FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022
Die Personalnot und das digitale Kundenverhalten sorgen dafür, dass die Raiffeisengruppe in Oberösterreich ihre Struktur überdenken muss, sagt Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen- landesbank Oberösterreich, im Gespräch mit der Redaktion. D ie Raiffeisenlandesbank Oberöster- reich (RLB OÖ) hat kürzlich für das abgelaufene Jahr 2021 einen Vorsteuer- gewinn in Höhe von 558 Millionen Euro präsentiert.Mit dieser Verdreifachung zum Pandemie-Jahr 2020 ließ die RLB nicht nur die Corona-Delle hinter sich, sondern performte auch besser als die Jahre davor. Besonders Beteiligungen wie Voestalpine, Raiffeisenbank Prag und Hypo Oberöster- reich lieferten hohe Beiträge. Darauf aus- ruhen kann sich das Spitzeninstitut der oberösterreichischen Raiffeisengruppe nicht. Sorgen bereiten der Krieg in der Ukraine ebenso wie strukturelle Fragen, zum Bei- spiel der Mitarbeitermangel. Herr Schaller, die Industriemuss sich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine fragen, wie lang die Energieversorgung gesichert ist. Europa diskutiert ein Gasem- bargo gegen Russland. Sind Sie zufrieden, wie die Politik das Energiethema managt? Ich bin der Meinung, dass man derzeit ein Gasembargo nicht akzeptieren kann. Gas ist für die österreichische Industrie extrem wichtig. Es müssten einige Betriebe die Produktion zurückfahren oder einstellen. Wir hätten massivste volkswirtschaftliche Schäden. Ich höre, dass die österreichische Regierung das auch versteht, und hoffe, dass das so bleibt. Ein Gasstopp würde Ihre RLB, die im Industriebundesland Oberösterreich und im wirtschaftsstarken süddeutschen Raum aktiv ist, besonders hart treffen. Wie sieht Ihr Notfallplan aus? Ich glaube, nicht nur wir wären stark betroffen. Ein Gasstopp würde sich auf alle Wirtschaftsbereiche übertragen und die gesamte Bankenbranche treffen. Wir sind eine kapitalmäßig gut aufgestellte Bank, haben Vorsorgen getroffen und sind für Rückschläge gerüstet. Könnten österreichische Banken ausfallen, wenn es zum Lieferstopp kommt? So weit würde ich nicht gehen. Es gibt ja im Bankenbereich gute Sicherungssysteme. Man sollte keine Panik verbreiten. Aber dass es den einen oder anderen hart treffen könnte, schließe ich nicht aus. Der Politik muss klar sein, dass wir Banken nicht diejenigen sind, die das Problem lösen können. Wir brauchen jetzt Maßnahmen, um von den fossilen Energieträgern unab- hängig zu werden. Die Regierung hat nach Ausbruch des Krieges ein Förderpaket für einen schnel- leren Umstieg auf Alternativenergien ver- abschiedet. Wenn was im Gange wäre, müssten Sie das als Finanzierer als Erster merken. Steigt die Nachfrage schon? Ja, definitiv! In welchem Ausmaß? Das Volumen kann ich nicht beziffern. Aber die Nachfrage nach einer Finanzie- rung von Photovoltaikprojekten auf Haus- dächern hat deutlich zugenommen. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, „Es wird keine Konzernbildung geben“ » Man sollte keine Panik verbreiten. Aber dass es den einen oder anderen hart treffen könnte, schließe ich nicht aus. « Heinrich Schaller, RLB OÖ FOTO: © GÜNTER MENZL 236 fondsprofessionell.at 2/2022 BANK & FONDS Heinrich Schaller | RLB OÖ
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=