FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023
beiten. Häu g seien in Irland, Luxemburg und Frankreich aufgelegte Sondervermö- gen betro en gewesen. Einen Zusammen- hang zwischen fehlenden BIBs und be- stimmten Fondstypen oder Anbietern stell- ten die Marktteilnehmer aber nicht fest. Mittlerweile dürfte sich die Situation beru- higt haben, so meint Ferstl: „Bei unserem Fondsportal greifen wir auf Mountain-View- Daten zu, die Verfügbarkeit der PRIIPs- BIBs war hier sehr schnell sehr hoch, und wir konnten unseren Beratern bis Ende Jänner umfassend PRIIPs-BIBs für ihre Beratung zur Verfügung stellen.“ Damit war es auch wieder möglich, Fonds für neue Sparpläne zu ordern.Denn ob Einmalanlage oder Sparplan – das BIB muss in beiden Fällen vorliegen. Aus- genommen sind lediglich bereits vor dem 1. Jänner 2023 eingerichtete Sparpläne. Der Wechsel vom KID zum BIB war ins- gesamt, so der Tenor der Marktteilnehmer, unproblematisch. Trotzdem ergeben sich durch die neuen Vorgaben auch durchaus spannende Veränderungen,meint etwa der Wiener Finanz- und Kapitalmarktrechts- experte Georges Leser, der auch die Mit- glieder des Branchenverbandes AFPA als „Lotse“ unterstützt. Neuer Risikoindikator Leser meint etwa den neuen Risikoindi- kator, der im PRIIPs-BIB verp ichtend an- zugeben ist (siehe Kasten nächste Seite). Der bisher anzuwendende Risikoindikator „Synthetic Risk and Reward Indicator“ (SRRI) basierte im Wesentlichen auf der Volatilität, die anhand der vergangenen wöchentlichen Renditen in den letzten fünf Jahren unter Berücksichtigung allfälli- ger Dividendenzahlungen erzielt wurde. Diese annualisierten Volatilitätsintervalle wurden in weiterer Folge in sieben Risiko- kategorien eingestuft. Letztlich spiegelte der SRRI daher ausschließlich das jeweilige Marktrisiko wider. Kreditrisiken von Emit- tenten und Liquiditätsrisiken blieben daher bei der Risikobewertung unberücksichtigt. Dies ändert sich nun bei der Risikoklassi - zierung nach dem neuen Summary Risk Indicator (SRI). Aufgrund der unterschied- lichen Berechnungsmethoden sind die Bandbreiten für die Schwankungen pro Risikokategorie aber weiter gefasst. Das hat zur Folge, dass viele Fonds jetzt ein bis zwei Risikostufen tiefer eingruppiert sind als bisher. Problematisch ist dies für jene Wert- papier rmen, die bei der Risikoklassi zie- rung der Fonds bisher auf das SRRI-Mo- dell gesetzt haben und sich nun auf das SRI-Modell umstellen müssen. „Für Wertpapierberater bedeutet dies zunächst, dass sie sich mit den unterschied- lichen rechtlichen Voraussetzungen ausein- andersetzen müssen. Die in den PRIIPs- BIBs dargestellten Risiken müssen daher vom Wertpapierberater dem jeweiligen Anleger in verständlicher Form dargelegt werden. Insbesondere ist dabei auf die unterschiedlichen Risiken (Markt-, Kredit- und Liquiditätsrisiko) einzugehen. In vielen Fällen wird der Wertpapierberater auch beim Emittenten rückfragen müssen“, er- klärt der Experte. Eine besondere Bedeu- tung hat dies künftig auch bei Wertpapier- beratungen zu unterschiedlichen Anlage- produkten. Stehen beispielsweise hinsicht- lich eines spezi schen Aktienindex ein OGAW-Indexfonds sowie ein Indexzerti - kat eines Emittenten zur Auswahl, werden im Rahmen des Beratungsgesprächs nach allgemeiner Erörterung des Marktrisikos insbesondere das Kreditrisiko und das Liquiditätsrisiko des jeweiligen PRIIPs mit dem Kunden erörtert werden müssen. „Der jeweilige Anleger muss daher sämt- liche Risiken im Zusammenhang mit den angebotenen PRIIPs verstehen“, warnt Leser. Für Berater, die bisher mit dem SRRI-Modell gearbeitet haben, ist zudem die Tatsache unangenehm, dass angesichts der Anpassung der Risikosystematik in weiterer Folge auch die Anlegerpro le zu adaptieren und mit den Kunden neuerlich detailliert zu besprechen sind. „Durch die geänderten Bandbreiten des VEV im SRI gegenüber der Volatilität im SRRI entspre- chen die Kundenangaben zur Risikonei- gung nicht mehr den neuen Risikoklassen, wenn auf die Schwankungsbreite Bezug genommen wird“, so Leser. Bei der Privatconsult stellt das allerdings kein großes Problem dar. So klassi ziert die Wertpapier rma die Fonds mittels Anlage- klassen vom Risiko her selbst. „Dies hat sich gerade bei der Umstellung Anfang des Stefan Wonisch, die Plattform: „Wir greifen auf einen großen Datenanbieter zu, teilweise wurde in den ersten Tagen noch das ,alte KID‘ geliefert.“ Dr. Georges Leser, Rechtsanwalt und AFPA-Lotse: „Angesichts der Anpassung der Risikosystematik sind die Anlegerprofile zu adaptieren.“ fondsprofessionell.at 1/2023 271 FOTO: © OKSANA GUZENKO (WWW.GUZIMAGE.COM), SIGRID AICHER
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