FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
EU-Offenlegungsverordnung geben soll. Damit möchten wir dafür sorgen, dass Anleger EU-weit über dieselben richtigen Informationen verfügen, die sie brauchen, um fundierte Entscheidungen in Bezug auf nachhaltige Geldanlagen treffen zu können. Nachhaltige Geldanlagen zu fördern ist ein weiteres wichtiges Ziel der ESMA-Strategie. Ein anderes ist, wie Sie sagten, den Schutz von Privatanlegern zu verbessern. Wie wollen Sie das erreichen? Wir leben in einem gemeinsamen europäi- schen Markt. Es ist wichtig, dass ein Anle- ger in einem EU-Mitgliedsstaat denselben Schutz genießt wie ein Anleger in einem anderen EU-Land. Investmentfirmen, die grenzüberschreitende Dienstleistungen er- bringen, müssen daher nicht nur in dem Staat ordnungsgemäß beaufsichtigt wer- den, in dem sie ihren Heimatsitz haben. Ihr Heimataufseher muss auch auf den regelmäßigen Ablauf der Geschäfte in allen anderen Ländern achten, in denen sie tätig sind. Daran arbeiten wir aktiv. Zudem möchten wir die Kommunikation mit den Anlegern verbessern und damit Vertrauen schaffen. Es geht also darum, die zuständi- gen nationalen Behörden dabei zu unter- stützen, die Anleger so zu informieren, dass sie gute Entscheidungen treffen können. Natürlich befassen wir uns auch mit neuen Trends wie der Digitalisierung und den Chancen und Risiken, die sich für Privat- anleger daraus ergeben. Die ESMA möchte effektive Märkte und die Finanzstabilität fördern. Wie schwierig ist das in Zeiten großer geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten, einer ho- hen Inflation und steigender Zinsen? Es ist in der Tat ein schwieriges Umfeld, in demwir derzeit arbeiten.Geordnete, stabile Finanzmärkte zu gewährleisten, ist jetzt aber noch wichtiger als vor dem Beginn des Ukrainekrieges, der so viel Leid verur- sacht und auch an den Märkten erhebliche Probleme geschaffen hat. Eine Folge sind etwa der enorme Anstieg der Energiepreise und die hohe Volatilität auf diesemMarkt. Dies ist ein Bereich, auf den wir als ESMA uns gemeinsammit den zuständigen natio- nalen Behörden konzentrieren, um zu be- obachten,was hier genau vor sich geht.Wir haben auch Maßnahmen vorgeschlagen, um einige der Probleme zu bekämpfen. Worum geht es dabei? Wir haben zum Beispiel vorgeschlagen, die übermäßige Volatilität einzudämmen, in- dem man auf europäischer Ebene Mecha- nismen wie „Trading Halts“ oder „Circuit Breakers“ einführt. Damit könnten Roh- stoffe wie Gas und Öl vorübergehend vom Handel ausgesetzt werden, wenn die Preise extrem volatil werden. Dabei müssen wir aber wohlüberlegt und vorsichtig vorge- hen, um gleichzeitig die Preisbildungs- mechanismen aufrechtzuerhalten, die es amMarkt weiterhin geben muss. Wechseln wir das Thema: Die EU-Finanz- marktrichtlinie Mifid II ist seit Anfang 2018 in Kraft. Die Finanzanlagenvermittlungs- verordnung, die wichtige Teile vonMifid II in die Welt des freien Finanzvertriebs über- führt, gilt seit gut zwei Jahren. Anlagebera- » Es ist nicht damit getan, Provisionen offenzulegen, um mehr Transparenz zu schaffen. « Verena Ross, ESMA FOTO: © FRANCOIS DABURON fondsprofessionell.at 4/2022 265
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