FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

Nachhaltigkeitsfaktoren beachten, häufig in Zukunftsbranchen tätig sind oder dass sich renditegefährdende Aspekte des Kli- mawandels minimieren lassen. Gruppe zwei wurde mit dem Umweltargument an- gesprochen. Hier hieß es: Du kannst mit deinemGeld Einfluss auf eine positive Ent- wicklung nehmen, wenn du in Unterneh- men investierst, die ESG-bewusst wirtschaf- ten. Variante drei war eine Kombination aus finanziellem und Umweltaspekt. Und der Kontrollgruppe wurden (abseits der allge- meinen ESG-Aufklärung) keine weiteren Hinweise zum Sinn eines nachhaltigen Investments gegeben. „Es hat sich gezeigt, dass deutlich mehr Geld in ESG-Produkte investiert wird, wenn man entweder finan- zielle oder Umweltaspekte genau erklärt“, fasst Projektchefin Gangl die Auswertung zusammen. Einem Teil der Versuchsteil- nehmer wurden dafür 600 Euro zur Ver- fügung gestellt, die sie real auf nachhaltige oder konventionelle Produkte streuen konnten. Impact als Verkaufsschlager Am wirksamsten erwies sich dabei das Umweltargument: Menschen, bei denen der grüne Impact hervorgehoben wurde, streuten das meiste Geld in den ESG- Fonds (siehe Grafik). Im Ver- gleich dazu erwies sich das finanzielle Argument als etwas schwächer; es bewirkte aber ebenfalls einen deutlich höhe- ren ESG-Zulauf als in der Kon- trollgruppe, die nicht gezielt beraten wurde. Interessant ist: Die Kombination aus diesen beiden Beratungsfaktoren brachte kaum Vorteile. „Es ist zwar kein Schaden, aber es deutet einiges darauf hin, dass die Fülle an Argumenten eher ,too much‘ ist“, so Gangl. „Man sollte sich in der Beratung ent- weder auf den Impact oder auf den finanziellen Aspekt fokus- sieren“, erklärte die Studienleiterin gegen- über der Redaktion. Im Zweifel würde sie den Impact ansprechen, der den höheren Effekt aufweist. „Das Gefühl, dass ich per- sönlich bestimme, was mein Geld bewirkt, ist einfach ein sehr starkes“, erklärt Gangl, die unter anderem auf Verhaltensökono- mie spezialisiert ist. Die Studie habe ge- zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht unbedingt ein Selbstläufer ist. „Wenn man die Wir- kung von ESG nicht erklärt, verkauft es sich schlechter. Man muss schon aktiv ansprechen, was es bringt“, so Gangl. Was die IHS-Experten vorerst noch nicht untersucht haben, ist die Frage, ob Nach- haltigkeit (oder eine gute ESG-Beratung) Menschen zum Einstieg in die private Finanzvorsorge bewegen kann. Viele „ge- lernte Sparer“machen auch deshalb einen Bogen um Fonds, Aktien oder Anleihen, weil eine breite Öffentlichkeit dahinter „Spekulantentum“vermutet. Kapitalanlage- gesellschaften und Vertriebe hoffen nun, dass Produkte mit Umwelt- oder Sozial- standards die Skepsis mindern. Gangl und ihr Team wollen das in den nächsten Pro- jektphasen untersuchen. „Es weist einiges darauf hin, dass Nachhaltigkeit eine neue Qualität für Leute bietet, die vorher gesagt haben: ,Damit will ich nichts zu tun ha- ben‘“, so Gangl. Vor allem Junge und Frauen, die statistisch mehr Wert auf die Wirkung ihrer Veranlagung legen, würden damit eine wichtige Grundlage für ihre Entscheidungen bekommen. In weiteren Experimenten sollen Versuchs- personen zum Beispiel mit Sparbeträgen ausgestattet wer- den. Ziel ist es, zu testen, unter welchen Beratungsvorausset- zungen die Teilnehmer am ehesten vom (vermeintlich) si- cheren Sparen in eine Veranla- gung mit höheren Rendite- chancen wechseln. Das IHS entwickle aus den Erkenntnis- sen Tools, die für den „Echtein- satz“ im Vertrieb gedacht sind, so Gangl. Mit der Frage, wie man Sparern die Angst vor dem Einstieg in den Kapitalmarkt nimmt, beschäftigt sich auch Umweltargument ist top Information beeinflusst die Investitionsentscheidung Wurde in der Beratung das Umweltargument hervorgehoben, investierten die Anleger das meiste Geld in ESG. Quelle: IHS 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % Kombination Umwelt Finanzielles Keine Information Nachhaltige Investments 67,76 % 68,64 % 65,97 % 60,49 % » Man sollte sich in der Beratung entweder auf den Impact oder auf den finanziellen Aspekt fokussieren. « Katharina Gangl, IHS VERTRIEB & PRAXIS IHS-Projekt 228 fondsprofessionell.at 4/2022 FOTO: © BELLE&SASS | IHS

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