FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

dass wir mit privater Photovoltaik allein nicht durchkommen.Wir bräuchten mehr große Wasser- und Windkraftprojekte, grö- ßere Anlagen zur Sonnenenergienutzung. Vor allem aber muss man die Wasserstoff- forschung vorantreiben. Wasserstoff hat auch Kritiker, weil viel Energie auf demWeg verloren geht. Kann man damit die Industrie bedienen? Derzeit noch nicht. Es wird sicher auf den Energiemix ankommen. Aber wenn wir keine Lösungen zu Wasserstoff finden, bin ich eher skeptisch, was die Versorgung aus alternativen Energiequellen betrifft. Haben die Banken genug Spielraum für die Finanzierung grüner Projekte? Es gibt ja die Forderung, Banken sollten „grüne Kre- dite“ mit weniger Eigenkapital hinterlegen dürfen. Das birgt aber auch Gefahren. In erster Linie ist das ein aufsichtsrecht- liches Thema. Allerdings sollte hier auch die Politik Vorgaben machen. Ob es wirk- lich Kapitalerleichterungen geben sollte, das muss man genau anschauen. Es wäre aber wünschenswert, dass es bei diesem Thema keinen Wildwuchs an zusätzlichen Anforderungen durch die Aufsicht gibt. Die Aufsicht schaut den Banken in Krisen- zeiten bei der Kreditvergabe noch genauer auf die Finger. Die OeNB hat bereits festge- stellt, dass die Banken imMärz ihre Kredit- angebotspolitik verschärft haben. Droht den Unternehmen ein Liquiditätsengpass? Ich glaube, die Banken werden noch vor- sichtiger werden müssen. Natürlich auch deshalb, weil wir von der Aufsicht in diese Richtung gedrängt werden. Vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Was ist die Konsequenz für die Firmen? Unternehmen, die verstärkt Liquidität brauchen, werden in Zukunft dafür mehr Sicherheiten liefern müssen. Auch bei privaten Wohnkrediten schränkt die FMA ab Juli die Vergabestandards ein. Ein Kreditmakler hat errechnet, dass nach den neuen Standards nur 30 Prozent der Kunden Finanzierungschancen hätten. Müssen Ihre Aktionäre, die oberösterrei- chischen Raikas, einen Einbruch fürchten? Jede Einschränkung erschwert das Ge- schäft. Die Raiffeisenbanken waren aber bereits moderat bei der Vergabe. Ich glau- be nicht, dass sie massiv darunter leiden werden. Sie haben unlängst erklärt, in Oberöster- reich sollen zehn bis 15 Prozent der Raiff- eisen-Filialen schließen. Inwieweit gibt die RLB das den eigenständigen Raikas vor? Es entscheidet definitiv jede eigenständige Raiffeisenbank für sich selbst, ob sie Filia- len zusammenlegt. Wir sind aber als RLB Teil eines Projekts und besprechen, wo es sinnvoll ist. Wir hatten in Oberösterreich Ende letzten Jahres 400 Standorte. Über » Unternehmen, die verstärkt Liquidität brauchen, werden in Zukunft dafür mehr Sicherheiten liefern müssen. « Heinrich Schaller, RLB OÖ fondsprofessionell.at 2/2022 237

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