FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022
haltigen Investments in den ESG-Templates anzugeben“, erklärt Ferstl. Diese Vorsicht der Fondsgesellschaften bei der Bereit- stellung von ESG-Daten, hat nach Ansicht des Privatconsult-Managers auch mit mög- lichen Haftungsrisiken zu tun. Aber selbst wenn man die Daten bekommt, müsse bedacht werden, dass diese sich derzeit laufend ändern, was die Produktanalyse schwierig mache. Über ähnliche Erfahrun- gen berichten auch andere Haftungsdächer wie Finanzadmin, wo den angebundenen Partnern in diesem Bereich ein eigenes IT- System zur Verfügung gestellt wird, das anhand der von den Kunden geäußerten ESG-Präferenzen einen automatischen Produktauswahlprozess durchführt: „Die größte Herausforderung stellt sich bei den Präferenzen gemäß Taxonomieverordnung, da diese einerseits erst teilweise umgesetzt ist und die meisten Finanzinstrumente nur einen sehr geringen prozentuellen Wert in dieser Kategorie aufweisen, sodass die Erwartungshaltung der Kunden nur sehr schwer mit dem Angebot an Finanzinstru- menten in Einklang zu bringen ist“, erklärt Magg. Etwas deutlicher äußert sich Swiss- Life-Select-CEO Christoph Obererlacher, er gibt an, dass derzeit nur von zirka einem Drittel der Investmentfonds die entspre- chenden Hintergrunddaten zur Verfügung stünden. Insofern ist es auch bei Swiss Life Select aktuell herausfordernd, die besagten Kundenpräferenzen in einem ausgewoge- nen Portfolio abzubilden. Neue Chancen Trotzdem bleibt Obererlacher positiv gestimmt und meint weiter: „Auch an dieser Stelle bin ich optimistisch, dass die Situation zum Jahresende eine merklich bessere sein wird.“ Und auch insgesamt kann Obererlacher den neuen Regeln durchaus etwas Positives abgewinnen und sieht diese eher als Chance, gerade wenn es darum geht, dem Kunden noch mehr Identifikation hinsichtlich seiner Veran- lagung zu bieten. Und auf Kundenseite dürfte dies durchaus zum Erfolg führen: So konnten die Swiss-Life-Select-Berater in den ersten Tagen bereits mehr als 1.000 neue Anlegerprofile erheben. „Die beachtliche Kundenresonanz auf das Nachhaltigkeits- thema zeigt, dass über 70 Prozent der Kun- den das Thema als wichtig empfunden und auch ihre Präferenzen in Richtung mehr nachhaltiger Veranlagung festgelegt haben. Ein erstes Fazit lautet: Der Invest- mentkunde räumt dem Thema Nach- haltigkeit einen hohen Stellenwert ein. Hier müssen Produktanbieter den steigen- den regulatorischen Anforderungen sowie Kundenansprüchen künftig gerecht wer- den“ , fasst Obererlacher zusammen. Etwas kritischer klingt hingegen Ferstls erstes Resümee zu den neuen Regelungen: „Insgesamt muss man sagen, dass die ganze Thematik vom Gesetzgeber in einer wahr- scheinlich zu hohen Komplexität umge- setzt wurde.“ Und Finanzadmin-Geschäfts- führer Magg bezweifelt, ob der erhoffte Lenkungseffekt zu nachhaltigeren Finanz- instrumenten eintreten wird: „Die Er- wartungshaltung im Vorfeld war jedenfalls eine andere – ob Kunden aufgrund dieser doch nur geringen direkten Auswirkungen wirklich ihre Portfolios nachhaltiger aus- richten werden, bleibt abzuwarten.“ GEORG PANKL FP Reinhard Magg, Finanzadmin: „Die größte Herausforderung stellt sich bei den Präferenzen gemäß Taxonomieverordnung.“ Stefan Ferstl, Privatconsult: „Die Thematik wurde vom Gesetzgeber in einer wahrscheinlich zu hohen Komplexität umgesetzt.“ » Der Investmentkunde räumt dem Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert ein. « Christoph Obererlacher, SLS VERTRIEB & PRAXIS Nachhaltigkeitspräferenzen 196 fondsprofessionell.at 3/2022 FOTO: © EKE MAYER (2), CEM
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