FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023

Ausgebremstes Einhorn Die Wachstumsstory des erfolgsverwöhnten Insurtechs Wefox ist in jüngerer Zeit etwas ins Stocken geraten. Die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells steht auf dem Prüfstand. D ie Geschichte des Insurtechs Wefox ist eine Erfolgsstory, die in der europäi- schen Start-up-Szene eine Ausnahmeer- scheinung darstellt. Innerhalb von nur acht Jahren konnten die Firmengründer Julian Teicke, Dario Fazlic und Fabian Wesemann die Bewertung des Unternehmens auf 4,5 Milliarden Euro nach oben schrauben. Im Lauf der Jahre überzeugten sie eine Viel- zahl von Investoren von ihrem Geschäfts- modell, unter ihnen auch Unternehmen wie das Wiener Wagniskapitalunterneh- men Speedinvest. Insgesamt konnten bis- her 1,33 Milliarden US-Dollar (1,21 Mrd. Euro) von Investoren eingesammelt wer- den. Im vergangenen Juli gab das Unter- nehmen die jüngste Finanzierungsrunde bekannt. Damit sicherte es sich weitere 400 Millionen US-Dollar. Über die jüngste Erweiterung der Finanzierungsrunde aus dem Sommer 2022 (Second Closing) wur- den noch einmal 55 Millionen US-Dollar eingesammelt. In deutschen Medien meh- ren sich nun allerdings kritische Berichte, und die Wachstumsstory des Unterneh- mens, das über Töchter sowohl als Versi- cherer als auch als Maklerpool tätig ist, be- kommt erste Risse. Neben der Nachricht über einen Stellenabbau geht es konkret um Zweifel an der Nachhaltigkeit des Ge- schäftsmodells. Es wird kritisiert, dass das Wachstum des Unternehmens in erster Linie durch Zukäufe und Übernahmen entstanden und weniger auf neu entwickel- te Technologien zurückzuführen sei. Und sieht man sich die in der Vergangenheit getätigten Einkäufe des Unternehmens an, so ist der Vorwurf nicht ganz von der Hand zu weisen. So wurden in den vergan- genen Jahren mit dem eingesammelten Kapital in erster Linie traditionelle Ver- triebsorganisationen in der Schweiz (Sam), den Niederlanden (TAF), Italien (Mansutti) und auch in Österreich (Die Maklergrup- pe) übernommen. Hinzu kommt der klei- ne Digitalversicherer Wefox Insurance (ehe- mals One Versicherung) in Liechtenstein, dieser machte 2021 bei 50 Millionen Euro Umsatz rund 22 Millionen Euro Verlust (die Bilanz 2022 war bei Redaktionsschluss noch nicht verö entlicht). Insgesamt konn- te die Gruppe zwar den Jahresumsatz von 119 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 320 Millionen Euro im Jahr 2021 steigern, schwarze Zahlen schreibt das Start-up bis- her trotzdem nicht. Diese sollen laut eige- nen Angaben Ende 2023 erreicht werden. Der Druck auf die Unternehmenslenker ist jedenfalls groß, denn um die extrem hohe Bewertung des Unternehmens zu rechtfer- tigen, bräuchte es auch ein deutliches orga- nisches Wachstum.Woher dieses kommen soll, ist allerdings fraglich. Situation in Österreich In Österreich glaubt man trotzdem weiterhin an die eigene Story. So meint der Geschäftsführer für Österreich, Rainer Vogelmann: „Wefox möchte bis 2030 die größte Plattform für die Versicherungswirt- schaft sein.“ Laut Vogelmann ist das Ge- schäftsmodell von Wefox Österreich „seit jeher“pro tabel, hierzulande ist das Unter- nehmen (damals noch FinanceFox) seit 2016 tätig, nach einem schwierigen Start kooperierte man ab 2017 mit der Vereini- gung österreichischer selbstständiger Versi- cherungsmakler „Die Maklergruppe“, im Die Wefox-Gründer Fabian Wesemann und Julian Teicke sammelten bei Investoren über eine Milliarde Euro ein. Die Nachhaltigkeit des Geschäfts- modells muss allerdings noch unter Beweis gestellt werden. FONDS & VERSICHERUNG Wefox 160 fondsprofessionell.at 1/2023 FOTO: © WEFOX

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