FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022
Blockchain-Anwendungen kommt man da raus. Ich könnte mir vorstellen, dass einige lieber ihre Daten selber besitzen. Baurek-Karlic: Ich kann als Nutzer entschei- den: Will ich in der Virtual-Reality-Welt „Metaverse“ 50 Prozent für Transaktionen an Facebook zahlen, oder gehe ich in das tschechisch-österreichische „Neos-Meta- verse“ mit einem aus der Community ge- schaffenen Raum ohne Transaktionskosten. In welche Anwendungen investiert nun der Fonds genau? Baurek-Karlic : Alles, was Sie aus demWeb2 kennen, bauen Programmierer aktiv schon im Web3. Eine Anwendung unter vielen sind zum Beispiel NFT, Non-Fungible Token. Das ist nichts anderes als ein einzig- artiges auf der Blockchain geführtes Doku- ment, ein Asset oder eine Funktion. Es könnte ein digitaler Zwilling sein für den Autotypenschein oder das Echtheitszertifi- kat einer Luxusuhr oder eine Mitglied- schaft. In der Musikindustrie können NFT das Label ersetzen. Musiker verkaufen ihre Kunst als NFT direkt, und es bleibt ihnen mehr Geld als heute.Über Plattformen wie royal.io mietet man einen NFT und hört dann Musik wie auf Spotify. Man könnte aber auch in ein Album investieren und an der Miete mitverdienen. Ich werde quasi Mäzen in einem dezentralen Record Label. Sind die Technologien, in die Sie investie- ren, schon belastbar genug, um ganze Industrien darauf zu bauen? Teils gibt’s ja Probleme wie den Energieverbrauch. Baurek-Karlic : Die alten Blockchains wie bei Bitcoin, die stark auf Rechenleistung, den „Proof of Work“, aufbauen, sind ökologisch schlecht, langsam und für die tägliche Nut- zung unbrauchbar. Neue Protokolle arbei- ten anders. Ethereumwar da lang führend. Für Transaktionen gibt es aber mittlerweile sehr schnelle Protokolle wie Solana oder Avalanche. Und eine Welt, die wir uns besonders genau ansehen, ist Cosmos. Jede Blockchain, die auf Cosmos gebaut wird, ist miteinander direkt operabel, schnell und kostengünstig. Augustin: Cosmos wird wegen der vielen Vorteile Netzwerkeffekte haben, die andere nicht schaffen, sofern sie sich nicht anpas- sen.Wir investieren in den technologischen Wandel. Bis der vollzogen ist, wird es dauern. Da sehen wir einen Zehnjahres- horizont. Wie groß ist das Fondsmanagementteam? Baurek-Karlic : Venionaire Investment ma- nagt den Fonds als AIFM mit Registrie- rung bei der FMA. Im Kernmanagement sind wir um die sechs, sieben Personen. Wir haben einen erweiterten Kreis von Venture-Partnern. Es sind neben Peter be- kannte Namen dabei wie Jürgen Höbart, Anton Werner,Nikolas Futter, der auch ein Web-Pionier war. Es kommen die alten Hasen zurück. Und dann haben wir einen internationalen Expertenkreis von 15 bis 20 Personen; Leute, die in den USA oder Du- » Wir suchen für den Fonds gezielt nützliche Anwendungen und wer- den nicht auf Hypes wie Kunst-NFT zocken. « Berthold Baurek-Karlic, Venionaire Capital KURZ-VITA: B. Baurek-Karlic Berthold Baurek-Karlic schrieb seine ersten Websiten als Schüler, als sein nunmehriger Fondspartner Peter Augustin schon seine erste Firma gegründet hatte. Baurek-Karlic gründete 2012 die in Wien beheimatete Venionaire Capital, deren Geschäftsführer er ist. Das Unternehmen ist auf Risikokapital und Private Equity spezialisiert. fondsprofessionell.at 2/2022 213
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