FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
quenzen ergeben, die wir daraus ziehen werden. Dazu gehört, von Unternehmen, in die wir investieren, zu erwarten, dass sie sich an die Empfehlungen der „Science Based Targets-Initiative“halten. Das ist eine Initiative, die aus der Zusammenarbeit zwi- schen demCarbon Disclosure Project, dem Global Compact der Vereinten Nationen sowie dem World Resources Institute und dem World Wide Fund for Nature ent- standen ist. Deren Ziel ist es, einen wis- senschaftlich fundierten Rahmen für die Festlegung von ambitionierten und effekti- ven Emissionsreduktionszielen festzulegen. Neben der Mitgliedschaft in solchen aus unserer Sicht sinnvollen Initiativen haben wir zudem verschiedene interne Gremien gegründet, weil wir sicherstellen wollen, dass unsere ESG-Prozesse keine Verwund- barkeiten aufweisen. Damit Sie nicht eines Tages dem Vorwurf des Greenwashings ausgesetzt sind? Auch wenn ich nicht glaube, dass diese Gefahr besteht, muss man als Asset Mana- ger versuchen, seine ESG-Prozesse mög- lichst resilient aufzusetzen.Wer glaubt, dass es ausreicht, externe Daten einzukaufen und diese in sein Portfoliomanagement- system aufzunehmen, läuft unseres Erach- tens Gefahr, dass sein ESG-Ansatz früher oder später auf sehr dünnem Eis steht.Wir haben nicht umsonst bereits vor sieben Jahren unsere Responsible Investing Stee- ring Group gegründet, die mit Experten aus Portfoliomanagement, Analyse, Repor- ting sowie Vertrieb und nicht zuletzt Fach- leuten unseres Kompetenzzentrums für nachhaltiges Investieren besetzt ist. Diese Gruppe leite ich selbst, was mir zwar oft lange Arbeitstage beschert, aber es ist mir wichtig, hier die Verantwortung zu über- nehmen. Durch die Gespräche in den monatlichen Meetings haben wir bereits eine Reihe potenziell auftretender Proble- me sowohl in Bezug auf einzelne Unter- nehmen als auch ganze Länder verhindern können, mit denen unsere Investoren ansonsten konfrontiert gewesen wären. Wie gehen Sie denn mit der Frage nach einem Investment in Atomenergie um, was seit Anfang des Jahres laut Taxonomie als nachhaltige Anlage gilt? Dazu haben wir eine eindeutige Position, die zu einem wesentlichen Teil auf unserer internen Expertise basiert. Wir sind der Auffassung, dass die bereits Ende der sech- ziger Jahre getroffene Entscheidung Frank- reichs, auf die Kernenergie zu setzen, durchaus vorausschauend und klug gewe- sen ist. Das gilt definitiv auch für Belgien, wo mehr als 50 Prozent unserer Energie- versorgung aus der Kernenergie stammen. Natürlich bleibt am Ende das Problem der Entsorgung des bei der Kernenergieerzeu- gung anfallenden Abfalls. Aber in dieser Hinsicht gibt es zum einen durchaus Fort- schritte, was die Möglichkeiten der Entsor- gung betrifft. Zudem stellt die neue Gene- ration kleinerer Kraftwerke mit wesentlich kürzeren Bauphasen und geringeren Aus- wirkungen definitiv eine Energiequelle dar, die unterstützt werden muss. Wenn man sich das voraussichtliche Wachstum des Strombedarfs in den nächsten 40 Jahren ansieht, ist es unwahrscheinlich, dass wir in der Lage sein werden, die entstehende Lücke mit intermittierenden Energie- quellen wie Sonne, Wind oder Wasser zu schließen. Deshalb gehen wir davon aus, dass Kernenergie auf jeden Fall ein Teil der Lösung sein wird. In unseren Portfolios gehen wir jedoch bewusst differenziert vor, und ich empfehle, unsere „Controversial Activity Policy“ zu lesen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Peter de Coensel Fast 14 Jahre lang hat Peter de Coensel die Geschicke im Anleihengeschäft des belgischen Fondsanbieters Degroof Petercam Asset Management (DPAM) entscheidend mitbe- stimmt. Mit Oktober 2021 hat er die Gesamtverantwortung als CEO des Unternehmens übernommen. Während den insgesamt 30 Jahren seiner Laufbahn hat der 1967 Geborene sowohl auf der Sell-Side als auch auf der Buy-Side der Branche gearbeitet und war sowohl für einen Hedgefonds- anbieter als auch in der strategischen Beratung tätig. » Für einen Anbieter von Investmentprodukten wäre es ein Fehler ge- wesen, sich mit seinen Anlagen nur auf Europa zu konzentrieren. « Peter de Coensel, DPAM FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Peter de Coensel | DPAM 216 fondsprofessionell.at 4/2022
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