FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
men.Dementsprechend war es imGrunde keine große Überraschung, dass sich dieses Muster auch in der Abwärtsbewegung so zeigen würde. Deshalb war das kein Grund, unser Konzept in Frage zu stellen oder zu ändern. Aber wir haben durchaus auf die Entwicklung reagiert. Heuser: Was bedeutet das konkret? Dudding: Wir haben den Fokus stärker auf Werte konzentriert, die nach unserer Einschätzung realistisch bewertet sind, und haben uns von Aktien verabschiedet, die wir für stark überbewertet halten. Aber wir sind vom Grundsatz her nach wie vor in Unternehmen investiert, bei denen wir auf Sicht von ein bis drei Jahren eine insgesamt gute Entwicklung erwarten. Deswegen ist unsere Strategie weniger von einer Reak- tion auf die Vergangenheit oder zurück- liegende Ereignisse geprägt, sondern viel- mehr vom Blick nach vorn. Glow: Können Sie uns einige Beispiele nennen? Dudding: Wir haben etwa unsere Position in Adobe aufgrund einer nach unserer Auf- fassung enttäuschenden Akquisitionspolitik des Unternehmens verkauft. Relativ früh- zeitig reduziert, konkret gesagt vor der ersten Gewinnwarnung, haben wir auch unsere Position in Amazon. Im Wesentli- chen beibehalten haben wir unser Invest- ment in Werte wie Microsoft und Thermo Fisher, aber auch bei Mastercard und Intuit. Ein Bereich, in dem wir wahrscheinlich eine Art glückliches Händchen gehabt ha- ben, das war unsere schon früh getroffene Entscheidung, kein direktes Investment in China einzugehen, sondern stattdessen eher auf andere Volkswirtschaften Asiens, genauer gesagt Südostasiens, zu setzen. Heuser: Und wo haben Sie zugekauft? Dudding: Zum Beispiel im Bereich Ener- giewerte, weil wir davon überzeugt sind, dass das Thema Energie und der Zugang dazu, sei es durch erneuerbare oder tradi- tionelle Energiequellen, noch sehr stark an Bedeutung zunehmen werden. Dement- sprechend haben wir mit einer Position in einem Unternehmen wie dem US-Kon- zern Conoco Phillips zum ersten Mal in einen Ölwert investiert. Aufgestockt haben wir zudem unsere Gewichtung in Linde. Der Weltmarktführer im Bereich der Industriegase gehört damit inzwischen zu den größten Positionen im Fonds. Glow: Ausgebaut haben Sie auch Ihre Gewichtung in Banken. Steht dahinter die Überlegung, dass gerade die Bankbranche von gestiegenen Zinsen profitieren wird? Dudding: Es wäre schön, wenn es so ein- fach wäre. An der hier in Europa weit ver- breiteten Vorstellung, dass steigende Zins- sätze gerade Banken zum Vorteil gereichen, ist natürlich durchaus viel Wahres dran. Schließlich verdient eine Bank natürlich mehr Geld aufgrund von steigenden Nettozinserträgen. Wenn sich aber gleich- zeitig die Wirtschaft insgesamt schlecht entwickelt, dann ist das für Banken in der Regel eine sehr schlechte Nachricht. Denn am Ende werden einige ihrer Kunden in die Insolvenz gehen oder zumindest ihre Kreditverpflichtungen nicht wie geplant erfüllen können. Aus diesem Grund muss man vorsichtig sein in Bezug auf eine Eins- zu-eins-Korrelation, wonach steigende Zinsen eine Art Garant für gute Ergebnisse von Banken sind. Deshalb haben wir eine etwas andere Möglichkeit gefunden, in die- se Branche zu investieren … Glow: … die wie genau aussieht? Dudding: Statt in europäische oder ameri- kanische Banken zu investieren, haben wir uns für vier Institute entschieden, die alle- samt in asiatischen Ländern, konkret in Singapur, Indonesien und Indien, beheima- tet sind. Die dort ansässigen Banken profi- » Wir haben den Fokus stärker auf Werte kon- zentriert, die nach unse- rer Einschätzung realis- tisch bewertet sind. « Dave Dudding, Columbia Threadneedle MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Dave Dudding | Columbia Threadneedle 54 fondsprofessionell.at 4/2022 KREUZ VERHÖR FOTO: © TOM BIRTCHNELL
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