FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023

Dabei wollen wir keine künstlichen Pro- dukte erschaffen, die die Welt nicht braucht, sondern einen echten Investitionsbedarf identi zieren. Das Thema Infrastruktur zählt dazu, ebenso die Finanzierung von mittelständischen Unternehmen. Unsere Wirtschaft steht vor strukturellen Verände- rungen, die Investitionen in verlässliche, saubere und günstige Energie sowie siche- re, diversi zierte Lieferketten erfordern. Auch die Beschaffung von Rohstoffen spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Das ist für die Regierungen in Europa und in Deutschland eine echte Herausforderung, denn die Finanzierung dieses Umbaus wird nicht nur durch den Staat oder die Banken erfolgen können. Privates Kapital muss Teil dieser Transformation sein. Wie können Anleger daran teilhaben? Für Asset Manager ist es schwierig, in mit- telständische nicht börsennotierte Unter- nehmen zu investieren. Hier helfen uns unsere Beziehungen zur Deutschen Bank und anderen Instituten. Durch etablierte Kundenbeziehungen haben sie direkten Fi- nanzierungszugang zu den Mittelständlern, die die treibende Kraft des europäischen Wandels sind. Und als Vermögensverwalter verfügen wir über das Know-how, um uns an solchen Finanzierungen zu beteiligen und diese für unsere privaten und institu- tionellen Kunden investierbar zu machen. Ihrem Haus wurde Greenwashing vorge- worfen. Wie kann die DWS bei Nachhaltig- keit wieder glaubwürdig auftreten? Richtig ist: Der Fall hat uns in die Defen- sive gebracht – ausgerechnet bei demwich- tigen Thema Nachhaltigkeit. Sehen Sie mir aber bitte nach, dass ich mich zu den Vor- würfen im Einzelnen nicht äußern kann. Nur so viel: Wir stehen zu unseren Jahres- abschlüssen und Prospekten. Wir haben aus den Untersuchungen und unseren inter- nen Überprüfungen gelernt und stellen sicher, dass unsere ESG-Governance, -Pro- zesse und -Kontrollen in Zukunft noch robuster sind. Wir arbeiten eng und trans- parent mit den Behörden zusammen, sind jedoch natürlich auf deren Zeitplanung angewiesen, wenn es um eine Lösung geht. Zudem wollen wir die Ergebnisse einer internen Überprüfung unserer Prozesse und Governance veröffentlichen. Ich setze darauf, dass unsere Kunden all das sehen und uns abnehmen, dass wir hier transpa- rent agiert haben. Wir müssen wieder da- hin kommen, dass unsere Mitarbeiter bei diesem Thema nicht den Kopf einziehen müssen, sondern selbstbewusst mitdiskutie- ren können. Im Rahmen unseres Kapital- markttages habe ich unser Bekenntnis zur Nachhaltigkeit explizit bekräftigt: Es gibt keinen Zweifel, wie wichtig das Thema für uns, aber vor allem für unsere Kunden ist. Wurde das Thema Nachhaltigkeit bei der DWS zu sehr von oben verordnet? Nein, das glaube ich nicht. In der ganzen Branche herrschte eine Aufbruchstimmung. Nachhaltigkeit war und ist nach wie vor ein großes Thema. Da kam es eben auch zu einer überschwänglichen Kommunika- tion.Wir sollten weniger über Nachhaltig- keit reden – dafür aber mehr liefern, denn die Herausforderungen durch den Klima- wandel sind enorm. Zudem gab es Berichte, Sie würden eine Umbenennung der DWS erwägen. Damit würde das Haus einmal mehr seinen Namen wechseln. In den meisten Regionen der Welt dürfte der Name unseres größten Aktionärs, der Deutschen Bank, sicher bekannter sein.Das ändert aber nichts daran, dass die DWS unsere einheitliche globale Marke ist und bleibt. Der Markenname steht nicht zur Diskussion. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER FP KURZ-VITA: Stefan Hoops Stefan Hoops gilt als Vertrauter von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. Den Großteil seiner Karriere absolvierte der aus Hannover stammende Hoops bei dem Institut und lenkte die Unternehmensbank, bevor er im Juni 2022 die DWS-Führung übernahm. 2006 und 2007 arbeitete er bei Lehman Brothers in Frankfurt. Hoops studierte in Bayreuth. » Der Markenname steht nicht zur Diskussion. « Stefan Hoops, DWS FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Stefan Hoops | DWS 192 fondsprofessionell.at 1/2023

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