FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2022
erschaffen.Wenn jemand zum Beispiel sei- nen Vermögensaufbau mit 53 Jahren abge- schlossen hat, braucht es dann noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung? Oder kann aus der BU eine Pflegeabsicherung wer- den? Solche Fragestellungen werden die Herausforderungen, aber auch die Chan- cen für den Vertrieb sein. Das zeigt auch, warum die Lebensversicherung und die Entwicklung hin zum Personenversicherer so wichtig für uns sind. Und welche Rolle spielt das Ende Oktober 2020 gegründete Merkur Innovation Lab für die Zukunft der Merkur Versicherung? Das klingt spannend, doch was bedeutet das konkret? Wir konnten in der kurzen Zeit, seit es das Innovation Lab gibt, schon sehr viel bewe- gen. Da das Innovation Lab außerhalb der Versicherung angesiedelt ist, hat es eine übergeordnete Sicht und kann so unab- hängig von Befindlichkeiten innerhalb der Versicherung agieren. Innerhalb kurzer Zeit haben wir über das Lab gelernt, unse- re Daten zu verstehen. Und aus dem ersten Verständnis der Daten konnten wir bereits wichtige Rückschlüsse ziehen. Die Branche hat in der Vergangenheit immer eher auf Neuabschlüsse geschaut und weniger auf den Bestand. Mit den neuen Möglich- keiten der Datenanalyse können wir nun Kundenabgänge und Stornierungen leich- ter im Vorhinein verhindern. In Zukunft lernen wir unsere Kunden so zu verste- hen, dass wir Muster erkennen können. Dadurch können vorausschauende und maßgefertigte Produktempfehlungen für jeden einzelnen Kunden individuell erstellt werden. Zudem hat sich das Innovation Lab von einer Ideenschmiede zu einem Ausbildungshub für internationale Fach- kräfte entwickelt, immer mehr Software- entwickler und IT-Spezialisten klopfen bei uns an und arbeiten mit uns an Zukunfts- lösungen. Seit Kurzem dürfen nach Jahren der Vor- bereitung die ersten paneuropäischen Pen- sionsprodukte (Pepp) vertrieben werden. Kein einziger Anbieter scheint das Produkt vorerst ins Sortiment nehmen zu wollen. Haben Sie sich mit dem Thema schon beschäftigt? Wir haben uns das Pepp gemeinsam mit der Bayerischen Versicherung angeschaut, mit der wir einen Wissensaustausch pfle- gen. So konnten wir analysieren, was es bedeutet in einemMarkt, der deutlich grö- ßer und somit skalierbarer ist, ein derartiges Produkt auf den Markt zu bringen. Unsere gemeinsame Conclusio war am Ende, hier eine wartende Position einzunehmen. Das Pepp hat sich für uns als bürokratisches Monstrum dargestellt, das wirtschaftlich für uns imMoment keinen Sinn ergibt. Die Regierung hatte große Hoffnungen in das Pepp gesetzt und eine Reform der Zukunftsvorsorge daher auf die lange Bank geschoben – offensichtlich eine Fehlein- schätzung. Was erwarten Sie sich nun von der Regierung? Der Gesetzgeber ist in meinen Augen zwingend gefordert – auch vor dem Hin- tergrund der Zentralbankenpolitik der letzten Jahre und der aktuell steigenden Inflationsrate. Wenn man Verantwortung für private Vorsorge in das Bewusstsein der Bevölkerung bringen will, dann muss auch etwas angeboten werden. Das fängt schon bei der Steuer auf die Lebensversicherung an, vier Prozent, das finden Sie in keinem anderen System. Wir bedanken uns für das Gespräch. GEORG PANKL FP KURZ-VITA: Ingo Hofmann Ingo Hofmann ist seit Anfang 2020 CEO der Merkur Versiche- rung. Der studierte Versicherungsfachwirt verfügt über um- fangreiche Berufserfahrung im In- und Ausland. Stationen seiner Tätigkeit waren die Versicherungsunternehmen D.A.S., Volkswohl Bund-Lebensversicherung, Die Bayerische Beam- ten Lebensversicherung, Gothaer Allgemeine Versicherung AG, Gothaer Lebensversicherung AG sowie Ergo Beratung und Vertrieb AG. » Das Pepp hat sich für uns als bürokratisches Monstrum dargestellt. « Ingo Hofmann, Merkur Versicherung FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUX UND LLUMEN 176 fondsprofessionell.at 1/2022 FONDS & VERSICHERUNG Ingo Hofmann | Merkur Versicherung
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