FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023
„Wir werden einige aktive Manager sehen, die in den ETF-Markt vordringen“, folgert Glynn. Ganz ähnlich sieht das McNeil. „Aktive ETFs eroberten die USA im Sturm“, sagt der Han-ETF-Gründer. Bei mehr als zwei Drittel der Neuau agen in den USA handelt es sich um aktive ETFs. Zudem entschlossen sich mehrere Anbie- ter, herkömmliche Fonds auf das Vehikel des ETF zu übertragen. „Diese Trends wer- den auch nach Europa übergreifen“, gibt sich McNeil überzeugt. Goldman als Disruptor So setzt auch Goldman Sachs ganz auf aktive ETFs. Ansonsten ist nicht viel über die Pläne der New Yorker bekannt. Auf der Website des Projekts namens „Goldman Sachs ETF Accelerator“ ndet sich lediglich ein Video mit der Che n Lisa Mantil und ihrem Vize. „Bislang haben Interessenten nur die Möglichkeit, ein ETF-Geschäft hausintern aufzubauen, was viele Ressour- cen und Zeit benötigt“, sagt Mantil. „Oder sie kaufen einen bestehenden Anbieter, was viel Geld kostet.“ Goldman Sachs erö ne mit der „digitalen“ Plattform des ETF Accelerator nun eine dritte Option. Die Schlagworte „Technologie“ und „Disrup- tion“ fallen öfters in dem Video. Zudem beruhe das Projekt auf der Nachfrage und den Wünschen der Kunden. In der Branche wird über das Vorhaben viel getuschelt. So hängt Goldman Sachs die Plattform augenscheinlich nicht bei der Asset-Management-Sparte auf – wohl um Interessenkon ikte zu vermeiden, da diese selbst ETFs anbietet. Ein Branchenbeobach- ter, der nicht genannt werden möchte, sieht damit längst nicht alle Zweifel ausgeräumt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass aktive Asset Manager die Handelswünsche ihrer Portfoliomanager an Goldman Sachs wei- terleiten wollen“, so der Insider. Ein anderer hat noch nichts davon gehört, dass die Investmentbank nennenswert Personal an- geheuert hätte, zumindest nicht in Europa. Fragen zum Projekt wollte Goldman Sachs auf Anfrage von FONDS professionell noch nicht beantworten. Geschäftsidee geadelt Die anderen Akteure gewinnen dem großen Konkurrenten positive Seiten ab. „Der Markt für White-Label-ETFs ist groß genug“, sagt Glynn von Waystone. „Gold- man Sachs verleiht mit seinem Namen dem Feld zusätzliche Glaubwürdigkeit.“ In den USA gebe es ein knappes Dutzend ETF-White-Label-Akteure. „Das zeigt, wel- ches Potenzial das Geschäft birgt.“ Und Han-ETF-Gründer McNeil ergänzt schel- misch: „Wenn eine große Bank wie Gold- man Sachs den Markt betritt, dann adelt das natürlich unsere Geschäftsidee – und treibt den Marktwert unseres Hauses in die Höhe.“ SEBASTIAN ERTINGER FP » Der Markt für White-Label-ETFs ist groß genug. « Henry Glynn, Waystone Aktien dominieren im Bestand … Verteilung des europäischen ETF-Vermögens nach Anlageklassen Klarer Favorit der Anleger in Europa sind Indexfolger auf Aktien. Sie domi- nieren den Markt. *wieAlternativeoderMischfonds Quelle:RefinitivLipper |Stand:Ende2022 Geldmarkt 1,0 % Gesamtvermögen: 1.242,3 Mrd. Euro Sonstige* 0,7 % + + Rohstoffe 2,6 % Aktien 71,2 % Anleihen 24,5 % … und beim Vertrieb Nettomittelaufkommen europäischer ETFs 2022 nach Anlageklassen Beim Absatz zeigt sich, dass Renten-ETFs an Fahrt gewinnen. Dennoch haben Aktienfonds die Nase vorn. Quelle:RefinitivLipper Rohstoffe Alternative Sonstige Mischfonds Geldmarkt Anleihen Aktien Nettomittelaufkommen in Milliarden Euro +51,1 +30,8 +2,1 +0,4 +0,01 -0,6 -3,6 VERTRIEB & PRAXIS Indexfonds 204 fondsprofessionell.at 1/2023 FOTO: © WAYSTONE
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