FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
Heuser: Worin liegen konkret die wesent- lichen Unterschiede zwischen dem Ur- sprungsfonds BGF Global Allocation und der neuen Sustainability-Variante? Koesterich: Bevor ich auf die Unterschiede zu sprechen komme, erlauben Sie mir zunächst einige Bemerkungen zu den Gemeinsamkeiten. Denn in Bezug auf un- sere Investmentphilosophie oder die Art und Weise, wie wir Wertpapiere auswählen, sowie unsere generelle Einschätzung des Marktregimes, in dem wir uns gerade befinden, sind die grundlegenden Kon- turen in beiden Fonds sehr ähnlich. An den genannten Aspekten ändert sich durch ein ESG-Overlay ja nichts Grundsätzliches. Auch die Entscheidung, wie hoch die Aktienquote oder der Bondanteil im Port- folio sein sollte, wie viel Liquidität wir vorhalten und ob wir den US-Dollar höher oder niedriger gewichten sollten, wird in beiden Fonds ähnlich ausfallen. Aber es wird natürlich Unterschiede geben in Bezug auf die jeweils konkret eingesetzten Wertpapiere zur Umsetzung der jeweiligen Strategie … Heuser: … die dann konkret wie aussehen? Koesterich: Zum einen wird die Gewich- tung der einen oder anderen Aktie bei beiden Fonds unterschiedlich sein. Zum anderen werden Werte wie zum Beispiel bestimmte Energieversorger, in die der tra- ditionelle BGF Global Allocation investiert, im Sustainable Global Allocation Fund nicht enthalten sein. Generell wird ein Portfolio mit einem ESG-Mandat trotz grundsätzlich gleichbleibenden Bedingun- gen eher etwas stärker auf Wachstumswerte ausgerichtet sein. Außerdemwird ein nach- haltig ausgerichteter Fonds in der Regel einen geringeren Anteil an Schwellen- länderaktien enthalten, weil deren ESG- Rating oft zu niedrig ausfällt. In dieser Beziehung verändert ein ESG-Mandat durchaus sowohl die geografische als auch die Stilausrichtung eines Fonds. Kölsch: Betrifft das nicht auch den Bereich der Rohstoffwerte? Koesterich: In gewisser Weise schon, selbst wenn wir in der Regel – abgesehen von Gold – auch mit dem Ursprungsfonds nicht direkt in Rohstoffe investiert haben, sondern auf Aktien von Minenbetreibern oder rohstoffverarbeitenden Unternehmen gesetzt haben. Darunter sind natürlich auch Werte, in die der Sustainable Global Allocation aus Nachhaltigkeitsgründen nicht investieren kann. Andererseits weisen nicht alle Rohstoffunternehmen ein nega- tives Rating in Bezug auf ihre Externalität auf, wodurch sie auch unter dem ESG- Gesichtspunkt investierbar bleiben. Heuser: Steigen durch die Berücksichtigung von ESG-Faktoren nicht automatisch auch die Anforderungen an das Portfolioma- nagementteam insgesamt? Koesterich: Das ist ohne Zweifel der Fall. Deshalb haben wir unser Management- team deutlich ausgebaut. Zum bereits seit vielen Jahren bestehenden Trio aus Rick Rieder, David Clayton und mir sind mit Kate Moore, Randy Berkowitz and Sarah Thompson drei erfahrene Kollegen dazu- gestoßen, um den höheren Anforderungen an eine ESG-Version des Ursprungsfonds gerecht zu werden. Kölsch: Wäre es nicht konsequent gewesen, den seit 1997 bestehenden Global Alloca- tion Fund komplett auf ESG-Kriterien um- zustellen, statt zwei Varianten anzubieten? Koesterich: Unsere Entscheidung ist auf- grund der Nachfragesituation gefallen, wie sie sich derzeit darstellt. Einerseits haben uns unsere europäischen Vertriebspartner signalisiert, dass durchaus ein enormer Be- darf in Bezug auf eine ESG-Version des Global Allocation Fund besteht. Anderer- seits ist gerade hier in den USA das Interes- se an einem Investment in klassische Fonds nach wie vor vergleichsweise hoch. Daher bieten wir unseren Kunden über zwei un- terschiedliche Versionen mehr Wahlmög- » Ein Portfolio mit einem ESG-Mandat wird eher etwas stärker auf Wachstumswerte ausgerichtet sein. « Russ Koesterich, Blackrock Als Analyst dabei war Roland Kölsch, Geschäftsführer Qualitätssicherungsgesell- schaft Nachhaltiger Geldanlagen mbH (QNG). MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Russ Koesterich | Blackrock 88 fondsprofessionell.at 4/2022 FOTO: © AXEL GAUBE NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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