FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

Sprung oder Absturz? Die Emerging Markets sollten Investoren eigentlich besonders hohe Erträge liefern, enttäuschen aber seit Jahren. Welche Rolle die Schwellenländer künftig im Depot spielen dürften. A nleger mit Schwellenländerfonds haben es nicht leicht: Die holprige und unterm Strich schwache Performance belastet die Stimmung seit Jahren und zer- mürbt die Investoren. Statt der ersehnten Erholung nach Corona kam es noch schlimmer: Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ziehen Investoren massiv Gelder aus Emerging-Markets-Aktien und -Anlei- hen ab. Das Analysehaus Emerging Port- folio Fund Research spricht von den höchs- ten Abflüssen seit Beginn der Statistik. Dabei ist die Anlagestory eigentlich attraktiv: Auf dem Sprung zum Industrie- land sollten Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinne zusammen mit Fortschritten bei den rechtlichen Rahmen- bedingungen für Fantasie und steigende Kurse sorgen. Doch die Realität sieht anders aus: In den letzten fünf Jahren gab der globale Schwellenländerindex von MSCI rund 23 Prozent nach, während die Industrieländerbörsen, gemessen amMSCI World, um 25 Prozent zulegten. Die Zwei- fel an der Schwellenlandstory nehmen zu – und es scheint unsicherer denn je, wann die Investoren zurückkehren werden. Vorläufig stehen die Zeichen weiter auf Sturm: Zuletzt warnte Pierre-Olivier Gou- rinchas, Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), „das Schlimmste“ stehe noch bevor. Der IWF sieht die Schwellenländer mit einer Vielzahl von Ri- siken konfrontiert, die sich aus „den hohen externen Kreditkosten, der hartnäckig ho- hen Inflation, den volatilen Rohstoffmärk- ten, der Unsicherheit über die globalen Wirtschaftsaussichten und den Krieg in der Ukraine sowie demDruck durch die Straf- fung der Politik in den Industrieländern“ ergeben. Dazu passt die jüngste Prophezei- ung von J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon, der die Welt vor einer Rezession oder „etwas Schlimmerem“ sieht. Besonders betroffen Was für die Weltwirtschaft gilt, trifft die Schwellenländer wieder einmal besonders hart: Volkswirtschaften und Finanzmärkte leiden unter der geopolitischen Eskalation, Rohstoffengpässen, der Inflation und stei- genden US-Zinsen. All dies führt dazu, dass Investoren ihr Kapital lieber im Dollar- raum zusammenziehen. Auf taktischer Ebene sieht auch Adriaan du Toit aus dem Emerging-Markets-Research von Alliance Bernstein derzeit wenig Argumente für Schwellenländer: „Viele der globalen makroökonomischen Belastungsfaktoren » Die Wachstumskom- ponente Schwellenland- aktien erkauft man sich zunehmend mit geopolitischen Risiken. « Markus Steinbeis, Steinbeis & Häcker Die Anlagestory klingt gut: Wirtschaft und Bevölkerung der Schwellenländer wachsen – was sollte da aus Inves- torensicht schon passieren? Dass einiges schiefgehen kann, zeigt allein der Blick auf die Börsenentwicklung. Wie geht es weiter in den Emerging Markets? Dis- kutieren Sie die Aussichten von Schwellenländer- investments mit Fondsmanagern und Produktspe- zialisten auf dem FONDS professionell KONGRESS! ANMELDUNG: www.fondsprofessionell.at WIEN, 8. UND 9. MÄRZ 2023 MARKT & STRATEGIE Schwellenländer 104 fondsprofessionell.at 4/2022 FOTO: © ORLANDO FLORIN ROSU | STOCK.ADOBE.COM

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