FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023
schen Konsumenten gut gefüllt – allein im letzten Jahr stiegen die Bankeinlagen der Privathaushalte um rund 2,6 Billionen US- Dollar. Wenn sie diese auch nur teilweise ausgeben, dürfte die Konsumnachfrage pro tieren, was auch die Umsätze inter- nationaler Luxuskonzerne in der Volksre- publik be ügeln dürfte. Wachstum ist zudem die klar betonte Priorität der Regierung. Vor allem die Geldpolitik hat Spielraum, denn die In a- tionsrate blieb mit zuletzt 2,1 Prozent mo- derat. „Die chinesische Zentralbank scheint entschlossen zu sein, den Geldhahn aufzu- drehen, um die Kreditvergabe anzukurbeln und der Erholung Auftrieb zu verleihen“, sagt Olivier de Berranger, Investmentchef bei LFDE. Während der Konsum aller Wahrscheinlichkeit weiter anzieht, dürfte die Exportnachfrage eher nachlassen, da vor allem in den wichtigen Exportmärkten USA und Europa die Konjunktur deutlich schwächer läuft. Unterm Strich rechnen Volkswirte nach enttäuschenden 3,2 Pro- zent Wirtschaftswachstum 2022 für dieses Jahr mit einem deutlich höheren Plus von etwa fünf Prozent. Schwaches Fundament Eine besonders wichtige Rolle spielt der Immobiliensektor. Er hatte lan- ge Zeit das Wachstum angetrie- ben, bis er zur Konjunktur- bremse wurde.Noch 2018 und 2019 hatten die Immobilien- investitionen um rund zehn Prozent pro Jahr zugelegt. Mit ihrem Versuch, den heiß lau- fenden Bausektor abzubrem- sen, brachten die Behörden 2022 den Markt zum Kollaps. Die Insolvenzen unter den Bauentwicklern schnellten in die Höhe, Immobilienkäufer verloren ihre geleisteten Anzah- lungen, die Restrukturierung des Mega-Bauentwicklers Ever- grande schockte die Märkte. Zuletzt lockerten die Behörden die Res- triktionen wieder, erleichterte Übernahmen und verbesserter Kreditzugang für solidere Bauentwickler sollen den Markt ankur- beln. Potenzielle Bauherren laufen aber weiterhin Gefahr, ihre Anzahlungen an ein Unternehmen zu leisten, das vor Fertigstel- lung der Immobilie in die Pleite rutscht. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hat noch Zweifel: „Die jüngsten po- litischen Maßnahmen der Behörden sind zu begrüßen, aber unserer Ansicht nach sind weitere Maßnahmen erforderlich, um die Immobilienkrise zu beenden“, sagt Tho- mas Helbling, stellvertretender Direktor der Asien-Pazi k-Abteilung des IWF. Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Ma- nagement, p ichtet ihm bei: „Die Krise am Immobilienmarkt ist noch nicht vorbei.“ Regulatorische Lockerungen In den Fokus der Politik gerieten in den letzten Jahren vor allem die großen Tech- nologie rmen mit ihren erfolgreichen und selbstbewussten Firmenlenkern und gro- ßen Datenschätzen. Einen ersten Schock er- lebten Investoren bereits, als Jack Ma, der Gründer des Onlinehandelsriesen Alibaba, imOktober 2020 nach regierungskritischen Aussagen für Monate verschwand und die Behörden den geplanten Börsengang von Alibabas Fintech-Sparte Ant Financial ab- bliesen. Es folgte eine beispiellose Serie von tiefen Eingri en in den Internet- und Tech- nologiesektor bis weit in das Jahr 2022 hinein. Auch Mas zeitweises Verschwinden machte Schule: Nach zahlreichen anderen Firmenlenkern traf es zuletzt Bao Fao, den Vorsitzenden der Investmentbank China Renais- sance Holding. Für zusätzlichen Streit mit den amerikanischen Behörden sorgte, dass die chinesische Auf- sichtsbehörde US-Wirtschafts- prüfern zeitweise den Zugang zu den chinesischen Aktien- gesellschaften verweigerte, die über ADR-Anteilsscheine an der Wall Street gelistet sind. Damit drohte diesen Firmen, ihr US-Listing zurückziehen zu müssen – mit weitreichenden Folgen für den Zugang zu aus- ländischem Kapital. Erholung voraus? Kursentwicklung an Hongkongs Aktienbörse Hongkongs Börse hat ihr Ende 2022 erreichtes Tief hinter sich gelassen. Alte Höhen sind aber noch in weiter Ferne. Quelle:Bloomberg (Monatsdaten) 10.000 15.000 25.000 30.000 35.000 ’23I 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 Hang Seng Index 30.845 20.429 » Das durchschnittliche Gewinnwachstum liegt bei etwa 20 Prozent. « Nicholas Yeo, Abrdn fondsprofessionell.at 1/2023 75 FOTO: © ABRDN
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