FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
unserem durchaus gewollten konzentriert fundamentalen Ansatz entspricht, das aber andererseits kein allzu hohes Einzelaktien- risiko beinhaltet. Mit einer höheren Zahl würden wir unseren Ansatz zu sehr verwäs- sern, eine deutlich geringere Zahl würde dazu führen, dass das Risiko eines einzel- nen Werts zu hoch wäre. Wir unterliegen damit zudem bewusst keiner irgendwie ge- arteten Benchmarkorientierung oder einer festen Aufteilung nach einem 50-zu-50- oder einem 70-zu-30-Schema. Vielmehr er- gibt sich die Gewichtung im jeweiligen Fonds ausschließlich durch unsere Aus- wahl einzelner Aktien. Bei einemFonds wie demClimate Engage- ment Fund beschränken Sie die Anzahl der Positionen allerdings auf 30 bis 40.Warum gilt dabei das eben Gesagte nicht? Hier spielt eher der Aspekt der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen eine beschränkende Rolle. Deswegen ist auch das eine durchaus bewusst getroffene Ent- scheidung.Wenn man in ein ernst gemein- tes Engagement mit Unternehmen einstei- gen möchte, dann bringt das eine wesent- lich höhere Arbeitsintensität mit sich, weil man natürlich als Fondsmanager fortlau- fend in einem zum Teil extrem zeitaufwen- digen Dialog mit den investierten Unter- nehmen steht. Obwohl die beiden verant- wortlichen Portfoliolenker auf die Unter- stützung unseres gesamten Nachhaltigkeits- teams zählen können, erschien uns daher beim Engagement-Fonds eine Beschrän- kung der Titelanzahl durchaus angebracht, auch wenn unter dem reinen Diversifika- tionsgesichtspunkt eine höhere Zahl viel- leicht wünschenswert wäre. Wenn man die drei Fonds nebeneinander betrachtet, fällt auf, dass beim Engage- ment-Fonds lediglich 50 Prozent der Investments als nachhaltig eingestuft sein müssen, während dieser Wert bei den bei- den anderen 85 Prozent beträgt. Warum? In einen zielgerichteten Engagement-Pro- zess mit Unternehmen einzusteigen, ergibt am ehesten Sinn, wenn man in Unterneh- men investiert, die noch relativ am Anfang stehen, was ihre Nachhaltigkeit betrifft. Daher erwirbt der Global Climate Engage- ment Fund bewusst eine vergleichsweise höhere Zahl an Aktien von Unternehmen, deren CO 2 -Abdruck zum Teil noch deut- lich oberhalb der Benchmark liegt. Ganz einfach weil das Potenzial, durch Engage- ment eine Verbesserung in dieser Bezie- hung zu erzielen, dort am höchsten ist. Die Unternehmen, in die wir mit den beiden anderen Klimafonds investieren, sind in Bezug auf das Erreichen von Nachhaltig- keitszielen schon sehr viel weiter. Die Taxonomiekonformität scheint dabei keine wesentliche Rolle zu spielen, denn sie liegt für beide Fonds bei nur zwei Prozent. Ganz allgemein gesprochen ist die Taxono- mie eine sehr technisch gehaltene und eher theoretische, oft sogar philosophische Defi- nition von nachhaltigen Kriterien, die im Grunde von der wirtschaftlichen Realität eines Unternehmens zu weit entfernt ist. Deshalb bringt sie für uns keinen bedeu- tenden Mehrwert bei der Beurteilung, was bei einem einzelnen Unternehmen als nachhaltig sinnvolle Entwicklung einzustu- fen ist oder eben nicht. Deshalb sehen wir uns mit unserem selbst entwickelten Rah- menwerk, der Impactanalyse auf Einzel- aktienebene, und dem Abgleich mit den Nachaltigkeitszielen der UN auf dem rich- tigen Weg, um zu beurteilen, ob ein Unter- nehmen wirklich Fortschritte in Bezug auf mehr Nachhaltigkeit erzielt. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Henning Padberg Henning Padberg arbeitet seit über 14 Jahren für Nordea Asset Management im dänischen Kopenhagen. Begonnen hat er im Research, heute leitet er das Sustainable Equities Team der Skandinavier. Sein Studium der Betriebswirt- schaft hat der in Schleswig-Holstein geborene ESG-Spezia- list an der Universität Münster absolviert. » Ein ernst gemeintes Engagement mit Unter- nehmen bringt eine we- sentlich höhere Arbeits- intensität mit sich. « Henning Padberg, Nordea FOTO: © STEFAN GREGOROWIUS MARKT & STRATEGIE Henning Padberg | Nordea 112 fondsprofessionell.at 4/2022
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