eine schmerzhafte Korrektur. In den USA berei- ten uns nicht nur die Regionalbanken Sor- gen, sondern auch der Häusermarkt. Auch in Teilen Europas wie Schweden sehen wir einen deutlichen Einbruch am Immobi- lienmarkt. Allein in Großbritannien müs- sen dieses Jahr zwei Millionen kurz laufen- de Hypothekenkredite re nanziert werden, und das bei deutlich höheren Zinsen.Man sagt oft: Wo der Häusermarkt hingeht, da folgt ihm die Wirtschaft. Das wird auch diesmal wieder so sein. Gerät die Bankenkrise außer Kontrolle? Die Banken sind in einem sehr viel besse- ren Zustand als in der globalen Finanzkrise 2008. Dafür sorgten die Regulatoren im letzten Jahrzehnt. Ich sehe den Fall der Cre- dit Suisse nicht als Menetekel für weitere Großbanken in Europa. In den USA haben wir aber mehr als 4.000 Regionalbanken, das sind viel zu viele. Die haben mit der invertierten Zinskurve zu kämpfen und nanzieren 70 Prozent des Gewerbeimmo- biliensektors. Wenn nun der Leerstand bei Büros und Einkaufszentren steigt, werden viele dieser Banken in Probleme geraten. Macht sich das auch an der Liquiditäts- situation amMarkt bemerkbar? Bei Staatsanleihen ist Liquidität kein Pro- blem, bei Unternehmensanleihen ist die Situation sehr volatil. An Tagen mit guter Liquidität verkaufen wir die Titel, die wir vielleicht an schlechten Tagen nicht mehr so einfach losbekommen. Und wir glau- ben, dass noch viele schlechte Tage kom- men werden.Die Flucht in die Qualität hat bereits eingesetzt. Wie weit haben Sie die Risiken in Ihrem Portfolio gesenkt? Wir haben sowohl unsere Qualitätsansprü- che erhöht als auch die Duration hoch- geschraubt. Aktuell haben wir die wohl längste Duration, die wir in unserem Fonds je hatten: 7,5 Jahre. Wenn wir in lang lau- fende Anleihen investieren, sind das meist sichere Staatsanleihen der Industrieländer. Viele Ihrer Konkurrenten raten momentan allerdings zu Unternehmensanleihen. Es gibt viele „Credit-Junkies“ auf dem Markt, die stark auf Unternehmensanlei- hen setzen. Ich halte das für keine gute Idee. Die Zahlungsausfälle werden kom- men. Wir haben unser Kreditengagement bereits in den letzten Quartalen deutlich verringert, vor allem bei Anleihen gerin- gerer Ratings. Wir vermeiden Anleihen geringster Qualität und prozyklische Sekto- ren wie Chemie, Autoindustrie und klassi- sche Konsumwerte. Gelegenheiten sehen wir in defensiven Sektoren wie Gesundheit oder Pharma, hier auch mit längeren Lauf- zeiten und Effektivzinsen von acht bis neun Prozent.Die bieten eine große Sicher- heitsmarge und attraktive Renditen. Was halten Sie von Nachrangpapieren aus dem Bankensektor? Der Credit-Suisse-Blow-up und die Ab- schreibung von Contingent Convertibles (Cocos) noch vor dem Eigenkapital haben Vertrauen vernichtet und die Prämien für Cocos nach oben getrieben.Wir hatten kei- ne Credit-Suisse-Cocos und sind in diesem Segment insgesamt eher gering gewichtet. Allerdings bauten wir im Ausverkauf Posi- » Die Zentralbanken sind viel zu besorgt wegen der Inflation. Die letzten Zinserhöhungen halten wir für falsch. « Ariel Bezalel, Jupiter FOTO: © NIKOLA NEVEN HAUBNER fondsprofessionell.at 2/2023 105
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