FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2022

Cimbal: Wir haben rund 2.000 Investoren, von denen etwa 80 Prozent regelmäßig neu bei uns investieren. Das zeugt von Ver- trauen, und darauf sind wir sehr stolz. Wie viele potenzielle Investitionskandidaten schauen Sie sich in einem Jahr an? Stranz: Im Durchschnitt um die 20, und davon kommen drei bis fünf in die detail- lierte Due Diligence. Alle müssen zumin- dest den Proof of Concept, eine klare Marktstrategie und gegebenenfalls eine Patentrechtsabsicherung vorweisen. Das überzeugendste Argument für ein Anlageprodukt ist der Track Record. Wie sieht Ihre Performance aus? Cimbal: Wir haben seit 2008 in 25 Unter- nehmen investiert und bisher acht Exits durchgeführt. Die Haltedauer liegt zwi- schen fünf und zehn Jahren, und die durchschnittliche Rendite beträgt knapp 15 Prozent pro Jahr. Sind dabei die Verluste aus gescheiterten Investments berücksichtigt? Cimbal: Ja! Venture Capital ist unweigerlich mit Ausfallsrisiken verbunden. Wir hatten leider drei Ausfälle und zeigen dennoch eine so gute Performance, weil die anderen Exits sehr erfolgreich waren. Das gilt zum Beispiel für das Pharmaunternehmen Marinomed, das im Februar 2019 erfolg- reich an die Börse gegangen ist. Sie waren an Conda, eine der ältesten österreichischen Crowdinvesting-Plattfor- men, beteiligt. Die Plattformen verdienen relativ schwer Geld. Wie sind Sie mit dem Investment zufrieden? Stranz: Wir haben einen Teil des Verkaufs- preises in Aktien des neuen Eigentümers erhalten, die derzeit nicht unbedingt das zeigen, was wir uns alle wünschen. Crowdinvesting-Plattformen vermitteln Investments in Start-ups über das Internet, Sie gehen den Weg über Berater. Kann Crowdinvesting die Einstiegsdroge für Venture-Capital-Investments sein? Stranz: Ich glaube nicht, dass sich die Hoff- nung, die man für das Crowdinvesting- Geschäft hatte, erfüllt hat. Vielleicht noch eher auf der Immobilienseite. Da gibt es viele Anbieter, die eine sehr attraktive Verzinsung anbieten und bislang die Erwartungen erfüllt haben. Ich glaube aber nicht, dass die Investorennachfrage nach Start-up-Crowdinvestments in absehbarer Zeit stark steigen wird. Beteiligungsfonds sind durch das AIFM- Gesetz sehr streng reguliert, während Crowdinvestments liberal geregelt sind und durch eine EU-Verordnung seit Kurzem noch mehr Freiheiten genießen. Wie sehen Sie die Ungleichbehandlung? Stranz: Die Crowdfunding-Branche hat offensichtlich eine bessere Lobby als andere Kapitalmarktvertreter. Apropos Immobilien: Mit der Gesellschaft Vienna Equity sind Sie im Immobilien- geschäft tätig. Was machen Sie genau? Cimbal: Die Vienna Equity ist ein Projekt- entwickler und Bauträger. Die Investoren erhalten bei uns aber keine Vorsorgewoh- nungen oder Bauherrenmodelle, sondern wie bei den Venture-Capital-Fonds ein Beteiligungsprodukt mit kurzen Laufzeiten von drei bis fünf Jahren und gewerblichen Einkünften. Was machen Sie mit dem Anlegerkapital? Stranz: Wir kaufen in und rund um Wien Liegenschaften an und entwickeln die bestehende Immobilie weiter oder bauen ein neues Haus.Die Anleger beteiligen sich » Die Crowdfunding- Branche hat offensicht- lich eine bessere Lobby als andere Kapital- marktvertreter. « Michael Stranz, Arax KURZ-VITA: Michael Stranz Michael Stranz ist seit 2009 Geschäftsführer von Arax Capital Partners und Vienna Equity. Frühere berufliche Stationen brachten ihn zur CPI Immobilien Gruppe und zur früheren Kapital & Wert, bei der 26 Jahre lang gearbeitet hat. FOTO: © GÜNTER MENZL 156 fondsprofessionell.at 1/2022 SACHWERTE Thomas Cimbal + Michael Stranz | Arax

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