FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

dem Förderzeitraum unterliegen sie meis- tens demMRG. Damit werden sie nur der Inflation angepasst. Hier besteht also nicht die Möglichkeit, in Excel die „Fantasie- mieten“ zu erhöhen, bis am Ende etwas Schönes herauskommt. Wenn die Politik entscheidet, dass die An- passungen ausgesetzt werden, bleiben die kalkulierten Einnahmesteigerungen aus. Ja, aber das größere Risiko haben Eigentü- mer von Immobilien, die nicht demMRG unterliegen. Ich glaube aber nicht, dass die MRG-Mieten längerfristig nicht angepasst werden,weil mit der Inflation auch die Kos- ten steigen. Und dass Mieten im Förderbe- reich reduziert oder imDenkmalschutz ge- deckelt werden, erwarte ich ebenfalls nicht, weil der Effekt wäre, dass die notwendigen Investitionen in Immobilien ausbleiben. Wenn man Branchenvertretern zuhört, be- kommt man den Eindruck, dass Inflation und Zinsen den Immobilien nichts anhaben können. Kann sich die Immobilien- wirklich von der Realwirtschaft abkoppeln? Nein. Die irreale Annahme, dass es nie wieder Zinsen geben wird, hat mich selbst verwundert. Das ist natürlich Unsinn, und man hat gesehen, dass die Wende sehr schnell gekommen ist. Das hat aber nicht zur Folge, dass deswegen die Märkte nicht mehr funktionieren. Die haben früher mit Zinsen funktioniert, und das wird auch in Zukunft so sein. Die Zinsen sind kein Novum: Als wir 2008 begonnen haben, lag der EZB-Leitzinssatz bei vier Prozent. Der Markt wird aber anders laufen als in den zurückliegenden Boomjahren. Das sehe ich auch so. Die Nullzinsen haben Fehlentscheidungen verschleiert. Man konnte nichts falsch machen. Das ist jetzt vorbei. Es muss wieder gerechnet werden.Mittlerweile werden aufgrund der Zinserhöhungen viele Projekte gestoppt oder verschoben. Gehen dadurch die Baupreise zurück? Wir sehen bei den Preisen eine Stabilisie- rung und teilweise eine rückläufige Ent- wicklung. Wir werden zwar nicht mehr das Vorkrisenniveau erreichen, aber zumin- dest ein kalkulierbares Niveau. Inzwischen rufen uns wieder Baufirmen an, weil sie bei den nächsten Ausschreibungen mit- machen wollen.Das war Anfang des Jahres anders, da bekam man bei einigen Gewer- ben nicht einmal ein Angebot. Wie wirken sich eigentlich die hohen Ener- giekosten auf Ihr Geschäft aus? Sie fließen in die Baupreise ein, weil viele Materialien energieintensiv produziert wer- den. Direkt beim Bau ist der Energiever- brauch vergleichsweise gering. Das Thema ESG wird nun auch in der Immobilienwirtschaft wichtiger. Wie gehen Sie damit um? Wir machen kaum Neubau, sondern pri- mär Sanierungen. Das ist per se nachhalti- ger, als Grünflächen zu versiegeln. Klar ist, dass ein Gebäude gedämmt sein muss, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Da- rüber hinaus müssen die Bewohner ihre Gewohnheiten überdenken. Denn es ist nicht notwendig, dass man imWinter mit einem kurzen T-Shirt bei geheizten 25 Grad in der Wohnung sitzt. So gesehen ist es wahrscheinlich aus Erziehungssicht falsch, wenn man die Energiepreise stützt. Auf der anderen Seite trifft es die Leute schon hart,wenn die Preise so stark steigen. Vielen Dank für das Gespräch. ALEXANDER ENDLWEBER FP KURZ-VITA: Gerold Pinter Der promovierte Jurist und promovierte Wirtschaftswissen- schaftler Gerold Pinter (52) studierte in Graz. Nach seinem Studium heuerte er zunächst bei PwC Österreich an, ehe er sich 2008 mit der Wohninvest selbstständig machte. » Wir sehen bei den Preisen eine Stabilisierung und teilweise eine rück- läufige Entwicklung. « Gerold Pinter, Wohninvest FOTO: © GÜNTER MENZL SACHWERTE Gerold Pinter | Wohninvest 160 fondsprofessionell.at 4/2022

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