FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

Keineswegs! Mit meinem Vorgänger Hugo Lasat, der inzwischen für das Gesamtunter- nehmen verantwortlich zeichnet, arbeite ich bereits seit 2012 zusammen. Und auch wenn das Asset Management natürlich nur eines von insgesamt vier Geschäftsfeldern unserer Finanzgruppe darstellt, kann gute Kommunikation in Bezug auf das Ergeb- nis des gesamten Unternehmens nur för- derlich sein. Selbst angesichts einer zuletzt extrem gestiegenen Volatilität an den Märkten hat sich abgezeichnet, dass die Abstimmung zwischen den einzelnen Ge- schäftsbereichen des Gesamtunternehmens schon sehr viel besser funktioniert. In der Anfangszeit des Ende 2015 erfolgten Zusammenschlusses der beiden Institute Degroof und Petercam hat es sicher so etwas wie anfängliche Wachstumsschmer- zen gegeben. Eine Konstante in der gesam- ten Entwicklung seither war jedoch, dass Degroof Petercam Asset Management nie zurück, sondern immer nach vorn geblickt hat. Und das wird auch künftig so bleiben, auch wenn ich sicher meinen eigenen Stil habe und meine eigenen Prioritäten setzen werde. Was können Sie uns denn in Bezug auf konkrete Zahlen sagen? Unsere Gesellschaft hat in den vergange- nen Jahren eine jährliche Wachstumsrate bei den verwalteten Vermögenswerten er- zielt, die sich bis Ende 2021 im Durch- schnitt auf jährlich etwa zwölf Prozent be- läuft. Das wird im laufenden Jahr, das ich als „Reset-Jahr“ bezeichnen würde, wohl nicht erreichbar sein. Aber wir rechnen trotz der ungewöhnlichen Marktentwick- lung damit, unser verwaltetes Vermögen auf Nettobasis nach Markteffekten in einer Größenordnung zwischen vier und fünf Prozent steigern zu können. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen kön- nen, obwohl unser Wholesalegeschäft seit Jahresbeginn erheblichen Schwankungen unterliegt. Helfen könnte dabei eine ande- rerseits erfreuliche Entwicklung im institu- tionellen Geschäft mit Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften, wo wir beacht- liche Zuwächse verzeichnen können. Was meinten Sie, als Sie eingangs von „sinnvoll genutzter Zeit“ gesprochen haben? Eines der ersten Projekte, das ich gleich zu Beginn meiner neuen Aufgabe angestoßen habe, war der Ausbau unserer Datenplatt- form zu einem effizienter funktionieren- den und vor allem stärker integrierten Netzwerk, in dem die Ergebnisse unseres Fundamentalresearchs auf der einen und unserer ESG-Analysen auf der anderen Seite so integriert sind, dass die Gesamtheit dieser Informationen dem Portfolioma- nagement wirklich vorgelagert zur Verfü- gung steht. Was verstehen Sie unter „vorgelagert“? Unser Ziel war, dass einem Fondsmanager bereits vor seiner konkreten Entscheidung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers wirklich alle für diese Entscheidung not- wendigen Daten zur Verfügung stehen, angefangen bei den grundsätzlichen Ge- schäftsrisiken dieses Unternehmens über eventuell relevante Finanzierungsfragen bis hin zu Nachhaltigkeitsrisiken, von denen eine Gesellschaft möglicherweise betroffen sein könnte.Mir war wichtig, dass die ESG- Frage nicht mehr als eine Art „Add-on“am Ende beantwortet wird, sondern unmittel- bar in den Entscheidungsprozess eines » Eine Konstante in der gesamten Entwicklung von Degroof Petercam Asset Management war, dass wir nie zurück, sondern immer nach vorn geblickt haben. « Peter de Coensel, DPAM FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.at 4/2022 213