FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

Ansatz ist, dass das gesamte Produkt wie auch die einzelnen Komponenten einen Wert für den Kunden haben müssen. Es soll also nicht Cross-Selling einge- dämmt werden, sondern es muss wert- haltig sein? Ja. Wir sind da noch in einem frühen Sta- dium. Aber es geht einerseits umWünsche und Bedürfnisse der Kunden. Andererseits wollen wir, dass der Wert für den Kunden schon im Produktentwicklungsprozess eva- luiert werden und gegeben sein muss. Das deckt sich auch mit dem Eiopa-Papier zu „value for money“, für das bis Juli öffentli- che Konsultationen eingeholt wurden. Dort ist vorgesehen, die Kosten für einzelne Komponenten offenzulegen. Derzeit wer- den die Rückmeldungen der Stakeholder ausgewertet. Hinter dem Konsultationsverfahren steht das Rahmenwerk „Value for Money risks in the European unit-linked market“, das die Kosten fondsgebundener Polizzen hinter- fragt. Welche Ziele verfolgt die Eiopa da? Meine Nachfolgerin, Eiopa-Vorsitzende Petra Hielkema, wird hier die Linie vorge- ben. Allgemein geht es um Bedenken zur Profitabilität und Vergleichbarkeit von Produkten und um die Sichtbarkeit von Kosten. Das stand aufgrund unserer Cost- Performance-Reports schon länger am Plan, wurde aber beschleunigt, durch eine Produktintervention in Polen: Dort hat die Aufsicht voriges Jahr ein Verbot fonds- gebundener Produkte eingeleitet, die ihre Kosten nicht voll ausweisen oder die auf- grund ihrer Veranlagungsstruktur und hoher Kosten voraussichtlich nicht profita- bel sein können. Produkte also, die keinen „Value for Money“bieten.Wir sagen, dieser Wert muss eigentlich schon Teil des Pro- duktentwicklungsprozesses sein und dort eingefordert werden. Woran macht man diesenWert fest? Natürlich ist Value for Money kein recht- liches Konzept. Wie man sich vorstellen kann, ist das nicht simpel und muss inten- siv diskutiert werden: Ist es zum Beispiel gut für mich, wenn ich 10.000 Euro mit 0,1 Prozent am Sparbuch liegen habe? Darf man so etwas anbieten? Wo ist da das Value-Konzept? Es ist komplex, aber es ist wichtig. Als Aufseher schauen wir ja beim Produktentwicklungsprozess genau hin. Vorgesehen ist auch ein „Fairness-Test“. Der muss also schon bei der Produktent- wicklung gemacht werden? Genau, der Test soll schon positiv sein, bevor ich das Produkt verkaufe. Nach der Stakeholderbefragung muss entschieden werden, mit welchem Modell man diesen Test macht. Es wurden in Europa Produkte vertrieben, die eindeutig zu komplex waren für die Zielgruppe, teils auch mit Krypto- Assets als Underlying. Es ist zu spät, bei einem Produkt, das von vornherein fehl- konstruiert ist, erst am Point of Sale auf die Wohlverhaltensregeln, etwa auf den Wün- sche-und-Bedürfnis-Test, zu setzen. Heuer wurden im März die letzten techni- schen Standards für das europäische Pen- sionsprodukt Pepp imAmtsblatt der Union veröffentlicht. Wie praxistauglich ist das Produkt aus Ihrer Sicht? Der Hintergrund ist ja relativ klar: Es gibt das europapolitische Bestreben, die private Vorsorge zu stärken, denn einige Länder hinken nach.Und zweitens müssen wir der Mobilität der Arbeitskräfte Rechnung tra- gen. Eiopa hätte ja auch versucht, für die betriebliche Altersvorsorge ein europäisches Rahmenwerk zu errichten, aber diese Säule war schwer zu bewegen, weil das Spek- trum der Systeme so groß ist. Also hat man auf ein persönliches Pensionsprodukt ge- setzt, das erstens simpel ist und zweitens ein europäisches Label hat; ein Produkt, das ich auch behalten kann, wenn ich im Ausland arbeite. Am 22.März 2022 könnte es losgehen. Was man nicht in den Griff » Der Wert für den Kunden muss schon im Produktentwicklungs- prozess evaluiert werden und gegeben sein. « Peter Braumüller, FMA/Eiopa fondsprofessionell.at 3/2021 155

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