FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

mance gekostet. Ich darf als Pensionskassen- fonds nur maximal 30 Prozent offene Fremdwährungsrisiken haben, dadurch haben wir imGegensatz zu anderen Fonds einiges liegen lassen. Hinzu kommt, dass ich Branchen, die dieses Jahr massiv outper- formt haben, wie Erdöl, Erdgas, Atomkraft, Rüstung oder Tabak, ausschließe. Daneben haben auch die Qualitätsunternehmen so stark nachgegeben wie schon seit zehn bis 15 Jahren nicht mehr. Selbst Firmen wie Paypal (kein Fondsinvestment) sind inner- halb eines Jahres um 80 Prozent eingebro- chen, es sind wahnsinnige Bewegungen im Markt, stärker als 2008.Zwei Prozent haben uns die Goldminenaktien wie auch das Bondportfolio gekostet. Die Bondrendite konnten wir durch Zukäufe, die wir in der Abwärtsphase getätigt haben, im Vergleich zum Vorjahr allerdings von 3,5 auf aktuell 6,5 Prozent hochfahren. Am Bondmarkt hat es dieses Jahr ja gewaltig gescheppert, eine 30-jährige US-Staatsanleihe hat seit Jahresbeginn bis Mitte Juni prozentual mehr verloren als der Nasdaq-Index. Inso- fern sind wir mit unserem Bondportfolio gut durch die Krise gekommen. Ist Ihr Aktienportfolio tendenziell nicht zu technologielastig, sehen Sie hier nicht die Gefahr eines Klumpenrisikos? Der MPP hat sich auf Emittenten aus den führenden Ländern des Globalen Innovati- onsindex spezialisiert. Technologietitel sind ein wichtiger Teil davon, komme ich doch als Quereinsteiger aus der Software-Bran- che und möchte dieses Know-how zum Vorteil unserer Anleger nutzen. Von einer deutlichen Erholung dieses Marktsegments gehe ich aktuell erst im Laufe des Jahres 2023 aus. Daher habe ich das Portfolio im Verlauf des Frühlings stark umgestellt. So habe ich den Bereich der Sondersituatio- nen und Übernahmegeschäfte weiter auf- gestockt. Von der maximalen Aktienquote in Höhe von 70 Prozent, die ich laut Öster- reichischem Pensionskassengesetz fahren kann, sind derzeit 17 Prozent in diesem Be- reich investiert. Als Beispiel wäre hier etwa die Firma Black Knight zu nennen. Das Unternehmen hat ein Übernahmeangebot des US-Börsenbetreibers ICE bekommen, wir haben die ersten Käufe bei 65 US-Dol- lar getätigt, der Übernahmepreis liegt bei 85 US-Dollar, sofern alle Behörden der Übernahme zustimmen. Zusätzlich habe ich ein neues Absicherungsinstrument mit aufgenommen. Aktuell sind wir mit 1,5 Prozent in eine Vola-Strategie investiert, über die wir an der Volatilitätsentwicklung des S&P 500 partizipieren.Dadurch wollen wir scharfe Spitzen deutlich stärker als bis- lang möglich nach unten absichern. Wo sehen Sie im aktuellen Umfeld noch Chancen? Ein weiteres Thema, mit dem ich mich derzeit beschäftige, ist das Pfandleihge- schäft. Hier steht die Überlegung dahinter, wer von einem großen Wirtschaftsab- schwung profitieren könnte. Aus meiner Sicht wird es diesen sowohl in Europa als auch in den USA und in China geben, und er wird sich bis Mitte des nächsten Jahres dahinziehen. In den USA ist der Markt der Pfandhäuser sehr gut entwickelt, es haben sich mehrere Pfandhausketten ge- bildet. Der Marktführer in den USA, in dem der MPP investiert ist, betreibt rund 2.000 Pfandhäuser, auch in Kanada und la- teinamerikanischen Staaten. Die Unterneh- men haben ein solides Geschäftsmodell » … es sind wahnsinnige Bewegungen im Markt, stärker als 2008. « Gregor Nadlinger, Advisory Invest FOTO: © MARLENE FRÖHLICH fondsprofessionell.at 3/2022 125

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