FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

Großteil seiner Anlagen in britische und japanische Aktien. Wenn nun Pfund und Yen zumDollar aufwerten, schlägt sich das positiv in der Dollar-Tranche nieder. Da die gesicherte Euro-Anteilsklasse die Entwick- lung der Dollar-Tranche nachvollzieht, legt auch sie entsprechend zu. Mehrkosten ohne Mehrwert Während sich Anleger gern für gehedgte Anteilsklassen entscheiden, halten profes- sionelle Investoren und Berater oft wenig davon. „Währungen sind langfristig ein Nullsummenspiel“, sagt beispielsweise Christian Dagg, Geschäftsführer der Düs- seldorfer Brilliant Vermögensverwaltung. Er sieht Währungen nicht als eigene Anlage- klasse, sondern als Schwankungsthema: „Und da ist die Volatilität von Devisen im Vergleich zu Aktienkursen langfristig ge- ring.“ Dass Währungsabsicherung keinen Mehrertrag garantiert, zeigt auch der MSCI World Index – hier schnitt der ungesicherte Euro-Index langfristig deutlich besser ab als sein währungsgesichertes Pen- dant (siehe Grafik). Meist do- miniert bei Devisen zudem das kurzfristige und unvorherseh- bare Auf und Ab statt langfris- tiger Trends. Entsprechend wenig hält man auch beim Fondsanbieter Union Investment von Absi- cherungen bei Aktienfonds: Gerade bei dieser Anlageklasse würden dadurch „Mehrkosten ohne wirklichen Gegenwert“ erzeugt, heißt es. Ähnlich sehen das Verbraucherschützer. So rät Niels Nauhauser von der Ver- braucherzentrale Baden-Würt- temberg bei langfristigem Anlagehorizont vor allem aus Kostengründen von einer Wäh- rungssicherung ab. Anlageberater können ihren Kunden je nach Anlageziel und Präferenz währungsgesi- cherte und ungesicherte Anteile vorschla- gen, ohne Regressforderungen befürchten zu müssen. Wichtig ist natürlich, das The- ma anzusprechen. Wer es versäumt, seine Kunden über mögliche Währungsverluste aufzuklären, darf sich im Fall der Fälle auf unangenehme Nachfragen gefasst machen. Sinnvoll bei Anleihen Anders als bei Aktienfonds halten Exper- ten bei Anleihen eine Währungsabsiche- rung oft für sinnvoll. Das liegt vor allem daran, dass bei Anleihen das Chance-Risiko- Profil deutlich konservativer ist und Inves- toren sich durch Währungsrisiken zusätzli- che Volatilitätsquellen ins Depot holen, die eventuell gar nicht zu ihrem Risikoprofil passen. „Bei Anleihen steht oftmals der Aspekt der Planbarkeit und Sicherheit im Vordergrund“, sagt Vermögensverwalter Dagg. Deshalb rät er seinen Kunden bei Fremdwährungsanleihen oft zur Absiche- rung. Allerdings empfiehlt er zur Risiko- minderung ohnehin meist deutsche Zins- papiere oder Titel aus dem Euroraum. Auch bei der Fondsgesellschaft DWS hat man die Erfahrung gemacht, dass Privatanleger bei Renten- fonds mit offenem Währungs- risiko zurückhaltend sind, da die Schwankungen der Wech- selkurse die Gesamtperfor- mance in der Regel maßgeb- lich bestimmen. Während bei Aktienfonds al- so langfristig vieles gegen die Währungsabsicherung spricht, kann bei konservativen Strate- gien ein Hedging durchaus Sinn ergeben. Eines sollten Anleger und ihre Berater auf jeden Fall vermeiden: ihre lang- fristigen Entscheidungen für einen Fonds mit kurzfristigen Einschätzungen zu Währun- gen zu vermischen. JOCHEN HÄGELE FP » Währungen sind langfristig ein Nullsummenspiel. « Christian Dagg, Brilliant Vermögensverwaltung Außer Spesen nichts gewesen Entwicklung des MSCI World über 15 Jahre Auf Sicht der vergangenen 15 Jahre schnitt die in Euro abgesicherte Varian- te des MSCI World (untere Linie) um kumuliert 24 Prozentpunkte schlechter ab als der Original-Index (mittlere Linie). Dies entspricht den Kosten der Absicherung, die sich rückblickend zudem als Performancekiller erwiesen hätte: Dank der Schwäche der Gemeinschaftswährung fuhren Anleger aus dem Euroraum ohne Währungsabsicherung eine satte Extrarendite ein (obere Linie). Quelle:MSCI 50% 100% 150% 200% 250% ‘22I ‘21I ‘20I ‘19I ‘18I ‘17I ‘16I ‘15I ‘14I ‘13I ‘12I ‘11I ‘10I ‘09I ‘08I ‘07 Index in Euro ohne Währungsabsicherung Original-Index ohne Währungseffekte Mit Währungsabsicherung in Euro MARKT & STRATEGIE Währungsabsicherung 78 fondsprofessionell.at 4/2022 FOTO: © BRILLIANT VERMÖGENSVERWALTUNG

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