FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
Verena Ross, Chefin der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA, verwies auf einen in der Öffentlich- keit kaumwahrgenommenen Kompetenz- bereich ihrer Behörde, der nun jedoch dramatisch in den Fokus rückt: die Kon- trolle des Derivatehandels. Ross kritisierte, dass es trotz der enormen Preisturbulenzen, die man heuer im Energiehandel gesehen hat, nur sehr selten zu Handelsstopps ge- kommen sei. Rahmenwerke wie Mifid II sehen solche Maßnahmen eigentlich aus- drücklich vor.Hier schlägt die ESMA einen automatischen EU-Mechanismus vor, der in Extremsituationen eingreifen kann, um die Preisbildung zu stabilisieren. Die exor- bitanten Wertschwankungen, die man heuer an den Märkten sah, haben innert kurzer Zeit teils hohe Nachschussforderun- gen bei Energiefirmen ausgelöst, die über Derivatemärkte in der Regel ihre Geschäfte absichern. Man sehe bereits, dass einige Energiefirmen ihre Absicherungsgeschäfte reduzieren, was zur Folge hat, dass den Kunden weniger Preisstabilität geboten werden kann, warnte Ross. Kernaufgabe der ESMA sei es, eine Ansteckung des Finanzsystems durch die Energie- und Rohstoffmärkte zu vermeiden. Ross betonte bei der Konferenz darüber hinaus, dass sich die ESMA mit dem sinkenden Vertrauen der Retailinvestoren auseinandersetzen sollte. Man müsse die Anleger darüber informieren, was die Infla- tion für die Kaufkraft und für die Finanz- anlagen (insbesondere die sicheren Anla- gen mit teuren Garantien und geringen Renditen) bedeutet. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP Finanzminister Magnus Brunner wurde per Video zugeschaltet. „Seit mehr als zwei Jahren jagt eine Krise die nächste.“ Man müsse trotz aller staatlichen Unterstützungen bedenken, dass eine Rückkehr zur Budgetdisziplin nötig sei. Geldwäscheprävention im digitalen Umfeld (v. l.): Raluca Pruna (EU-Kom- mission), Gerald Resch (Bankenverband), Moderatorin Katharina Muther-Pradler (FMA), Luisa Kurz (Tink Germany GmbH), Andreas Schirk (FMA). Das Digital Assets Team der FMA informierte an einem eigenen Stand. Bei einer Umfrage sagte ein Drittel der Konferenzteilnehmer, ihr Unternehmen beschäftige sich bereits mit digitalen Vermögenswerten. Über Abwicklungsfragen diskutierten Marie Donnay (Abwicklungsexpertin EU-Kommission), Kurt Svoboda (Uniqa), Moderator Oliver Schütz (FMA), Gabriele Müller (KA-Finanz-Vorständin) und Philipp Kaiser-Hiebinger (FMA). FMA-Vorstand Eduard Müller (l.) mit ESMA-Vorsitzender Verena Ross. Abseits der großen Gesprächsrunden diskutierten die Expertinnen und Experten aus der Aufsicht in kleinerem Kreis mit Branchenvertretern. Über nachhaltiges Finanzwesen diskutierten Stanislava Saria (FMA Versiche- rungs- und Pensionskassenaufsicht), Robert Ottel (CFO, Voestalpine), Moderator Michael Hysek (FMA), Ute Schöggl (Deloitte) und Florian Hagenauer (Oberbank). VERTRIEB & PRAXIS FMA-Konferenz 210 fondsprofessionell.at 4/2022 FOTO: © CATI DONNER | FMA
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