FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
Editorial MEINUNG WWK FAMILIENBONUS PLUS: Jetzt informieren unter +43 664 100 3013 W ährend für Banken, Versicherungen und Wertpapierfirmen kaum ein Jahr vergeht, in dem die für sie geltenden aufsichtsrechtlichen Vorga- ben nicht noch weiter verschärft werden, blieb die Kryptobranche lange Zeit vergleichsweise unreguliert. Damit könnte nun Schluss sein: Der Kollaps der Kryptobörse FTX hat nur einmal mehr gezeigt, dass hier Handlungsbedarf besteht. FTX ist das jüngste Beispiel aus einer langen Liste von großen Namen, die inzwischen Geschichte sind, stets ging es umMil- liardenbeträge. Es liegt daher nahe, dass nun eine strenge Regulierung gefordert wird. Aber hätte man die jüngste Katastrophe mithilfe von mehr Regulie- rung verhindern können? Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, fest steht aber, dass im Fall FTX neben Pensionskassen auch Staatsfonds geschädigt wurden. Man muss annehmen, dass sie dem Unter- nehmen nicht einfach blind vertraut haben, sondern getäuscht wurden – wie das schon früher in ähnli- chen Fällen (Enron oder Wirecard) geschehen ist.Die Annahme, dass Kapitalmarktwächter früher reagiert oder mehr erkannt hätten, darf man wohl anzwei- feln. Daher sollte man sich auch nicht allzu viel von Regularien für die Kryptomärkte erwarten. In Europa wird derzeit die „Markets in Crypto-Assets Regula- tion“ (MiCA) finalisiert. Diese neue Regulierung greift nach aktuellemWissensstand ab 2024. Funktio- niert sie nach dem Vorbild der bestehenden Regeln für die Investmentbranche, werden sich Betrüger nach neuen Geschäftsmöglichkeiten umsehen – denn sobald ein Markt streng reguliert ist, wird er auch unattraktiver. Tatsächlich sind korrekt abgewik- kelte Depoteröffnungen undWertpapierkäufe heute bereits so kompliziert, dass man wohl so manchen Privatanleger mit diesen Schutzmaßnahmen in die Arme von Anbietern treibt, die – ohne Papierkrieg – raschen Reichtum versprechen. Man sollte sich von der Illusion verabschieden, dass man Betrug endgül- tig ausrotten kann, indem man ehrlich arbeitende Marktteilnehmer immer noch strenger überwacht. FP Ende eines Booms? Ihr Georg Pankl, Chefredakteur fondsprofessionell.at 4/2022 9 FOTO: © MARLENE FRÖHLICH FÜR FONDS PROFESSIONELL
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