FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023
Letzter Akt Die traurige Geschichte der MPC-Reefer-Fonds beschäftigte die Gerichte viele Jahre. Der Hartnäckigkeit des VKI verdanken Anleger, dass sie am Ende den Insolvenzverwalter abwehren konnten. E ine lange Leidensgeschichte ist zu Ende. Protagonisten des Dramas sind auf der einen Seite das Hamburger Finanz- unternehmen MPC Capital und der ge- schlossene Schi sfonds „Reefer 1“. Auf der anderen Seite stehen Tausende deutsche und österreichische Privatanleger, die sich bei der Zeichnung des Fonds im Jahr 2006 von dem Investment eine ordentliche Rendite erwarteten. Heute steht fest: ver- geblich. Schon wenige Jahre nach Fonds- au age geriet die Flotte von 14 Kühl- schi en (Reefer) in wirtschaftliche Schwie- rigkeiten, weil die Einnahmen niedriger und die Kosten höher als geplant waren. Ein Rettungsversuch jagte den vorigen, doch im Februar 2019 musste die Fonds- geschäftsführung Insolvenz anmelden. Im November erö nete das Amtsgericht in Hamburg schließlich das Insolvenzverfah- ren (Az.: 67a IN 52/19). Damit sind rund 145 Millionen Euro Eigenkapital der Anle- ger, von denen knapp tausend Österreicher sind, verloren. Die Fondsgesellschaft hatte Kreditschul- den von mehr 150 Millionen US-Dollar. Der Kapitaldienst konnte schon in den Jah- ren vor der Insolvenz nicht mehr bedient werden. Die nanzierende Bank machte erwartungsgemäß Druck. Um die Position in den Verhandlungen mit der HSHNord- bank zu verbessern, wurden die Anleger bereits 2013 aufgefordert, weitere 15 Pro- zent ihrer ursprünglichen Kapitaleinlage als Sanierungskapital einzuzahlen. Insolvenzverwalter meldet sich Der Schi sfonds kam trotzdem nicht mehr in Fahrt. 2018 versuchte MPC die Pleite mit Schi sverkäufen zu verhindern. Damit wurde eine geordnete Abwicklung bis zum Jahr 2020 angestrebt. Das Ziel war, ein Insolvenzverfahren zu verhindern, was beim Schwesterfonds „Reefer 2“, dem es wirtschaftlich ähnlich ging, gelang. Dieser Plan ging nicht auf, und so stellte die HSH Nordbank Anfang 2019 ihre Darlehens- forderung fällig. Der darauf folgende Insol- venzantrag war die logische und rechtlich zwingend erforderliche Konsequenz. Drei Jahre später, Ende November 2022, wurden die Anleger überraschend vom Hamburger Insolvenzverwalter Hagen Freiherr von Diepenbroick angeschrieben und aufgefordert, die wenigen Auszahlun- gen, die sie von ihrem Fonds erhalten hatten, zurückzugeben. Dabei geht es um bis zu 14 Prozent des Zeichnungskapitals, die an Anleger in den ersten Jahren der langen Fondslaufzeit ausgeschüttet worden sind. Wer nicht zahlen wollte, war mit einer Klage bedroht. Das rief den Verein für Konsumenten- information (VKI) in Wien auf den Plan. Er bekämpfte das Ansinnen des Insolvenz- verwalters mit juristischer Unterstützung des Wiener Anwalts Sebastian Schumacher, der bereits seit vielen Jahren vom VKI damit beauftragt ist, auf Anlegerseite gegen den deutschen Fondsinitiator MPC, seine Treuhandgesellschaft TVP und einstige Ver- triebspartner vorzugehen. VKI bekämpft Forderungen Juristisch ist dieser Fall delikat: Denn der Insolvenzverwalter wandte sich direkt an die Anleger, obwohl diese zu rund 90 Pro- zent nicht direkt an der Fondsgesellschaft Ende 2022 forderte der Insolvenz- verwalter des Schiffsfonds „Reefer 1“ die Anleger zur Rückzahlung von Ausschüttungen auf. Die Konsumen- tenschützer urgierten erfolgreich und bewahrten die Investoren vor Klagen. STEUER & RECHT Urteil zu MPC 268 fondsprofessionell.at 1/2023 FOTO: © GUDRUN | STOCK.ADOBE.COM
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