FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

Zurück im Depot Krisen, Krieg und Inflation treiben die Preise von Rohöl, Agrargütern und Co. auf Rekordhöhen. Anleger erhoffen sich von Investments in Rohstoffe eine krisenfeste Anlage und Kaufkraftabsicherung. W er Anfang März an der goldfarbe- nen Firmenzentrale von Proaurum im Münchner Gewerbegebiet Riem vor- beikam, demmag die für das diskrete Edel- metallgeschäft unübliche Warteschlange vor dem Eingang aufgefallen sein. Die Hoffnung auf eine krisensichere Anlage trieb die Nachfrage der Privatanleger nach physischem Gold in die Höhe. Allein bei Proaurum verdoppelten sich im März die Orders.Dabei konnte der Goldpreis in den letzten zwölf Monaten nur in Euro rund 15 Prozent zulegen, auf Dollar-Basis kostet das Edelmetall so viel wie vor einem Jahr. Rohöl der Sorte WTI stieg im selben Zeit- raum um fast 70 Prozent, Erdgas ummehr als 150 Prozent. Auch viele Industriemetal- le und Agrarrohstoffe legten teils kräftig zu. Das Rohstoffbarometer Bloomberg Com- modity Index kletterte allein seit Anfang 2022 um mehr als 25 Prozent nach oben. Während die steigenden Rohstoffpreise die Lebenshaltungskosten in die Höhe trei- ben, erhoffen sich immer mehr Anleger von Grundmaterialien ein Investment, das ihr Portfolio wenigstens teilweise vor Kri- sen und Kaufkraftverlust schützt. Den ra- santen Anstieg in der Anlegergunst spiegelt etwa der von Sentix ermittelte Sentiment- Index für Rohstoffe wider.Das Stimmungs- barometer legte bereits seit 2020 deutlich zu, bevor es mit dem russischen Angriff auf die Ukraine in neue Höhen schnellte. Und bei der monatlichen Fondsmanager- umfrage der Bank of America gaben zu- letzt mehr als ein Drittel der Befragten an, optimistisch für Commodities zu sein, so viele wie selten zuvor (siehe Grafik nächste Seite). „Viele Anleger entdecken erst jetzt wieder Rohstoffe als Portfoliobaustein“, sagt Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung in München. „Superzyklus“ Bei Grundstoffen haben sich die Kurse und die Anlegerstimmung in kurzer Zeit völlig gedreht: In den Jahren nach der glo- balen Finanzkrise 2008 waren die Inflations- raten niedrig, und Rohstoffe entwickelten sich tendenziell schwach. Zugleich führte die expansive Geldpolitik zu einer Auswei- tung der Geldmenge – und schuf damit enormes Inflationspotenzial. Doch erst die pandemiebedingten Produktionsengpässe und die anschließend rasch steigende Nachfrage trieben ab Anfang 2020 die Ver- braucherpreise und eng damit verbunden die Preise für Rohwaren immer rascher nach oben.Mit dem Angriff auf die Ukrai- ne verstärkte sich die Aufwärtsbewegung ab Ende Februar ins Extreme. Jeff Currie, Leiter der globalen Rohstoff- analyse bei Goldman Sachs, ruft bereits Rohstoffe gehören in den Mulden- kipper, nicht ins Portfolio – das meinten viele Anleger, nachdem sie 2008 schlechte Erfahrungen mit dieser Assetklasse gesammelt hatten. Doch nun setzt ein Umdenken ein. 26,5 % liegt der Bloomberg Commodity Index seit Jahresbeginn im Plus. Quelle:Bloomberg (Stand:10.5.22) MARKT & STRATEGIE Rohstoffe 74 fondsprofessionell.at 2/2022 FOTO: © PARILOV | STOCK.ADOBE.COM, JUPITER ASSET MANAGEMENT

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