FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022
erst dann an, wenn das Interesse der Anle- ger stark genug ausgeprägt ist. Woher kam denn überhaupt die Initiative Climate and Social Impact? Auch Nordea ist doch für die Auflage eines Fonds sicher auf Ankerinvestoren angewiesen. Die Initiative ging in dem Fall von einem dänischen Pensionsfonds aus,mit dem wir uns schon über Jahre in einem guten Dialog befanden. Dieser Pensionsfonds hat schon vorher in verschiedene soziale Pro- jekte investiert, bis dahin allerdings aus- schließlich in Form von Direktinvestments, nicht jedoch über den Aktienmarkt. Eine gewisse Expertise in Bezug auf eine thema- tische globale Aktienlösung, die sich auf Unternehmen konzentriert, die positive soziale Lösungen anbieten, war ohnehin schon in unserem Unternehmen vorhan- den. Denn Thomas Sørensen managt mit einem Kollegen aus dem Fundamental Equities Team bereits seit Ende 2020 den Global Social Empowerment Fund, der ausschließlich auf das Thema Soziales abzielt und nach Unternehmen sucht, die Lösungen für die zunehmenden gesell- schaftlichen Herausforderungen bieten können. Dazu zählen aus unserer Sicht neben Onlinelernplattformen auch Ange- bote für gesunde Ernährung sowie bezahl- bare und effiziente Gesundheitsleistungen, aber auch der Zugang zu sauberemWasser oder erschwinglichemWohnen. Aber warum macht das ausgerechnet die Kombination des Klimathemasmit solchen sozialen Aspekten attraktiv? Allein schon deshalb, weil gewisse Inter- dependenzen, aber auch gegenläufige Ef- fekte zwischen beiden Segmenten beste- hen.Wenn wir zum Beispiel ein Unterneh- men unter dem Klimagesichtspunkt analy- sieren, dann spielen in dessen endgültiger Beurteilung am Ende auch soziale Aspekte eine Rolle. Nehmen Sie etwa ein Unter- nehmen, das erschwingliche Fertighäuser anbietet und somit das soziale Problem des überteuerten Wohnraums zu lösen ver- sucht. Verwendet dieses Unternehmen in erster Linie billige und gleichzeitig umwelt- schädliche Materialien, geht der positive soziale Impact zulasten eines negativen Umwelt-Impacts. Diese Wechselbeziehun- gen versuchen wir in unserer unterneh- mensspezifischen Impactanalyse zu berück- sichtigen, was die Investmentstrategie von anderen abgrenzt, die zum Beispiel ESG- Faktoren nur quantitativ einbeziehen. Und inwiefern kann es auch auch zu gegenläufigen Effekten kommen? Das Thema Wohnen ist ein gutes Beispiel. Die Fensterscheiben einer Wohnung oder eines Hauses sind hier in Dänemark stan- dardmäßig dreifach verglast. Unter dem Klimagesichtspunkt wäre natürlich eine vier- oder gar fünffache Verglasung die bes- sere Lösung. Das würde aber dem sozialen Vorzeichen, unter dem der Global Climate and Social Impact Fonds beispielsweise nach Lösungsansätzen für erschwingliches Wohnen sucht, insofern widersprechen, als damit Wohnen viel zu teuer würde. Des- halb bin ich davon überzeugt, dass wir mit einer stärkeren Berücksichtigung sozialer Aspekte und vor allem der Kombination mit dem Klimathema heute genauso rich- tigliegen, wie das vor zehn oder 15 Jahren auch beim Global Climate and Environ- ment der Fall war – einfach weil wir im neuen Fonds solche übergeordneten Risi- ken sehr viel besser einschätzen und be- rücksichtigen können. Auch wenn wir damit als First Mover erneut etwas zu früh dran sind. Erklärt das auch, dass zwischen Global Cli- mate and Environment und Global Climate and Solution eine hohe Überlappung durch über 35 gemeinsame Positionen besteht? Im Grunde trifft es das genau. Grundsätz- lich halten wir eine Zahl von 40 bis 60 Positionen in beiden Fonds für optimal. Damit lässt sich ein ausreichend diversi- fiziertes Portfolio erstellen, das einerseits » Die Nachfrage nach einer neuartigen Strate- gie zieht erst an, wenn das Interesse der Anle- ger stark genug ist. « Henning Padberg, Nordea FOTO: © STEFAN GREGOROWIUS MARKT & STRATEGIE Henning Padberg | Nordea 110 fondsprofessionell.at 4/2022
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