FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023

Fondsmanager in gewisser Weise seine eigenen A nitäten hat. Christoph Bruns kommt aus einer Zeit, als Industriewerte und Energierohsto e eine wesentliche Rol- le gespielt haben. Ich will gar nicht sagen, dass ich nicht in Industrieunternehmen investieren würde, im Gegenteil. Aber ich p ege aufgrund meiner Präferenzen einen durchaus stärkeren Fokus auf den Dienst- leistungssektor und die IT-Branche sowie hie und da auch Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Pharma. Heuser: Sie gelten beide nicht ohne Grund als ausgeprägte Value-Investoren. Aber auch dieser Anlagestil lässt ja durchaus In- terpretationen zu. Wie sieht es hier aus? Boydak: Ganz allgemein betrachtet sind wir uns durchaus sehr ähnlich, was unsere grundsätzliche Investmentphilosophie be- tri t. Aber weil Sie nach „Interpretationen“ gefragt haben: Christoph Bruns liebt es, wenn er eine Aktie auf einem extrem güns- tigen Kursniveau erwerben kann. Ich wäre in vielen Fällen bereit, ein wenig mehr zu bezahlen, solange die Aussichten des da- hinterstehenden Unternehmens vielver- sprechend sind. Glow: Dann ist Christoph Bruns eher der Benjamin Grahamund Sie sind derWarren Buffett von Loys? Boydak: Ohne mich nun in eine Reihe mit so großen Namen stellen zu wollen, aber in gewisser Weise tri t es das. Ich bin wahr- scheinlich nicht ganz so „deep“ in meinem Verständnis von Value und neige eher dazu, auch die Qualität eines Unterneh- mens und seines Wachstums stärker als Entscheidungsfaktor miteinzubeziehen. Glow: Wobei Sie doch kaumverhehlenwer- den, dass die Performance des Loys Global sicher ganz gehörig zu der Entscheidung beigetragen hat. Boydak: Wir konnten natürlich nicht mit der längerfristigen Performance zufrieden sein. Aber dass ein benchmarkunabhängi- ges Value-Konzept unter Umständen auch einmal über längere Strecken schlechter abschneidet als sein Vergleichsindex MSCI Welt, darf doch eigentlich niemand wirk- lich verwundern angesichts der Gesamt- marktentwicklung, wie wir sie in den ver- gangenen Jahren erlebt haben. Wenn Sie sich andererseits einen Zeitraum wie die vergangenen drei Jahre anschauen, dann haben sowohl der Loys Global als auch der Loys Aktien Global im Jahresschnitt um mehr als zwölf Prozent zugelegt, nicht wesentlich schlechter als der Index. Daher nde ich es fast schon ein wenig unfair, wenn wir generell und auch über andere Zeiträume mit dem MSCI verglichen werden. Heuser: Aber warumsollte das unfair sein? Immerhin ist der Fonds der Vergleichs- gruppe AktienWelt zuzuordnen. Boydak: Das ist schon richtig, und vielleicht ist „unfair“das falsche Wort. Aber wenn Sie sich die Zusammensetzung des MSCI Welt anschauen, dann wird schnell erkennbar, was ich meine, nämlich dass es oft ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen ist. Der MSCI Welt hat einen Anteil von zirka 70 Prozent in US-Dollar denominierten Wer- ten, unser Loys Global lediglich zehn Pro- zent.Wenn Sie dieses Delta von 60 Prozent über die vergangene Dekade um Delta 30 Prozent – den Anstieg des US-Dollars in diesem Zeitraum – aufwerten lassen, dann macht das einen Performanceunterschied von 20 Prozentpunkten nur durch die Währungsentwicklung aus. Ein aus meiner Sicht insofern fatales Signal, als ich nicht davon ausgehe, dass der US-Dollar in der kommenden Dekade noch einmal um 30 Prozent zulegen wird. Die nächsten fünf Jahre des MSCI werden meiner Meinung nach ganz anders aussehen. Glow: Und wie werden Sie es im Loys Global in Bezug auf das allgegenwärtige Thema ESG halten? Bei unserem letzten » Ich bin wahrscheinlich nicht ganz so ›deep‹ in meinem Verständnis von Value. « Ufuk Boydak, Loys Ufuk Boydak, Loys MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Ufuk Boydak | Loys 58 fondsprofessionell.at 1/2023 KREUZ VERHÖR FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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