FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023
haltigkeit zu drängen. Stimmen Sie dem zu? Durchaus! Denn wir dürfen das Thema Nachhaltigkeit nicht zu Marketingzwecken missbrauchen. Schließlich überantworten unsere Kunden uns nichts weniger als die treuhänderische Verantwortung für ihre Vermögenswerte. Dass wir unsere Welt über alle Wirtschaftssektoren und -kreisläu- fe hinweg deutlich nachhaltiger gestalten müssen, steht dabei wohl außer Frage. Die Frage ist nur: Wie setzt man das konkret um? Auf dem Weg dorthin haben gerade wir als Asset Manager die großartige Chan- ce, Kapital üsse in jene Unternehmen zu lenken, die von einer Net Zero Transition überproportional pro tieren. Ein Thema, das Ihnen offenbar besonders amHerzen liegt, ist die Blockchain-Techno- logie im Asset Management. Warum? Weil uns diese Technologie die Möglichkeit eröffnet, in einer komplett dezentralen und transparenten Welt Finanztransaktionen durchzuführen – und zwar innerhalb von Nanosekunden. Das ist vom Prinzip her revolutionär und kann sogar helfen, ein Level Playing Field zwischen aktivem und passivemManagement herzustellen. Wie das? ImMoment pro tiert der ETF-Bereich sehr stark davon, dass Investoren ihre Markter- wartungen nicht nur schnell und einfach, sondern auch zu einem vergleichsweise geringen Preis implementieren können. Wenn durch die Blockchain die gesamte operationelle Wertschöpfungskette imAsset Management auf den gleichen Standard gesetzt wird, so bringt das auch das aktive Geschäft entscheidend nach vorn. Der viel- leicht spannendste Punkt, von dem wir aber noch am weitesten entfernt sind, ist die Möglichkeit, via Blockchain mit soge- nannten Token de facto jedes Vermögens- gut dieser Welt investierbar zu machen.Da- durch werden auch Privatanleger stärker in reale Werte investieren können. Die Entwicklungwar zuletzt stark bestimmt vom Thema illegale Kryptotransaktionen. Inwieweit kann das zumBremsfaktor auch für die Blockchain werden? Hier werden noch viel zu viele Dinge in einen Topf geworfen,weil nicht unterschie- den wird zwischen der Technologie einer- seits und den darauf basierenden Produk- ten wie Bitcoin oder inzwischen hunderten anderen Kryptowährungen andererseits.Vor diesem Hintergrund gebe ich Ihnen recht: Die Pleite einer Handelsplattform wie FTX hat sicher viel Glaubwürdigkeit und Ver- trauen in Bezug auf digitale Assets und auch die Blockchain-Technologie gekostet. Mit welcher Konsequenz? Das wird den Innovationsprozess sicher ver- langsamen. Ich halte es trotzdem für unent- behrlich, als Asset Manager den Weg aktiv zu begleiten. Zum einen ist es für das glo- bale Geldsystem von Vorteil, wenn es eine dezentrale Liquidität, eine eigenständige Währung gibt, die nicht zentral reguliert und von Notenbanken beein usst wird, indem Zinsen oder Geldmenge künstlich hoch- oder runtergefahren werden und da- mit de facto die Preis ndung von Vermö- genswerten von den Fundamentaldaten entkoppelt wird. Zudem darf sich gerade die Investmentbranche nicht dem Wandel verschließen, der sich vor unseren Augen vollzieht, wenn traditionelle Investment- und Sparmodelle zunehmend einer neuen, sehr stark onlinedominiertenWelt weichen. Aber eines steht für mich auch fest: Der Weg in diese neue Welt muss reguliert wer- den, und das auf globaler Ebene. Dann können wir auch verloren gegangenes Ver- trauen zurückgewinnen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Oliver Bilal Im Mai 2022 hat Oliver Bilal die Vertriebsleitung von Invesco in der EMEA-Region übernommen. Bevor er zu Invesco kam, hat der gebürtige Deutsche die Vertriebsaktivitäten von Natixis Investment Managers verantwortet. Zu seinen weiteren Stationen gehören UBS Asset Management und die frühere Pioneer Investments. » Dass wir unsere Welt deutlich nachhaltiger gestalten müssen, steht wohl außer Frage. « Oliver Bilal, Invesco FOTO: © TOM BIRTCHNELL fondsprofessionell.at 1/2023 217
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