FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

bekommt, ist die einheitliche steuerliche Behandlung. Die Rückmeldungen aus Österreich sind, dass viele noch keinen Plan haben und derzeit nur einige wenige ein Pepp anbieten wollen. Abseits der Steuern ist noch die Frage, ob sich das Konzept beim Basis-Pepp wirt- schaftlich ausgeht: Garantie plus Kosten- deckel von einem Prozent pro Jahr. Schwierig. Das Niedrigzins- und Niedrig- ertragsumfeld, das gleichzeitig volatil ist, arbeitet da dagegen. Wer wird dann so was vertreiben? Aus allen Gesprächen höre ich, ein Prozent wird nur funktionieren, wenn man es digi- tal vertreibt. Aber da stellt sich wieder die Frage, wie stark die IDD für den digitalen Verkauf gemünzt ist. Man kann ja nicht sagen, das Pepp kann man ohne viel Bera- tung verkaufen. Was muss passieren? Meine persönliche Meinung ist, man wird vielleicht einmal Nachbesserungen über- legen müssen. Momentan glaube ich, dass der Erfolg sehr stark mit der steuerlichen Behandlung in den einzelnen Ländern zusammenhängen wird. Wenn alles rund- herum stimmt, wird man das Produkt durchaus darstellen können. Die Niedrigzinssituation erhöht die Angst, dass Versicherer ausfallen. Was wurde ei- gentlich aus dem vor Jahren auf EU-Ebene diskutierten Versicherungsausfallsfonds? Das ist mir sehr wichtig. Wir haben hier kürzlich im Zuge des Solvency II Review wieder einen Versuch unternommen. Wir schlagen die Schaffung einer Mindesthar- monisierung des Versicherungsgarantie- schemas in Europa vor. Es geht also nicht um einen europaweiten Fonds – dass so et- was schwierig ist, sieht man ja bei den Ban- ken. Aber wir wollen eine Mindestanforde- rung. In Dänemark gab es jüngst den Fall der ausgefallenen Gefion, wo die Auszah- lung aus dem dortigen Garantiesystem auf dänische Staatsbürger reduziert wurde. Und das war nicht der einzige Fall. Wie steht die EU-Kommission zu dem Garantieschema? Man hört, dass die Kommission das auf die lange Bank schieben könnte. Wir als Auf- seher wollen aber, dass das möglichst bald umgesetzt wird. Versicherung kann aus Aufsichtssicht in Europa so nicht funktio- nieren: Wenn ich nämlich als FMA eine Zulassung gebe, dann wirkt die für den gesamten EWR-Raum. Es ist völlig inakzep- tabel zu sagen: „Verkaufen darf ich überall, aber wenn es schiefgeht, dann deckt das Garantiesystem nur die eigenen Bürger.“ Was würde so ein Garantiesystem in der Praxis bieten? In Österreich würde man es vermutlich auf dem Deckungsstocksystem aufbauen. Da- bei ist ein großer Unterschied zur Entschä- digung bei Bankpleiten zu beachten. Dort bekommen Sie rasch Ihre Einlagen bis 100.000 Euro erstattet. Bei einer Lebensver- sicherung sind es erstens – wenn ich lang angespart habe – oft mehr als 100.000 Euro. Und zweitens ist in Sparten wie der Lebens- und Krankenversicherung gar nicht die Auszahlung vorrangig: Hier ist es das Wichtigste, dass mein Vertrag weiter- läuft, denn wenn ich einmal älter bin, bekomme ich zu leistbaren Prämien keine Versicherung mehr. Verträge bei Kranken und Leben müssen transferiert werden; ein Defizit müsste dann von der Gemeinschaft ausgeglichen werden. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Es ist inakzeptabel zu sagen, das Garantie- system deckt nur die eigenen Bürger. « Peter Braumüller, FMA/Eiopa KURZ-VITA: Peter Braumüller Versicherungsmathematiker und Jurist. Langjähriger Be- reichsleiter für Versicherungs- und Pensionskassenaufsicht der FMA. Daneben seit 2015 Vizevorsitzender der Eiopa. Im März 2021 übernahm Braumüller für einige Monate interi- mistisch die Eiopa-Leitung. Ab September ist er wieder als als Eiopa Vice-Chairperson tätig (gewählt bis 2024). FOTO: © GÜNTER MENZL 156 fondsprofessionell.at 3/2021 FONDS & VERSICHERUNG Peter Braumüller | FMA

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