FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
Bremsspuren im Vertrieb Die Stimmung im Vertrieb von Bauherrenmodellen und Vorsorgewohnungen trübt sich zunehmend ein. Die Investoren zögern und warten die weitere Marktentwicklung ab. A nfang des Jahres herrschte noch Opti- mismus. Die Konjunktur gab nach dem coronabedingten Einbruch ein kräfti- ges Lebenszeichen von sich, und die seit dem zweiten Halbjahr 2021 steigende In- flationsrate galt noch nicht als Problem. Ein Dreivierteljahr später sieht das Bild an- ders aus: Die Wirtschaftsdaten verschlechtern sich seit Mona- ten, und niemand weiß auf- grund der vielen Unwägbar- keiten, wie es im kommenden Jahr weitergehen wird. Die Aussichten für die österreichi- sche Wirtschaft bezeichnete das Institut für Wirtschaftsfor- schung zuletzt als „eher trüb“. Die Ökonomen prognosti- zieren für das Jahr 2023 erst- mals seit den 1970er-Jahren eine Stagflation. Daher dürfte es nicht ver- wunderlich sein, dass sich die Stimmung im Immobilienver- trieb allmählich abkühlt. Die Käufer spü- ren die Krise schließlich auch am eigenen Leib. Das muss sich früher oder später auf das Immobiliengeschäft auswirken. Dazu fand Analyst Matthias Reith von Raiffeisen Research Ende Oktober klare Worte: „Die sorglose Schönwetterperiode auf dem öster- reichischen Immobilienmarkt ist ange- sichts des perfekten Sturms aus steigenden Zinsen und strengerer Regulierung zu Ende gegangen. Denn nachdem die Preis- dynamik im ersten Halbjahr nochmals einen Gang höher geschaltet hat, bewirkte der heftige Gegenwind im dritten Quartal de facto eine preisliche Vollbremsung.“ Weniger Verkäufe Ob es sich um eine „Zeitenwende“ han- delt, wird man erst sehen. Das Ende des märchenhaften Booms zeigt sich in den Statistiken erst verzögert. Die Vorboten sind jedenfalls schon da. Nach Angaben des Daten- dienstleisters Immo United sin- ken die Verkaufszahlen in ganz Österreich bereits deutlich. In den ersten neunMonaten 2021 gab es bundesweit 134.647 im Grundbuch eingetragene Transaktionen.Heuer waren es nach vorläufigen Zahlen um zehn Prozent weniger. Die Vollbremsung kam im dritten Quartal mit einem Minus von etwas mehr als 17 Prozent. „Aufgrund von stark stei- genden Lebenshaltungskosten, Die Immobilienbranche ist verwöhnt, weil in den vergangenen Jahren alle Objekte zu beinahe jedem Preis verkauft wurden. Das ändert sich jetzt: Die Investoren steigen auf die Bremse. Finanzierungskosten explodieren Kreditzinssätze in % für Wohnbaukredite Immobilienkredite werden rasant teurer. ZB=anfänglicheZinsbindung |Quelle:OeNB 1,0% 1,5% 2,0% 2,5% 3,0% 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I insgesamt ZB bis 1 Jahr ZB 1 bis 5 Jahre ZB 5 bis 10 Jahre ZB über 10 Jahre Effektiv- zinssatz SACHWERTE Immobilienvertrieb 162 fondsprofessionell.at 4/2022 FOTO: © PIX4U | STOCK.ADOBE.COM
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