FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023

Wir sind bereits ganz gut aufgestellt, insbe- sondere in unserem Heimatmarkt. Richtig ist, dass wir zu abhängig von wenigen großen Vertriebspartnern sind und bei anderen Bankengruppen nicht immer mit unseren Produkten vertreten sind. Daran wollen wir arbeiten, uns aber auch neue Felder erschließen. Welche wären das? Neobanken und andere digitale Plattfor- men werden immer relevanter. Wir müs- sen vor der Welle sein und Partnerschaften mit diesen neuen Akteuren ausbauen, bevor wir wegen ihnen unsere Schnitt- stellen zu und unsere Relevanz bei den Kunden verlieren. Die damit einherge- hende nachhaltige Veränderung im Markt wollen wir für uns nutzen.Wer hier mutig voranschreitet, kann schneller wachsen als der Wettbewerb. Stellt es für Asset Manager eine Option dar, selbst über digitale Wege den direkten Kundenkontakt aufzubauen? Das halten wir für schwierig. Bei kom- plexeren Produkten oder Fragestellungen legen Kunden Wert auf eine persönliche Beratung. So etwas selbst aufzubauen wäre nicht zielführend, zumal wir sehr gute Part- nerschaften mit Banken und Finanzver- trieben haben. Bei einfacheren Produkten hingegen nutzen Menschen zunehmend Plattformen wie etwa Neobroker. Aber sie möchten dort nicht nur die Produkte eines Anbieters erhalten, sondern sich das Beste aus einem breiten Sortiment herauspicken – und da wollen und müssen wir dabei sein. Wir sind ein Produktlieferant, auch im digitalen Bereich. Umfasst dies auch Krypto-Assets? Zunächst einmal geht es darum, traditio- nelle Assets wie Aktien oder Fonds auf die Blockchain zu heben – sie also als digitalen Token abzubilden – und damit für die neue Zielgruppe der Wallet-Nutzer inves- tierbar zu machen.Diese Tokenisierung hat das Potenzial, die Wertschöpfungskette in der Investmentwelt fundamental zu ver- ändern. Traditionell braucht es viele Zwi- schenschritte mit unterschiedlichen Akteu- ren, bis das Geld des Anlegers in einen Fondsanteil investiert ist.Denken Sie an das kontoführende Institut des Anlegers, die Verwahrstelle, die Börse, die Kapitalverwal- tungsgesellschaft oder die Depotbank. Das ließe sich über eine Blockchain viel e zien- ter abwickeln. Wir als Asset Manager ste- hen in dieser Wertschöpfungskette nah am Kunden und sind deshalb gut positioniert, eines Tages selbst Fonds über die Block- chain anbieten zu können.Dies würde eine zusätzliche Ertragsquelle für uns darstellen. Wären Kryptowährungen auch ein Betäti- gungsfeld für die DWS? Bei Kryptowährungen bleiben wir vorsich- tig, aber aufmerksam. Man darf jedoch nicht vergessen, dass Millionen von Men- schen Kryptowährungen gekauft haben – auch bei durchaus zweifelhaften Anbietern. Es besteht also offenbar Interesse am The- ma. Für uns bedeutet das zu überlegen, ob wir selbst einen sicheren Zugang zu dieser Assetklasse anbieten wollen. Erfordert dies enorme Investitionen? Die Kosten für solche digitalen Projekte sind nicht so hoch.Wir müssen nicht alles selbst entwickeln, sondern vor allem bereits am Markt existierende Komponenten pas- send zusammenstecken. Dabei kommt es vor allem darauf an, die richtigenMenschen zusammenzubekommen, ein Netzwerk zu knüpfen. Menschen mit Fintech-Hinter- grund denken anders als traditionelle Ban- ker oder Vermögensverwalter. Sie sehen in anderen Fintechs keine Konkurrenten, sondern kooperieren miteinander, um die bestmöglichen Standards zu entwickeln. Das schätze ich persönlich sehr. Sie kündigten zudeman, Investitionen in die Transformation von EuropasWirtschaft an- bieten zu wollen. Was steckt dahinter? Wir überlegen stets, welche Wachstumsfel- der spannend für Investoren sein können. » Richtig ist, dass wir zu abhängig von wenigen großen Ver- triebspartnern sind. « Stefan Hoops, DWS FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.at 1/2023 191

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