FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023
Bernhard Hundskarl: Innerhalb des Wiener Gürtels und in den angrenzenden Bezir- ken, in denen es Lagen gibt, die vor zehn Jahren niemand unbedingt wollte, wo die Nachfrage aber heute hoch ist, gibt es keinen Preisverfall. Im schlimmsten Fall werden wir eine Seitwärtsbewegung sehen. Peter Lazar: Was sich ändert, ist die Ge- schwindigkeit, mit der Immobilien ver- kauft werden können. Vor vier Jahren konnte ein Objekt noch innerhalb eines halben Jahres weitergedreht werden. Jetzt dauert das vier, fünf oder sechs Jahre.Wenn wir Immobilien einkaufen, wissen wir, dass wir sie mehrere Jahre halten und nanziel- le Kraft benötigen, um die Zinsen über die Laufzeit zu bezahlen. Wie schätzen Sie die Vermietungsaus- sichten ein? Bernhard Hundskarl: Am stärksten nachge- fragt wird die Zweieinhalb- bis Dreizim- merwohnung. Das ist nicht erst seit Coro- na so. Die Größe können Sie in guten Lagen jederzeit problemlos vermieten. Alle Wohnungen sind mit einem alten Miet- vertrag ausgestattet und haben dadurch ein Upside-Potenzial in der regelkonformen Vermietung. Das ist das Kernelement von „Wiener Gold“. Von welchen Lagen sprechen Sie? Bernhard Hundskarl: „Wiener Gold“ ist einerseits nicht in den Flächenbezirken über der Donau und andererseits nicht im 1., 10. und 13. Bezirk zu Hause. Das ideale „Wiener Gold“-Investment ist also eine Wohnung, die an eine Person im hohen Alter vermietet ist? Bernhard Hundskarl: Nicht nur das. Ich nehme auch sehr gern einen Wiener Ange- stellten kurz vor der Pensionierung, der sich vielleicht den Traum vom Haus im Grünen erfüllen möchte. Mario Kojic: Oder jemanden, der schon ein Haus hat und aus der Stadt wegzieht. Es geht um lebensverändernde Ereignisse, und dabei sehen wir viel mehr Lebens- abschnitte auch imWohnen als früher. In welchem Ausmaß führen Sie bei den Immobilien Sanierungen oder Projektent- wicklungen durch? Bernhard Hundskarl: Wir nehmen alle Immobilien genau unter die Lupe und prüfen beispielsweise Fassaden, Stiegen- häuser, Steigleitungen und ein mögliches Dachgeschoßpotenzial. Dann nehmen wir auch das Geld in die Hand. Den Ausbau des Dachgeschoßes, der eine große Bau- maßnahme ist, machen wir nur noch sehr selektiv. Aus dem ganz einfachen Grund, dass unsere Kernkompetenz die Bewirt- schaftung des Bestands ist. Mit der Grün- dung der Aphelion Baumanagement wer- den wir das in Zukunft ein bisschen mehr in die Hand nehmen. Peter Lazar: Alle Wohnungen sind ordent- lich und die Grundinfrastruktur ist in Ordnung, weil wir ja schon verantwortlich dafür waren. Wir reißen nicht alles heraus und machen alles neu. Daraus entsteht kein so hoher Mehrwert, der sich für die Zeit, den Zinsaufwand und das Baurisiko auszahlt. Außerdem kennen wir die Vor- stellungen und Wünsche des zukünftigen Käufers nicht.Wir verkaufen die Wohnung um den Betrag günstiger, den wir nicht investiert haben. Mario Kojic: Wir prüfen sehr kritisch im Ankauf.Das Asset Management hat voriges Jahr 1,5 Milliarden Euro Investitionsvolu- men geprüft. Gekauft haben wir aber nur für 40 Millionen Euro. Das heißt: Wir picken uns die Rosinen heraus. VITA: Bernhard Hundskarl Bernhard Hundskarl, Jahrgang 1988, ist seit Oktober 2015 bei Vienna Estate. In der Immobilien AG ist er seit 2018 Prokurist. Außerdem ist er Geschäftsführer in mehreren Konzerngesellschaften wie zum Beispiel der Vienna Estate Asset Management GmbH. Zuvor hat der studierte Immo- bilienökonom fast sechs Jahre als Immobilienverwalter bei einem Unternehmen in Wien gearbeitet. » Am stärksten nach- gefragt ist die Zwei- einhalb- bis Drei- zimmerwohnung. « Bernhard Hundskarl, Vienna Estate FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN SACHWERTE Mario Kojic + Peter Lazar + Bernhard Hundskarl | Vienna Estate Immobilien AG 136 fondsprofessionell.at 1/2023
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