FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021
Auf der zweiten Ebene steht die Verfüg- barkeit der Daten für ein Portfolio. Gerade bei VV-Fonds lässt sich mitunter gar kein ESG-Rating erstellen, weil insbesondere für den Anleihenteil nicht ausreichend Anga- ben zu den enthaltenen Wertpapieren ver- fügbar sind. „Die Datenqualität ist ein Pro- blem für Mischfonds“, sagt Valentin Pernet, bei Oddo BHF Asset Management für das ESG-Research verantwortlich. „Denn die unterschiedliche Datenlage und die ESG- Ratingmethodiken erschweren es, Unter- nehmen zu bewerten und zu vergleichen.“ Irrelevante Angaben Wie gut die Angaben zu Nachhaltig- keitsbelangen sind, hänge großenteils vom Segment und von der ESG-Datenqualität ab. „Bei großen Unternehmen aus dem Investment-Grade-Bereich ist die Datenlage gut“, berichtet Pernet. „Bei High-Yield-Emit- tenten aus den Schwellenländern oder auch den USA ist die Verfügbarkeit, Ab- deckung und Qualität verglichen mit euro- päischen Unternehmen hingegen oftmals schlechter.“ In Nachhaltigkeitsberichten von US-Firmen würden mitunter belanglose Informationen hervorgehoben, etwa dass die Mitarbeiter am Nachmittag Müll tren- nen, berichtet der ESG-Experte aus der Praxis. „Dabei handelt es sich nicht um relevante ESG-Daten.“ Aber auch für Staatsanleihen sind Anga- ben zur Nachhaltigkeit mitunter diffus. Dies erschwert den Fondsratinganbietern die Taxierung eines Portfolios. „Manche Ratinggesellschaften vergeben ein Rating, auch wenn nur Teile des Fondsportfolios erfasst sind“, erläutert RP-Geschäftsführer Hajek die Problematik. Für Anleger ent- springt daraus die Frage, wie „grün“ ihr Portfolio tatsächlich ist. Morningstar habe diese Problematik adressiert und sich das Ziel gesetzt, dies besser zu berücksichtigen, berichtet Hajek. Ab November will die Ratingagentur zusätzliche ESG-Daten zu staatlichen Emittenten in ihre Bewertun- gen mit einfließen lassen. Wer darf grün sein? Eine weitere Problematik ist das soge- nannte Greenwashing, also Portfolios grü- ner darzustellen, als sie sind. Gerade hier stellt sich die Frage, welche Definitionen und Ansprüche erfüllt sein sollen. Ein Bei- spiel sind Anleihen mit dezidiert nachhal- tigem Einsatzzweck des eingesammelten Kapitals, die „Green Bonds“. „Manche ver- treten die Auffassung, dass auch die Emit- tenten einer Anleihe grün sein müssen“, sagt Marcio da Costa, Portfoliomanager des Hannoveraner Asset Managers Bantleon. „Ich sehe das nicht so streng.“ Denn wenn etwa ein Flughafenbetreiber keinen Green Bond emittieren dürfe, gäbe es für ihn keinen Anreiz, überhaupt etwas für den Klimaschutz zu tun. „So kann zu- mindest der Weg der Passagiere durch den Terminal bis zum Flugzeug über die Nut- zung von Solarenergie oder emissionsfreie Mirko Hajek, RP Rheinische Portfolio Management: „Ein Fondsmanager kann noch viel erzählen, muss aber bisher kaum etwas liefern.“ Unterschiedliche Ansätze Anteil der ESG-Ansätze* bei nachhaltigen Fonds und Mandaten Ausschlüsse sowie eine normbasierte Auswahl spielen beim überwiegenden Teil der ESG-Portfolios eine Rolle. *amGesamtvolumen |Quelle:FNG,Mehrfachnennungenmöglich 0% 20% 40% 60% 80% 100% Impact Investment Nachhaltige Themenfonds Best-in-Class Stimmrechtsausübung Engagement ESG-Integration Normbasiertes Screening Ausschlüsse Deutschland Österreich 93 % 98 % 7 % 5 % Nachhaltige Bremsen Hindernisse bei Impact-Investments Zu wenige Daten und keine klaren Vorgaben – das bemängeln praktisch alle Akteure. UmfragedesForumNachhaltigeGeldanlagenunterMarktteilnehmernausDeutschlandundÖsterreich |Quelle:FNG 0% 20% 40% 60% 80% 100% Eingeschränktes Investmentuniversum Fehlende regulato- rische Klarheit Fehlende Daten/ Messbarkeit Wichtig Egal Unwichtig 89 % 9 % 2 % 77 % 14 % 9 % 36 % 28 % 36 % MARKT & STRATEGIE Vermögensverwaltende Fonds 66 fondsprofessionell.at 3/2021 FOTO: © RP RHEINISCHE PORTFOLIO MANAGEMENT
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