FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
zudem ausschließlich den Absatz von Ak- tien-, Anleihen sowie Mischfonds. In die gleiche Richtung weisen die Da- ten des Branchenverbands EFAMA. Diese erfassen auch Geldmarktfonds. Auch dieser Zählung zufolge ist seit Jahresbeginn ein deutliches Abflauen des Bruttoabsatzes zu beobachten. Lediglich im März schossen die Anteilsausgaben, aber noch deutlicher die Rücknahmen in die Höhe. Dies mün- dete in Nettomittelabzügen in Höhe von 35 Milliarden Euro, ohne Geldmarktfonds waren es noch 20 Milliarden Euro. „Zum ersten Mal seit März 2020 drehte der Nettoabsatz langfristiger UCITS ins Nega- tive, da die Stimmung der Anleger durch den Krieg in der Ukraine und den steigen- den Inflationsdruck beeinträchtigt wurde“, kommentiert EFAMA-Volkswirt Thomas Tilley die Entwicklung. Hohes Tempo Zuletzt untermauern auch die Daten der Deutschen Bundesbank den gesamteuro- päischen Trend. Bis in den März hinein verzeichneten deutsche Fonds noch hohe Zuflüsse, die erst ab April nachließen. Lediglich im Februar und März kam es hier zu höheren Rückgaben, die aber in den Folgemonaten wieder zurückgingen. Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine schichteten augenscheinlich die In- vestoren zwischen den Anlageklassen um – und parkten auch einen Teil ihres Geldes in Liquidität. „Das Tempo, mit dem Investo- ren Geld zwischen den Anlageklassen um- satteln, ist hoch“, berichtet Broadridge- Experte Chancellor. Zudem will er eine Eintrübung der Lage nicht ausschließen, bei der neben die gedämpfte Kauflaune auch noch erhöhte Abverkäufe treten. „Das Bild kann sich noch ändern. Die Konjunktur- aussichten haben sich deutlich eingetrübt. Anleger könnten verstärkt Anteile zurück- geben.“Dies könnte den Nettoabsatz noch weiter in negatives Terrain treiben. Dunkle Wolken So oder so zogen in diesem Jahr dunkle Wolken für die Asset-Management-Indus- trie auf. Anders als noch 2020 scheinen sie auch nicht so schnell wieder abzuziehen. „Zweifellos wird das ein schlechtes Jahr für die Fondsbranche“, hält Chancellor fest. „Aber die vorangegangenen drei Jahre liefen prächtig. Die Branche verzeichnete Nettomittelzuflüsse in Höhe von einer Bil- lion Euro. Nun beginnt aber eine knifflige Phase.“ So bleibt der Fondsbranche vorerst nur, von den Reserven der vergangenen goldenen Jahre zu zehren – und die schwierige Zeit durchzustehen, die jetzt vor ihnen liegt. SEBASTIAN ERTINGER FP Aktivität erlahmt Mittelaufkommen deutscher Publikumsfonds Bei deutschen Publikumsfonds schrumpfen im Krisenjahr 2022 sowohl die Anteilsausgaben als auch die Rücknahmen. *perEndeAugust |Quelle:DeutscheBundesbank -120 -90 -60 -30 0 30 60 90 120 150 2022* 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 Mittelabflüsse Nettomittel- aufkommen Mittelzuflüsse Mrd. Euro Panik ausgeblieben Mittelaufkommen europäischer Publikumsfonds Bei europäischen Aktien-, Anleihen- und Mischfonds kam es in der Corona- krise zu Panikverkäufen. Diese blieben zuletzt aber aus. *perEndeAugust |Quelle:Broadridge -120 -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 2022* I 2021 I 2020 I 2019 Mittelabflüsse Nettomittel- aufkommen Mittelzuflüsse 31,9 -5,0 -36,9 Mrd. Euro » Die Branche schaut meist auf die Netto- mittelflüsse. Der Blick auf den Bruttoabsatz und die Rücknahmen offenbart jedoch ein umfassenderes Bild. « Chris Chancellor, Broadridge fondsprofessionell.at 4/2022 219 FOTO: © BROADRIDGE
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