FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021
Welt eventuell noch alles passieren kann. Dann aber wären mit Sicherheit wieder solide gemanagte Unternehmen gefragt, die aktuell vielleicht nicht so stark imRam- penlicht stehen, seit Jahren jedoch ansehn- liche Dividenden in der Größenordnung von fünf Prozent zahlen. Glow: Mit Blick auf die jüngere Vergangen- heit werden Sie aber doch einräumenmüs- sen, dass Ihr Fonds darunter gelitten hat, zu wenig in US-Werten investiert zu sein. Bruns: Das stelle ich gar nicht in Frage, rückblickend würde ich sogar sagen, dass es ein historischer Fehler war, zu wenige amerikanische Titel im Portfolio zu haben. Aber wenn Sie wissen möchten, ob es mich ärgert, dass wir nicht in Werte wie Micro- soft, Apple oder Facebook und Google investiert waren, dann antworte ich mit einem klaren Nein. Ich will ja gar nicht in Frage stellen, dass es gute Produkte und Dienstleistungen sind, die diese Unterneh- men vorweisen können. Aber zum einen entwickelt vielleicht demnächst auch jemand anders einmal ein gutes Mobiltele- fon, zum anderen sollte man am Ende nicht nur wissen, welche Aktien man im Portfolio hält, sondern auch warum. Die Antwort auf diese Frage erhält man nur durch aktive Analyse und Titelselektion, wie wir sie leben. Heuser: Es gelang Ihnen zuletzt 2017, Index und Peergroup zu schlagen. Damüssen Sie sich schon die Frage stellen, wie lang Ihre Anleger noch durchhalten. Bruns: Bei einer solchen Frage sollte man unsere Beziehung und unsere Nähe zu den Kunden, die in unsere Fonds investieren, nicht unterschätzen. Wir haben meiner Auffassung nach schon immer sehr zeit- nah und ausführlich darüber informiert, was wir in unseren Fonds tun, aber was wir auch bewusst lassen. Daher wissen die meisten unserer Anleger sehr genau, was sie erwarten dürfen, aber auch was sie nicht erwarten sollten. Viele Kunden, die schon etwas länger an Bord des Loys Global sind, werden hoffentlich auch weiterhin zufrie- den damit sein, dass wir in den vergange- nen zehn Jahren ihr Geld mit einer Wert- entwicklung von im Jahresschnitt mehr als 8,5 Prozent mehr als verdoppelt haben. Heuser: Was dürfen Ihre Kunden denn nicht erwarten? Bruns: Dass wir uns auf die Jagd begeben, um jedes Jahr den MSCI World zu schla- gen. Wer eine Anlagestrategie sucht, die versucht, zu jeder Zeit das abzuernten, was am Markt möglich ist, dem muss ich sagen, dass unser Fonds nicht der richtige ist.Wir sind eben kein Trendfolger, der von einem Hype zum nächsten hüpft. Wir denken viel absoluter und weniger relativ. Denn wir verstehen uns nach wie vor sehr bewusst als aktiver Manager, der seine Aktien zwar durchaus gezielt, aber stets mit einer gewissen vorsichtigen Haltung aus- sucht. Sicherheit und der langfristige Erhalt des Kapitals spielen bei uns eine ebenso große Rolle wie Renditechancen. Heuser: Vonwelchen Ihrer Investments sind Sie denn überzeugt, und warum? Bruns: Mit Werten wie Deutsche Post und Telekom zum Beispiel, die wir auf einem günstigen Niveau gekauft haben. Wir konnten zudem in einem Sektor wie der Gesundheitsbranche günstig zukaufen, die gewissermaßen gelitten hatte, weil durch Corona und die Konzentration auf das Thema Impfstoffe viele herkömmliche medizinische Prozeduren aufgeschoben oder gar nicht mehr durchgeführt wurden. Und wir haben unsere Positionierung in Werten wie BP, Gazprom und Lukoil im Bereich der Öl- und Gasindustrie verstärkt. Heuser: Was haben Sie bewusst gemieden? Bruns: Wir waren zum Beispiel nie inWire- card investiert. Nach einem Gespräch mit » Wir sind eben kein Trendfolger, der von einem Hype zum nächsten hüpft. « Christoph Bruns, Loys MARKT & STRATEGIE Fondsmanager in Kreuzverhör | Christoph Bruns | Loys 60 fondsprofessionell.at 3/2021 KREUZ VERHÖR FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH | 2015
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