FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023
Wobei doch auch Sie einräumen müssen, dass dabei die Notenbanken durch ihre Niedrigzinspolitik über Jahre hinweg für massive Unterstützung gesorgt haben? Prawitz: Die aber nun mehr und mehr entzogen wird, weil die Zentralbanken als „Käufer zu nahezu jedem Preis“ zuneh- mend wegfallen. Zusätzlich macht natür- lich eine Politik steigender Zinsen die Welt nicht einfacher. Deshalb müssen wir uns nach meiner Erwartung in der vor uns lie- genden Dekade auf strukturell niedrigere Renditen bei einer gleichzeitig höheren Volatilität einstellen. Ein Umfeld also, in dem gerade aktive Manager die Chance haben, nicht nur höhere Erträge zu erwirt- schaften, sondern auch Risiken besser zu managen. Eine Marktphase wie in den ver- gangenen Jahren, in der sich mit einem simplen 60-zu-40-Modell relativ mühelos eine hohe Performance erzielen ließ, wird es auf absehbare Zeit nicht mehr geben. Das hört sich ja fast wie ein Abgesang an. Ist Multi-Asset etwa Ihrer Ansicht nach tot? Prawitz: Ein simples, weil statisches 60-zu- 40-Modell als Managementansatz ist mei- ner Ansicht nach tatsächlich tot. Ein be- wusst aktiv betriebenes Multi-Asset-Invest- ment dagegen keineswegs, im Gegenteil: Wir stehen gerade vor einer Art neuen Phase, dieser Art Kundengelder zu mana- gen. Wenn man als Asset Manager in der Lage ist, imRahmen seines Mandats Chan- cen bewusst wahrzunehmen und gleich- zeitig Risiken gezielt abzusichern, dann hat Multi-Asset nach wie vor eine große Zukunft. Vorausgesetzt,man hat seine stra- tegische Asset Allocation professionell auf- gestellt und ist auf der taktischen Seite mutig genug, auch kurzfristig auftretende Chancen wahrzunehmen. Trifft das auf Ihre Gesellschaft zu? Küssner: Dazu muss man nur einen Blick auf die Ergebnisse werfen, die ein Fonds- manager wie Ingmar Przewlocka mit dem von ihm verantworteten Global Multi-As- set Balanced in Upside- wie auch in Down- sidephasen erzielt hat. Seit seinem Antritt bei Schroders vor viereinhalb Jahren hat der Fonds in jedem Jahr seinen Vergleichs- index wie auch den Durchschnitt der entsprechenden Kategorie geschlagen und landet regelmäßig unter den besten zehn Prozent seiner Assetklasse. Darf man daraus schließen, dass es auch künftig keine ETFs von Schroders gibt? Küssner: So ist es. Wobei wir im Grunde nicht einmal Berührungsängste mit passi- ven Produkten haben. Nicht ohne Grund nutzen wir sie unter taktischen Gesichts- punkten durchaus, auch in unseren Multi- Asset-Mandaten. Wir haben aber in Bezug auf unser eigenes Haus ganz klar entschie- den, ein aktiver Asset Manager zu bleiben. Wennman sich dieMittelflüsse der vergan- genen Jahre anschaut, könnte man aber sagen, dass Sie etwas verpassen, wenn Sie im passiven Geschäft nicht mitspielen. Prawitz: Abgesehen davon, dass sicher beide Seiten ihre Berechtigung haben, konnte das ETF-Geschäft vor allen Dingen davon pro tieren, dass die entsprechenden Anbie- ter von einer vergleichsweise niedrigen Basis aus gestartet sind, was ein gern ver- nachlässigter Aspekt ist, wenn von den Ab- satzerfolgen der ETF-Industrie geschwärmt wird. Ich bezwei e allerdings, dass dieser Boost weiter anhalten wird. Auch wenn jetzt mehr und mehr aktiv gemanagte ETFs an den Markt kommen und mit ver- meintlich günstigeren Kosten werben, so müssen die jeweiligen Anbieter erst noch unter Beweis stellen, dass sie über lange Strecken in der Lage sind, das zu halten, was sie versprechen. Denn am Ende zählt für jeden Investor der Ertrag nach Kosten, den er mit einer Lösung erzielt. » In England werden immer noch rund 80 Prozent der Beratung im Publikumsgeschäft über den IFA-Markt erbracht. « Alexander Prawitz, Schroders KURZ-VITA: Alexander Prawitz Nach dem Wirtschaftsstudium in Berlin hat Alexander Prawitz sein gesamtes Berufsleben bei Schroders verbracht. Begonnen hat er im Jahr 2007 als Vertriebsbeauftragter, ab 2012 arbeitete er einige Jahre in der Niederlassung der Briten in Hongkong, ab 2017 leitete er das Osteuropageschäft. Anfang dieses Jahres übernahm er von Achim Küssner die Leitung der Frankfurter Niederlassung. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Achim Küssner + Alexander Prawitz | Schroders 208 fondsprofessionell.at 1/2023
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