FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021
Genau darauf ging heuer die Sparkassen- gruppe ein. In einem Bildungs-KV wurde Mitarbeitern unter anderem die Möglich- keit eingeräumt, ihre Qualifizierung abseits des „Pflichtprogramms“ in hohem Aus- maß selbst zu gestalten. Beschäftigte kön- nen damit ihre Karriere besser nach eige- nen Vorstellungen vorantreiben. Von Unzeitgemäßem befreit Die davor gültigen Regelungen seien zu unflexibel gewesen und nicht genug am individuellen Bedarf orientiert, sagt David Gezzele, Leiter Learning & Development der Erste Bank der österreichischen Spar- kassen AG. In der Konsequenz hielten sich die zu Schulenden nur noch bruchstück- haft daran. „Das geschriebene Recht stimmte mit der Praxis nicht mehr überein. Daher hat sich das Unternehmen mit dem Betriebsrat zusammengesetzt. Es war klar: Wir wollen wirklich etwas neues machen“, sagt Gezzele.Den Grundstein hatte im Jahr 2016 bereits die Erste Bank gelegt, als sie die Weiterbildung der Filialmitarbeiter neu aufstellte.Heuer habe man sich schlussend- lich auch gruppenweit von allemUnzeitge- mäßen befreit. „Vorher war nur die Basis- bildung geregelt, jetzt ist es ein umfassen- des Bekenntnis zur Aus- und Weiterbil- dung“, so Gezzele. Dass man das alles in einen KV gepackt hat, sei eine bewusste Entscheidung und eine Botschaft nach außen gewesen. „Wir müssen attraktiv sein, daher haben wir das Thema Ausbildung auf dieser prominen- ten Ebene platziert“, so Gezzele. Aus der Gewerkschaft war bei der Einführung im Frühjahr zu hören, ähnliche (Neu-)Auf- stellungen seien auch in anderen Banken wünschenswert oder würden bereits ange- dacht. Beim Konkurrenzsektor, der Raiffeisen Bankengruppe, ist ein spezifischer KV zwar kein Thema, wie Raiffeisen-Campus-Mana- ger Georg Gruber meint. Doch auch hier wird das Angebot gezielt eingesetzt, um damit am Personalmarkt hervorzustechen. Ende 2020 startete gemeinsammit der FH Wien ein eigenes Masterstudium „Premi- um Banking“, das sich an Vertriebstalente aus dem Sektor richtet. Damit gibt es neben dem bereits davor bestehenden Raiffeisen-MBA-Programm für das höhere Management nun auch einen akademi- schen Lehrgang für Kundenbetreuer. „Employer Branding“ „Bildung ist eine Möglichkeit in Rich- tung Employer Branding, um gute Leute für das Bankgeschäft zu gewinnen“, sagt Gruber, der heuer nach vielen Jahren sein Amt als Geschäftsleiter des Raiffeisen Cam- pus übergeben hat und bald in Pension geht. „Viele Mitarbeiter kommen nach der Matura zu uns. Denen können wir sagen, wenn du bei Raiffeisen die Basisausbildung machst und dir der Job gefällt, dann brauchst du keine Bildungskarenz oder ein Studium nachholen, um dich zu ent- wickeln“, so Gruber. Die Sorge, dass Mitarbeiter bei einem „Raiffeisen-Studium“ vielleicht weniger weit über den Tellerrand blicken wie bei einem ohne das Giebelkreuz-Vorzeichen, » Wir müssen attraktiv sein, daher haben wir das Thema Ausbildung auf dieser prominenten Ebene platziert. « David Gezzele, Erste Bank Bettina Fuhrmann, Universitätsprofessorin für Wirtschaftspädagogik und Vorstän- din des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien, sagt, dass ein Mix aus Präsenzlernen und selbst gesteuertem Lernen die Motivation der Mitarbeiter erhöht. David Gezzele, Leiter Learning & Development der Erste Bank Österreich, ist froh, sich von alten Vorgaben befreit zu haben: „Es war klar: Wir wollen wirklich etwas Neues machen.“ fondsprofessionell.at 3/2021 241
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