FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021
Nachahmer erwünscht Die oberösterreichische Raiffeisenbank Gunskirchen hat ein Umwelt- center eingerichtet – eine „Bank in der Bank“ , die mittlerweile wesentliche Teile zum Geschäftswachstum der Raika beisteuert. V orreiter haben es bekanntlich nicht immer leicht. Eine Umweltbank? – Vor rund einer Dekade gefiel diese Idee in der oberösterreichischen Raiffeisengruppe nicht allen. „Wir sind schon grün, wir haben das Lagerhaus“, hieß es, als die Raiff- eisenbank Gunskirchen im Hausruckvier- tel ihre Vorstellung vom „Green Banking“ bei den sektoralen Kollegen präsentierte. Natürlich kann eine eigenständige Raika selbst entscheiden, was sie macht. Aller- dings ist man auf Infrastrukturen der Lan- desbank angewiesen. Und auch gegenüber den anderen Raikas im gegenseitigen Hilfs- verein ist solidarisches Verhalten gefragt. Schlussendlich setzten sich die Guns- kirchener Genossenschafter aber durch. „Auch für unseren Aufsichtsrat war klar: Wir wollen das“, sagt Hubert Pupeter, Vor- standsvorsitzender des nahe Wels gelege- nen Instituts. 2012 konnte er das „Umwelt- center“ (UC) eröffnen, eine Bank in der Bank mit einem eigenen, vom „allgemei- nen“Geschäft getrennten Rechnungskreis. Das Prinzip: Jeder Euro, der imUmwelt- center eingenommen wird, wird aus- schließlich für nachhaltige Projekte ausge- geben; für erneuerbare Energien, Bioland- wirtschaft, faire Mode, soziales Miteinander, ökosoziales Wohnen. „Wir haben uns auf das klassische Bankgeschäft spezialisiert. Menschen, denen die Mittelverwendung wichtig ist, geben uns ihr Geld, und wir geben es ganz traditionell für nachhaltige Finanzierung hinaus“, so Kristina Hasel- grübler, Leiterin des Umweltcenters. Hinter dem Geschäftsmodell, das in zwei Sätzen erklärt ist, steht eine umfang- reiche „Umweltgarantie“: Das eingesetzte Geld muss der Natur dienen, zur Treib- hausgasreduktion beitragen, Atomkraft, Rüstung und anderes wird ausgeschlossen, Kreditnehmer mit problematischen Ge- schäftspraktiken (Steuerhinterziehung, Ab- sprachen etc.) kommen ebenfalls nicht zum Zug. Dieses Konzept, das nicht mit Megarenditen sondern mit Durchschau- barkeit und „Impact“ wirbt, findet einen für eine Regionalbank beachtenswerten Kundenkreis. Knapp 2.000 Personen haben ein grünes Giro- oder Sparkonto im Umweltcenter. Sektoral ist das zwar ver- schwindend; allein in Oberösterreich gibt es 319.000 Raiffeisenkunden. Für die Genossenschaft in Gunskirchen wird das UC aber zunehmend zumMotor. Wachstum Großteils aus dem UC Im Vorjahr wuchs das Geschäftsvolumen (Einlagen plus Ausleihungen) der Raika erstmals auf über eine Milliarde Euro. Das lag maßgeblich am Umweltcenter, das um 28 Prozent auf 105 Millionen Euro zulegte. Mehr als ein Drittel des Wachstums der Bank wurden damit im Umweltcenter er- zielt, heißt es. Vorstandsvorsitzender Pupe- » Menschen, denen die Mittelverwendung wich- tig ist, geben uns Geld. Wir finanzieren damit nachhaltige Projekte. « Kristina Haselgrübler, Raiffeisenbank Gunskirchen Hubert Pupeter, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Gunskirchen, und Kristina Haselgrübler, Leiterin des Umweltcenters, haben mit Green Banking begonnen, als die Branche damit noch wenig anfangen konnte. BANK & FONDS Raiffeisenbank Gunskirchen 246 fondsprofessionell.at 4/2021 FOTO: © SABINE SCHNEIDER, RAIFFEISEN GUNSKIRCHEN
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=