FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

Riesen im Preisvergleich Im Kostenvergleich schneidet der US-amerikanische Fondsmarkt auf den ersten Blick deutlich günstiger ab als sein europäisches Pendant. Ein Posten fehlt jedoch in dieser Rechnung. D ie Vereinigten Staaten gelten als das Preisparadies für Fondsanleger. Euro- pa hingegen haftet der Ruf an, teuer zu sein. Dies will der europäische Branchen- verband Efama so jedoch nicht stehen las- sen. In einer Analyse beleuchtet der Lobby- verband die Kosten auf den beiden Kon- tinenten und stellt die These auf, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind – sofern man alle Faktoren berücksichtigt. Kostenvergleiche zwischen den Europa und den USA hinken Efama-Researchleiter Bernard Delbecque zufolge häufig. Denn ein entscheidender Fakt bleibt oft unbe- rücksichtigt: Während in den Anteilsklas- sen für Retailanleger von UCITS-Vehikeln meist die Kosten für die Finanzberatung enthalten sind, ist dies im überwiegenden Teil der US-Fonds nicht der Fall. Privatan- leger zahlen für diese Dienstleistung extra. „Es ist wichtig, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen“, betont Delbecque. Er stellt daher auf die Besitzkosten eines Fonds ab, die sowohl die reinen Produktkosten als auch Vertriebsaufwendungen, etwa für die Beratung, enthalten. Die Efama-Analysten bezogen für eine faire Gegenüberstellung Daten des briti- schen Analysehauses Fitz Partners.Die Lon- doner verfügen über eine detaillierte Auf- stellung der Fondsgebühren für den UCITS-Markt, die zwischen Produktkosten einerseits und Aufwendungen wie Ausga- beaufschlag und Provisionen andererseits unterscheidet. Für den US-Markt hingegen stützen sich die Efama-Experten auf die Daten der Kollegen des US-Fondslobby- verbands Investment Company Institute (ICI). Zwar finden sich auch in den USA Anteilsklassen, die Vertriebsaufschläge ver- langen, doch deren Marktanteil schwindet seit Jahren deutlich. Bei einer Gegenüberstellung der reinen Produktkosten fällt auf, dass bei der Be- trachtung des einfachen Kostenschnitts die US-Fonds sogar mit etwas höheren Preisen aufwarten als ihre europäischen Pendants (siehe Grafik folgende Seite).Dies rührt vor allem von Multi-Asset-Fonds her, die in den USA teurer sind. Betrachtet man jedoch die reinen Produktkosten nach dem Volu- men gewichtet, zeigt sich ein anderes Bild. Hier weisen die US-Fonds ein deutlich geringeres Kostenniveau auf. In Nordame- rika liegt also das meiste Geld in günstigen Fonds. Schiere Größe Die Erklärung für diese deutlichen Un- terschiede liegt in der schieren Größe und Homogenität des US-Investmentmarktes. „Diese ermöglichen es den Fondsmana- gern, von einem großen Kundenstamm zu profitieren und wichtige Skaleneffekte zu erzielen“, erläutert Delbecque. „Anders ist die Situation in Europa, wo UCITS vor dem Hintergrund von 27 verschiedenen lokalen Regelwerken und verschiedenen » Die gute Nachricht für Fondsanleger weltweit ist, dass die Gebühren in vielen Märkten sinken. « Grant Kennaway, Morningstar Die Fondsmärkte der USA und Euro- pas sind die größten der Welt. Beim Gebührenniveau unterscheiden sich beide markant. US-Fonds sind im Schnitt größer und können daher mehr Skaleneffekte erzielen. VERTRIEB & PRAXIS Fondskosten 234 fondsprofessionell.at 2/2022 FOTO: © CUNAPLUS | STOCK.ADOBE.COM

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