FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022
In den vergangenen Jahren gab es eine enorme Konsolidierung bei den Fondsge- sellschaften. Auch in der Raiffeisengruppe, wo die Salzburg Invest von der Raiffeisen KAG/RCM übernommen wurde. Da gab’s Spekulationen, ob nicht Ihre Kepler KAG und die große Raiffeisen KAG auch fusio- nieren. Braucht die RLB OÖ Kepler? Seit ich hier bin, hat es nicht eine Sekunde die Idee eines Verkaufs gegeben.Wir halten über 60 Prozent an Kepler. Kepler macht wirklich einen hervorragenden Job, ist hochprofitabel. Die Produkte haben eine sehr gute Performance. Nicht im Gerings- ten denkt jemand an einen Verkauf. Wie läuft es im Private Banking? 2021 war das bisher beste Jahr unserer Pri- vatbank. Das Geschäftsvolumen konnte um eine Milliarde Euro auf 6,2 Milliarden Euro gesteigert werden, die Betriebserträge um mehr als 20 Prozent. Die zur Raiffeisen Bank International RBI gehörende Kathrein will die Privatbank des Raiffeisensektors werden und hat Koope- rationen mit allen RLBs angekündigt. Haben Sie schon etwas vereinbart? Nein. Werden Sie das? Nein. Ich habe nichts gegen Kooperatio- nen im Raiffeisensektor. Aber wir werden deswegen nicht das Private Banking mit unserer Privatbank aufgeben. Kathrein hat andere Produkte. ZumBeispiel können dort Kunden über das Fintech Moonfare Private-Equity-Investments ab 50.000 Euro tätigen. Bieten Sie das auch? Man kann über alles nachdenken, aber ich glaube, dass man hier vorsichtig sein muss, was die Haftungen betrifft. Sie haben die Hypo Salzburg in die RLB fusioniert.Würden Sie die Hypo Oberöster- reich gern auch ganz hereinholen? Die Hypo Oberösterreich hat mit dem Land Oberösterreich einen sehr starken Mehrheitseigentümer. Und ich sehe mo- mentan keine Überlegungen, das zu verkau- fen. So lang das der Fall ist, soll’s so bleiben. Die Raiffeisengruppe wechselte Ende 2021 von der Einlagensicherung ESA in eine eigene sektorale Sicherung. Sie waren vor Jahren dagegen. Sind Sie nun zufrieden? Ich kann nicht über Interna reden. Aber es gibt darüber ein gutes Einvernehmen. Es half jedenfalls nichts, als heuer imMärz die Wiener Sberbank-Tochter geschlossen wurde: Nach den Aufsichtsregeln mussten alle österreichischen Sicherungen die Kun- den entschädigen – fast ausschließlich deutsche Sparer. Passt das aus Ihrer Sicht? Die Sberbank an sich ist nicht das Problem, weil schlussendlich die Insolvenz ja vermie- den wurde und die Banken das Geld aus dem Assetverkauf wieder zurückerhalten haben. Aber die Systematik dahinter halte ich für sehr bedenklich. Eine ausländische Bank mit Sitz in Wien hat hauptsächlich Kunden aus einem anderen Land, und es kommt bei Problemen nur das Sitzland zum Handkuss. Da muss man an der Systematik dringend etwas ändern. Die Systematik ist eine europäische. Ja, und man muss versuchen, Änderungen zu bewirken. Die österreichischen Banken sprechen mit der Politik darüber. Ich hoffe, dass es ein vernünftiges Ergebnis gibt. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP KURZ-VITA: Heinrich Schaller Der promovierte Jurist verbrachte den größten Teil seines Berufslebens in der Raiffeisen-Bankengruppe. Zwischen 2006 und 2012 war Schaller Vorstand der Wiener Börse. Seit 2012 ist der geborene Linzer CEO der RLB OÖ. Das von der EZB direkt beaufsichtigte Institut hat im Jahr 2021 die Bilanzsumme von 50 Milliarden Euro überschritten. » Ich habe nichts gegen Kooperationen im Raiffeisensektor. Aber wir geben nicht unser Private Banking auf. « Heinrich Schaller, RLB OÖ FOTO: © GÜNTER MENZL 240 fondsprofessionell.at 2/2022 BANK & FONDS Heinrich Schaller | RLB OÖ
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