FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

sind. Wir leben aber davon, dass wir Bestandsobjekte mit Sanierungsbedarf zu einem vernünftigen Preis kaufen und dann entsprechend entwickeln können. Vielfach ist vom Ende des Immobilien- booms die Rede. Wie schätzen Sie die Situation auf dem österreichischen Immo- bilienmarkt ein? Bei „normalen“Wohnimmobilien für die Eigennutzung ist auch aufgrund der verschärften Kreditrichtlinien eine gewisse Anspannung zu bemerken. Im Luxus- segment ist das anders, weil hier die Käu- fer nicht unbedingt Finanzierungsbedarf haben. Wie sehen Sie die Situation konkret in Wien? In den vergangenen Jahren sind auch die Lagen außerhalb des Gürtels teuer gewor- den. Da gibt es kaum mehr Objekte für vernünftig kalkulierbare Sanierungen.Über der Donau im 21. Bezirk findet sich aber noch Altsubstanz, bei der der Preis einiger- maßen passt. Auch Graz wurde von Investoren regelrecht gestürmt. Hier ist von schon von Überkapa- zitäten die Rede, sodass die Mietpreis- erwartungen überzogen sein könnten. Da bin ich völlig bei Ihnen. In Graz ist meiner Meinung nach in gewissen Berei- chen überproduziert worden. Innerstäd- tisch wird das funktionieren, aber in Lagen, die nicht so zentral sind und nie besonders attraktiv waren, könnten die Erwartungen verfehlt werden. Die einen sagen, es ist immer der richtige Zeitpunkt, in Immobilien zu investieren, weil sie Vermögen sichern. Die anderen sagen, man sollte die Marktkonsolidierung abwar- ten. Wie sehen Sie das? Dass „immer der richtige Zeitpunkt“ ist, würde ich nicht unterschreiben. Es kommt darauf an! Grundsätzlich war der Werter- halt einer Immobilie über die Zeitleiste schon immer gegeben, obwohl es zwi- schendurch natürlich Verwerfungen durch Krisen gibt. Bei den Bauherrenmodellen sind Preisschwankungen aber relativ uner- heblich, weil sie unter Zuhilfenahme der Steuerbegünstigungen und Förderungen langfristige Investitionen sind. Es geht nicht um einen Betrachtungszeitraum von drei oder fünf Jahren. Es ist eher wichtig, dass man mit den Investitionen als Teil des Vermögensaufbaus rechtzeitig beginnt. Welche Immobilienquote imPortfolio halten Sie für sinnvoll? Ein gutes Drittel bis zur Hälfte des Ver- mögens sollte meiner Meinung nach in Immobilien investiert sein. Was wäre die Alternative dazu? Aktien – die sind aber sehr volatil, müssen gestreut werden und erfordern Nervenstärke. Fondsgebundene Lebensversicherungen sind aus steuer- lichen Gründen unattraktiv geworden. Und dann gibt es natürlich noch die Krypto-Assets, die aber höchstens mit einem verschmerzbaren Vermögensteil in Frage kommen. Immobilienwerte sind zwar nicht so volatil wie Aktienkurse, dafür sind sie aber illi- quide, und Investitionen können nur mit hohem Aufwand gestreut werden. Das » In Graz ist meiner Meinung nach in gewissen Bereichen überproduziert worden. « Gerold Pinter, Wohninvest FOTO: © GÜNTER MENZL fondsprofessionell.at 4/2022 157

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