FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

Das hat Folgen für die Wah- rung und Mehrung des Ver- mögens. „In der Vergangenheit waren Phasen hoher Teuerung eine erhebliche Belastung für die Performance unterschied- licher Anlagesegmente“, sagt Karen Watkin, Portfoliomana- gerin bei Alliance Bernstein. Die Fondsgesellschaft hat den Verlauf verschiedener Anlage- kategorien seit 1960 untersucht. „Rasch steigende Preise beein- trächtigen die realen Renditen und lassen den Anlegern nur wenige Möglichkeiten, sich zu verstecken“, berichtet Watkin. So lagen die inflationsbereinigten Rendi- ten sowohl von Aktien als auch von Staats- und Unternehmensanleihen in Zeiten hoher Inflation deutlich unter dem histo- rischen Durchschnitt. Ein gemischtes Port- folio brachte seit 1960 im Schnitt eine jähr- liche reale Rendite von 5,5 Prozent ein. In Phasen hoher Inflation waren es nur 3,1 Prozent (siehe Grafik „Der Trend macht den Unterschied“). Schlechte Diversifikation Doch damit nicht genug: „In Zeiten hoher Inflation war der Trend der Inflation ebenso wichtig wie ihre Höhe“, beobachtet Watkin. Bei hoher und steigender Inflation verzeichneten Aktien,Unternehmensbonds und US-Staatsanleihen negative Ergebnisse. Ein gemischtes Portfolio fuhr in solchen Phasen real ein Minus von 3,8 Prozent ein. „In einem solchen Umfeld preisen die Märkte künftige Zinserhöhungen ein, was zu steigenden Staatsanleihenrenditen führt“, erläutert die Alliance-Bernstein-Expertin. Das schlägt sich in der Performance der Rentenmärkte nieder. „Steigende Renditen belasten auch die Wachstumsaussichten, was zu einer unterdurchschnittlichen Ent- wicklung von Aktien führt.“ Lediglich Rohstoffe boten einen Zu- fluchtsort. Sie brachten bei hoher Inflation real ein Plus von 7,5 Prozent, bei hoher und steigender Inflation sogar 18,3 Prozent ein. „Aktien und fest- verzinsliche Wertpapiere neigen dazu, sich bei hoher und stei- gender Inflation stärker anein- ander zu orientieren, was die traditionellen Diversifizierungs- vorteile von Anleihen verrin- gert“, beobachtet Watkin. „Die Anleger tendieren dann zu rea- len Vermögenswerten wie Roh- stoffen, die sich bei selektivem Einsatz als wirksame Inflations- abwehr erwiesen haben.“ Tat- sächlich schlug sich etwa Gold Krasse Entfremdung Inflation Eurozone gegenüber Vorjahr und EZB-Spitzenleitzins Teuerung und Leitzinsen in der Eurozone klaffen enorm auseinander. Die Notenbanker reagierten erst mit Verzögerung. Quellen:Bloomberg,Bundesbank 0% 2% 4% 6% 8% 10% 2022 I I 2020 I I 2018 I I 2016 I I 2014 I I 2012 Inflation Eurozone Spitzenleitzins EZB 2,6 % 1,75 % 10,7 % 2,25 % fondsprofessionell.at 4/2022 63

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