FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

einen Trend sehen: Die Bereitschaft, sich ab einem gewissen Vermögen an eine Privat- bank zu wenden, steigt. Lebt man eigentlich komfortabler, weil die Kunden nach UBS und CS sagen: „Ich gehe lieber zu einer inländischen Bank, da hab ich keine Abwanderungsrisiken“? Man merkt schon, dass es an Wert gewon- nen hat, eine österreichische Bank zu sein. Unser Heimmarkt steht nicht in Frage. Kathrein hat heuer den Unternehmens-, Nachfolge- und Stiftungsschwerpunkt ge- schärft. Was genau ist neu? Wir haben unsere Services unter dem Na- men FamilyKonsult zusammengefasst. Da- mit wollen wir den strategischen Fokus da- hinter verdeutlichen.Wir vereinen hier alle Themen rund um Stiftungsservice, Nach- folge, Vermögensstrukturierung, Erben, Ver- erben,Weiterveranlagung bis hin zu Private Equity und Verkauf, wo wir eng mit unse- rer Mutter RBI zusammenarbeiten. Unser Markenauftritt und der Hauptslogan „un- gewöhnlich persönlich“ sind neu. Nicht, dass wir das noch nicht gemacht hätten. Aber es soll zeigen, wie wichtig der persön- liche Kontakt genau in diesem Bereich ist. Oft müssen sensible Themen angespro- chen werden, die die ganze Familie betref- fen. Das geht nicht ohne Vertrauensbasis. Nachfolge ist momentan bei praktisch allen Privatbanken ein wichtiges Thema. Was unterscheidet Sie? Der Unterschied ist sicher nicht an einer speziellen Sache festzumachen. Aber wir setzen ein klares Zeichen. Wir haben ab- seits der Kundenbetreuer eigene Spezialis- ten, die sich ausschließlich mit Nachfolge- fragen auseinandersetzen. Das haben nicht alle. Solche Experten sind bereits auf die ersten Gespräche vorbereitet und können bei speziellen Konstellationen helfen, zum Beispiel bei Fragen grenzüberschreitender Beziehungen. Das geht bis zu häufig über- sehenen Governancethemen in Stiftungen. Produktseitig soll es Neuerungen geben – wieweit ist der Plan einer zertifikatebasier- ten Vermögensverwaltung? Was Produkte betrifft, haben wir imOkto- ber einen nachhaltigen Megatrendsfonds aufgelegt. Beim Thema Zertifikate sind wir noch am Entwickeln. Eine Vermögensver- waltung rein auf Zertifikatebasis ist tech- nisch-rechtlich nicht einfach. Da suchen wir noch nach Lösungen. Grundsätzlich haben wir seit eineinhalb Jahren Zertifikate in unserem Produktuniversum. Die RBI-Zertifikatetochter Raiffeisen Centro- bank (RCB) wurde imVorjahr aufgesplittet. Ein Teil kam zur RBI, ein Teil zu Kathrein … Ja, wir haben die Privatkunden übernom- men. Die RCB hatte in Kooperation mit den Netzwerkbanken der RBI Privatkun- den imNon-Advisory-Bereich.Das war also eine reine Booking-Plattform. Wie viele Kunden kamen zu Kathrein? Und passen die ins klassische Private Banking? Es waren über 600 Personen, die bereits Kunden einer RBI-Netzwerkbank waren und die eine Kontoverbindung in Öster- reich gesucht haben. Das hat damals die Centrobank, wo ich bis 2019 war, angebo- ten. Bei uns sind diese Non-Advisory-Kun- den in die Beratung gewechselt. Das hat auch unsere Kooperation mit den RBI- Netzwerkbanken erweitert. Angesichts dieser Fusion der RCB in die RBI könnte die RBI auch beim Private Ban- king sagen: „Sparen wir uns eine Bank- lizenz, es reicht, wenn man Kathrein als Marke weiterführt.“ Das ist nicht angedacht und aus heutiger Sicht nicht sinnvoll. Wir sind eine sehr selbstständige Privatbank. Wir haben auch durchaus bewusst kein Giebelkreuz in un- serem Auftritt. Aber der Hauptgrund ist, » Eine Vermögensver- waltung rein auf Zerti- fikatebasis ist nicht einfach. Wir suchen noch nach Lösungen. « Wilhelm Celeda, Vorstands- vorsitzender Kathrein Privatbank FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN 238 fondsprofessionell.at 4/2021 BANK & FONDS Wilhelm Celeda | Kathrein Privatbank

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