FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
genwährung wie etwa dem Yen, erhalten Euro-Anleger sogar noch die Zinsdifferenz „on top“. Der Zinsaufwand wird im Fonds nicht als laufende Kosten ausgewiesen, macht sich aber in der Performance be- merkbar. Die über die reine Zinsdifferenz hinaus anfallenden Transaktionskosten der Absicherung sind sehr gering. Meist sind die laufenden Kosten von gesicherter und ungesicherter Tranche identisch. Nicht alle Fondsmanager gehen über- haupt aktive Währungspositionen ein. Manche internationale Rentenfonds schal- ten den Währungsfaktor von vornherein aus. Dann sichern die Währungsspezialis- ten relevante Positionen meist auf aggre- gierter Basis ab. Bei Aktienfonds ist die komplette Eliminierung von Devisenposi- tionen unüblich, die Manager können aber je nach Markteinschätzung oft eine takti- sche Absicherung vornehmen. Ob ein Fonds Devisenrisiken eingeht oder nicht, erfahren Investoren im Fondsprospekt oder im Jahresbericht. Mehrere Anteilsklassen Notieren Fonds in einer anderen Origi- nalwährung als Euro, werden Anlegern oft zwei alternative Euro-Anteilsklassen ange- boten: eine mit und eine ohne Währungs- sicherung. Die Wertentwick- lung der Euro-Tranche ohne Absicherung entspricht im Prinzip der in Euro übersetzten Entwicklung der Hauptanteils- klasse. Am konkreten Beispiel: Der Blackrock US Basic Value Fund wird in seiner Original- währung US-Dollar angeboten sowie in einer Euro-Tranche ohne und einer Euro-Tranche mit Absicherung. In Dollar ge- rechnet erlitt der Fonds in den zwölf Monaten bis Ende Okto- ber einen Verlust von 12,1 Pro- zent. Ein Euro-Anleger, der die Dollar-Tranche zwölf Monate zuvor zum damaligen Euro- Dollar-Wechselkurs gekauft und nun wie- der verkauft hätte, hätte dank des Wäh- rungsertrags ein Gesamtplus von rund vier Prozent erzielt. Dasselbe Plus erzielte die Euro-Anteilsklasse ohne Währungssiche- rung. Der Euro-Anleger hätte mit Dollar- und ungesicherter Euro-Tranche also den- selben Ertrag in seiner Heimatwährung er- zielt. Nach Meinung mancher Experten existieren ungesicherte Euro-Anteilsklassen vor allem aus Gründen der Vermarktung. Devisenschwankungen eliminiert Anders bei der abgesicherten Anteils- klasse. Diese erkennen Investoren je nach Fondshaus an Zusätzen wie H für „Hedged“ oder „EUR Hedged“. Bei dieser sichert das Management die gesamte An- teilsklasse ab und eliminiert so die Devisen- schwankungen. Diese Tranche entwickelt sich fast identisch zur Anteilsklasse in Ori- ginalwährung. Erzielen US-Anleger mit der Dollar-Tranche ein Plus von zehn Prozent, dann werden auch Euro-Anleger mit der gesicherten Euro-Klasse ungefähr zehn Pro- zent realisieren, unabhängig vom Euro- Dollar-Kurs. Die Performance beider Anteilsklassen unterscheidet sich lediglich aufgrund der Absicherungskosten. Falls es zwischen zwei Rollterminen zu starken Schwankungen der Portfoliobestän- de, Mittelzu- oder -abflüssen kommt, sind theoretisch weitere geringe Abweichungen denkbar. Im Beispiel des Blackrock US Basic Value Fund war die gesi- cherte Euro-Anteilsklasse wie bei allen anderen Fonds in den letzten zwölf Monaten die schlechteste Alternative: Mit ihr fuhren Investoren in Euro ein Minus von 14,4 Prozent ein – also den Verlust der Dollar- Tranche plus die zinsdifferenz- bedingten Mehrkosten für die Absicherung. Stecken in der Hauptanteils- klasse Fremdwährungen, sind diese auch in der gehedgten Anteilsklasse enthalten. Am fiktiven Beispiel: Ein Aktien- fonds mit Originalwährung US-Dollar investiert einen » Dem Schutz vor Währungsverlusten steht immer der Verzicht auf Chancen gegenüber. « Detlef Glow, Refinitiv Lipper Deutliche Unterschiede Geldmarktsätze für den Euro- und den US-Dollar-Raum Die Differenz der Geldmarktsätze bestimmt wesentlich, wie teuer die Absicherung gegen Währungsverluste ist. Quelle:Euribor-Rates.eu, Bloomberg -1% 0% 1% 2% 3% 4% 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 3-Monats-USD-Libor 3-Monats-Euribor fondsprofessionell.at 4/2022 77 FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT
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