FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

mit einer hohen Marge. Historisch haben sich die zwei börsennotierten US-Unter- nehmen First Cash Holdings und EZCorp in Zeiten einer Wirtschaftskrise immer deutlich besser geschlagen als der Index. Beide Unternehmen haben wir derzeit mit 3,5 Prozent im Fonds gewichtet. Dies ist auch ein Beispiel dafür, dass wir den Fonds ganz bewusst umgestellt haben, derzeit ein Stück weg von Technologiewerten, stärker in Richtung einer Absicherung für den he- ranwachsenden Wirtschaftsabschwung. Wie groß ist denn das Portfolio im Aktien- bereich? Üblicherweise haben wir zwischen 30 und 40 Titel im Portfolio. ImMoment habe ich auf meiner Liste 400 potenzielle Invest- ments, die noch nicht im Fonds sind. In- vestments tausche ich nur aus, wenn das Chance-Risiko-Verhältnis deutlich besser ist. Bei den 400 Unternehmen sind im Übri- gen viele dabei, deren Kurs um 60 bis 90 Prozent eingebrochen ist, obwohl sie ein hervorragendes Geschäft machen und eini- ge davon stark wachsen. Viele Unterneh- men wurden hier zu Unrecht massiv abge- straft. Daher rechne ich bei einer Erholung der Märkte auch damit, dass der Fonds sich ähnlich entwickeln wird wie im Jahr 2020. Damals konnten wir in den vier Monaten nach demCorona-Einbruch um 23,25 Pro- zent zulegen. Obwohl wir nun defensiver ausgerichtet sind, gehe ich davon aus, dass die Erholungsphase im MPP Fonds sehr stark sein wird. Die ausschüttende Variante des MPP zählt seit Jahren zu jenenmit der höchsten Aus- schüttungsrendite unter den Paragraf-14- Fonds. Wie sieht es dieses Jahr aus? Für 2022 haben wir die Ausschüttung be- reits vorgenommen, diese lag bei knapp vier Millionen Euro. Die Zielsetzung bei der Ausschüttung ist ja prinzipiell Inflation im Euroraum plus drei Prozent Ausschüt- tung. Das haben wir dieses Jahr nicht ge- schafft, da die Inflationsrate im Mai bei acht Prozent lag. Ausgeschüttet haben wir zirka sieben Prozent. Wir wollten die Aus- schüttung auch nicht erhöhen, da es sich beim aktuellen Umfeld um eine Ausnah- mesituation handelt. Gemäß meinen Infor- mationen wird die Inflation im nächsten Jahr wieder deutlich sinken. FONDS professionell analysiert halbjährlich die meistverkauften Fonds im Bereich des bankenunabhängigen Vertriebs. Historisch schien hier der Managed Profit Plus eher im zweiten Halbjahr zum Jahresendge- schäft auf. In der aktuellen Auswertung zum ersten Halbjahr liegt der Fonds auf Platz drei. Worauf ist das Ihrer Meinung nach zurückzuführen? Haben viele Anleger den Kursrückgang für Zukäufe genutzt? Der Fonds wurde in der Vergangenheit na- türlich stark für den investitionsbedingten Gewinnfreibetrag genutzt, das war auch ein Grundgedanke bei der Auflage.Mittler- weile gibt es aber auch viele laufende Spar- pläne, da der Fonds auch für die private Vorsorge genutzt wird. Es zeigt sich aber auch, dass die Anleger verstanden haben, dass es sinnvoll ist, Qualität bei niedrigeren Kursen nachzukaufen und erfahrenen Fondsmanagern auch in Krisensituationen mit Geduld zu vertrauen. Die Vermögens- berater haben hier gute Arbeit bei den Kunden geleistet und ihnen klar veran- schaulicht, dass sie sich bei einem Zukauf günstiger die künftigen Ausschüttungen sichern können. Vor allem Kunden, die seit vielen Jahren ihre Ausschüttung bekom- men haben, verstehen das sofort und nut- zen die Gelegenheit. Zudem sehen wir auch immer mehr Zuflüsse aus Deutsch- land, zirka ein Drittel der monatlichen Zu- flüsse kommt bereits von dort. GEORG PANKL FP » Viele Unternehmen wurden hier zu Unrecht massiv abgestraft. « Gregor Nadlinger, Advisory Invest KURZ-VITA: Gregor Nadlinger Gregor Nadlinger begann seine Karriere in der Software- industrie, wo er in leitenden Funktionen mit seinem Team Wertpapierdatenbanken, Handelssysteme und auch Wertpa- pier-Settlement-Systeme entwickelte. Seit Oktober 2007 managt der studierte Betriebswirt den von ihm mitinitiierten vermögensverwaltenden Mischfonds Managed Profit Plus. 126 fondsprofessionell.at 3/2022 MARKT & STRATEGIE Gregor Nadlinger | Advisory Invest FOTO: © MARLENE FRÖHLICH

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=