FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
über die notwendigen Ressourcen an der richtigen Stelle? Es geht darum, die beste- henden, aber auch die künftigen Kunden- bedürfnisse zu erfüllen. Bei der Überprü- fung identifizierten wir Positionen, die nicht relevant und notwendig waren, um uns in die Zukunft zu führen. Daher mussten wir uns von rund 80 Mitarbeitern trennen. Welche Bereiche sind besonders betroffen? Die meisten Stellen fallen in der unterstüt- zenden Infrastruktur weg. Es geht darum, die Effizienz zu steigern. Und mit dem Einsatz von Technologie und einer stärke- ren Automatisierung können wir effizien- ter arbeiten.Der Abbau mag angesichts der Marktlage taktisch bedingt erscheinen. Natürlich hat uns das geholfen. Doch der Schritt erfolgte rein aus strategischen Über- legungen. Perspektivisch werden wir an anderer Stelle wieder Mitarbeiter aufbauen. Bei den Investmentteams wiederum kam es nur zu wenigen Abgängen, und zwar dort, wo Produkte fusioniert oder geschlos- sen wurden. Ein prominenter Abgang war der Multi- Asset-Manger Talib Sheikh. Sein Weggang war Ausdruck dessen, dass sich die Bedürfnisse der Kunden geändert haben. Das war schlicht und einfach nicht mehr das, was die Kunden wollten. Auch die Performance entsprach nicht mehr den Erwartungen. Mein Job ist, dass wir über die richtigen Produkte verfügen, um den Kundenbedürfnissen zu entsprechen. Der Multi-Asset-Markt hat sich geändert. Inwiefern? Er ist viel ausgeklügelter geworden. Früher war Multi-Asset eine Mischung aus 60 Pro- zent Anleihen und 40 Prozent Aktien oder umgekehrt. Das hat sich geändert und wei- terentwickelt. Heute suchen die Kunden weniger Multi-Asset-Lösungen, sondern vielmehr Bausteine, die sie selbst zusam- menstellen können. Zuletzt kam das schwierige Marktumfeld für Multi-Asset hinzu, als sich Aktien und Anleihen im Gleichklang nach unten bewegten. Ihre Konkurrenten berichten aber noch über ein anhaltendes Interesse an Misch- fonds. Das liegt aber jenseits unserer Ebene. Wir können nicht die Gesamtlösung bieten, sondern nur einen Teil der Lösung. Wir sehen uns nunmehr als Lieferant für Multi- Asset-Bausteine. Die Kunden wenden sich bei Multi-Asset an die großen Anbieter, die das gesamte Portfolio holistisch steuern. Daneben spalteten Sie die Position des Investmentchefs auf. Warum? Bei Jupiter gab es einen Investmentchef und einen Stellvertreter. Ich habe diese beiden Posten nun einfach auf einen Investmentchef für Anleihen und einen für Aktien übertragen, denn die Anforderun- gen in diesen beiden Anlageklassen sind sehr unterschiedlich. Bei Jupiter gibt der Investmentchef keine Hausmeinung aus. Er konzentriert sich auf die Überwachung in Risiko- und Compliance-Fragen und stellt sicher, dass alle Teams über die not- wendigen Ressourcen verfügen. Werden die Investmentchefs künftig eine Hausmeinung entwerfen? Nein. Die Kunden schätzen uns, weil das Talent unserer Manager nicht von einer Hausmeinung eingeengt wird. Damit zie- hen wir sowohl Kunden als auch talentier- te Manager an. Wenn ich in meiner Rolle als Vorstandschef über die Märkte spreche, dann sollte das im Haus keinen interes- sieren. Ich habe zwar meine Ansichten und Meinungen, aber am Ende treffen die Teams die Entscheidung, ob sie in ihrem jeweiligen Marktsegment Ineffizienzen aus- gemacht haben. So kann es in unserem Haus je nach Investmentstrategie sehr » Das war schlicht und einfach nicht mehr das, was die Kunden wollten. Auch die Performance entsprach nicht mehr den Erwartungen. « Matthew Beesley, Jupiter FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Matthew Beesley | Jupiter 234 fondsprofessionell.at 4/2022
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