FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

Das überrascht. Westebbe: Bei ETFs wollen Anleger in die reine Entwicklung eines Marktes investie- ren, das Beta. Bei aktiven Fonds suchen Anleger hingegen eine Übergewichtung zu bestimmten Branchen oder Investment- stilen, also Alpha. Die aktiven Fonds behal- ten Anleger durchaus etwas länger im Port- folio, während das ETF-Investment je nach Marktlage rasch angepasst werden kann. Ein anderes heiß diskutiertes Thema sind Krypto-Assets. Was plant Ihr Haus in die- sem Feld? Michalik: Wir folgen als Asset Manager der Linie der HSBC-Gruppe. Wir werden in näherer Zukunft keine Produkte auflegen, die Zugang zu Kryptowährungen geben. Wichtig ist aber die Unterscheidung zwi- schen Kryptowährungen und der Block- chain. Wir prüfen durchaus, welche Ab- läufe und Verfahren über die Blockchain abgewickelt werden können. Sie erwähnten zudem Nachhaltigkeit – mit diesemThema gehen derzeit viele Anbieter hausieren. Michalik: Bei Nachhaltigkeit ist wichtig: Was unternimmt ein Anbieter wirklich? ESG-Faktoren müssen zum einen im An- lageansatz Berücksichtigung finden. Zum anderen sollten sich Anteilseigner bei den Unternehmen und Staaten einbringen, das sogenannte „Active Ownership“. Da zählen wir nachweislich zu den Topanbietern, die an vielen Hauptversammlungen und Ab- stimmungen teilnehmen.Wir bringen uns zudem bei Entscheidungen auf Branchen-, Kunden- sowie auch auf politischer Ebene ein.Wir sind ein Anbieter, der Nachhaltig- keit wirklich ernst nimmt und sich das nicht nur auf die Fahnen schreibt. Westebbe: Die HSBC unterschrieb bereits im Jahr 2006 die Prinzipien für verantwort- liches Investieren der Vereinten Nationen, UN-PRI. ESG-Faktoren sind bei uns im Investmentprozess fest verankert. Jedes Team hat einen Verantwortlichen für das Thema Nachhaltigkeit. Jedes Investment, egal ob Aktie oder Anleihe, erhält einen ESG-Score. Dabei stützen wir uns auch auf Daten externer Analysehäuser. Wir bauten zudem ein hauseigenes Researchnetzwerk auf und ziehen unsere eigenen Schlüsse. Wie hoch soll der Anteil an nachhaltigen Fonds in IhremHaus sein? Michalik: Wir wollen uns da keine Zahl auferlegen. Der Markt ist noch so im Fluss, da wird sich in den kommenden Jahren viel ändern. Westebbe: Wir entwickeln uns weiter – wie der gesamte Markt. Da sind wir alle sicher noch nicht am Ende angelangt. Wir neh- men bewusst eine defensive Haltung ein und entwickeln dort, wo es für alle transpa- rent und sinnvoll ist, Fonds von Artikel 6 in Artikel 8 nach der europäischen Offen- legungsverordnung. Von den rund 100 HSBC-Publikumsfonds, die in Deutsch- land und Österreich angeboten werden, ha- ben wir eine kleine zweistellige Zahl nach Artikel 8 der SFDR und einen nach Artikel 9 klassifiziert.Wir wollen abwarten, wie die konkreten Kriterien in absehbarer Zeit aus- sehen. Andere Marktteilnehmer hingegen haben jetzt schon einen großen Teil ihrer Fondspalette unter Artikel 8 oder 9 einsor- tiert. Da gehen wir bewusst einen anderen Weg. Unsere Kunden begrüßen das. Herr Michalik, Herr Westebbe, vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER FP KURZ-VITA: Thorsten Michalik Vor zwei Jahren folgte Thorsten Michalik dem Ex-DWS-Chef Nicolas Moreau zu HSBC Asset Management. Hier leitet Michalik das Wholesale-Geschäft. Bei der DWS war er als Mitglied der Geschäftsführung für den Vertrieb in Europa und Asien verantwortlich. Zudem baute Michalik den Bereich für börsengehandelte Indexfonds (ETFs) bei der Deutschen Bank mit auf. Er lebte zwei Jahre in Hongkong, wo er das Options- scheingeschäft des deutschen Branchenprimus lenkte. Seine Finanzlaufbahn begann er bei der Schweizer Großbank UBS. Michalik studierte Betriebswirtschaft in Konstanz. » Wir wollen uns beim Anteil nachhaltiger Fonds keine Zahl auferlegen. Der Markt ist noch so im Fluss. « Thorsten Michalik, HSBC AM FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.at 3/2021 189

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